Alltags-Wahnsinn

„Du musst es doch aber wollen…….“


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Hallo ihr Lieben,

in einer Woche um diese Zeit werden wir hoffentlich längst auf der Autobahn und in Richtung Norden unterwegs sein.
Einerseits kann ich es kaum erwarten, dass es endlich soweit ist und andererseits sind in mir so viele mulmige Gefühle.

Es geht mir einfach nicht gut.
Jede kleine Veränderung macht so eine Angst, dass ich nur noch weg will.
Was, wenn dort an meinem Wohlfühlort die Welt nicht mehr ist wie vor der Pandemie? Was, wenn dort die Folgen spürbarer sind als ich es ertrage?

Ich träume mich gedanklich an den Strand. In unendliche Weite. Sehe die Schiffe, wie sie sich am frühen Morgen vor dem Hafen aufreihen als würden sie dort die Sonne und den Tag begrüßen wollen.

Was, wenn sie das nicht mehr tun?

Was, wenn die Sonne nicht mehr aufgeht und nicht mehr untergeht?
Und wenn es nicht mehr Tag wird?
Und wenn es nicht mehr Abend und Nacht wird?

Solche Fragen tauchen in mir auf.
Fragen, die kaum jemand stellt, weil es so ganz und gar unwahrscheinlich erscheint.
Und ich stelle sie dennoch und entgegne gerade heraus:

„Und wenn doch?“

Ohne dabei irgendwas seltsam zu finden.

Ich ziehe meine Gewichtsdecke bis unter mein Kinn und es fühlt sich ein bisschen an als würden sich Arme um mich schlingen.

Ich brauche so viel mehr als diese Vorstellung von Nähe.

Wer weiß schon, wie es weitergehen wird? Was die Zukunft bringen wird?
Wer weiß schon, wie das Land in einigen Wochen regiert werden wird und welche Maßnahmen in Sachen Corona dann bestimmt werden?

Ich ertrage nicht mehr diesen Abstand zu dem einzigen Menschen dessen Nähe nie zu nah war.
Und ich fürchte, dass nach all der langen Zeit die Nähe komisch fremd sein könnte und zerstört ist, was sich einzig sicher angefühlt hat.

In diesem Zwiespalt scheine ich gefangen.

Angst und Sehnsucht.

Und nicht glauben können, dass ein Mensch mich wirklich liebt wie ich bin, wenn ich nicht alle Energie verwende, normal zu erscheinen. Wenn ich nicht weiter kämpfen und mich anstrengen will, um so normal wie möglich zu werden.

Ich will die Welt auf meine Weise erleben dürfen.
Ich will sie riechen, schmecken, fühlen, wie ich das kann.
Ich will sie erleben, so wie meine Sinne sie wahrnehmen können.

Ich will nicht verbogen werden.

Nicht durch die insistierenden Fragen, die doch nur suggerieren, dass ich mich mehr anstrengen müsse. Dass ich doch leben wollen muss wie die meisten Menschen es tun. Ich muss doch verstehen können wollen wie es all die neurotypischen Menschen selbstverständlich tun.

In mir sammelt sich das Tränenmeer und wird zu einem Ozean bei Sturmflut.

Ich bin es müde, immer werden zu sollen.
Immer schaffen zu müssen.
Immer besser werden zu sollen.

Ich mag nur endlich sein dürfen.
Und ganz genau so gewollt sein.

Denn so bin ich auf die Welt gekommen.
So war ich vorgesehen.
So sollte ich sein.

So und nicht anders.

Ich wäre wohl weniger traurig, weniger bekümmert und weniger zurückgezogen, es würde niemand denken, was ich alles erreichen sollte und müsste. Es würde mir niemand sagen, wie schade es doch sei und wie absurd, wenn ich nicht dieses erreichen wollen würde oder jenes anders lernen wollte.

Manches kann ich lernen und das tue ich auch gerne. Auch dann, wenn es mühsam ist.

Und dennoch, meine Wahrnehmung bleibt immer anders als die von neurotypischen Menschen.
Ich erlebe die Welt einfach anders und ich reagiere anders auf sie.

Auch wenn ich mit jedem bisschen was ich gut über mich verstehe auch ein bisschen mehr erahnen kann, wann ich nachfragen sollte, ehe ich von der Bedeutung von etwas ausgehe.

Ich bin traurig, wenn mir dieser Schwall entgegenströmt, der nichts sagt als dass ich kämpfen soll, doch zu denken wie die anderen. Doch wahrzunehmen wie die anderen. Doch zu sein wie all die anderen.
Und doch bitte dennoch ich bleiben soll.

Es überspült mich mit Traurigkeit, wenn ausgerechnet dieser eine Mensch es sagt, der in meinem Herzen wohnt.

Weil es doch irgendwie bedeutet, dass ich nicht okay bin. Dass ich nicht geliebt bin.

Dass ich einfach anders werden soll…………

Weil ich so nicht verstanden werde.
Weil es doch so so schwierig für mich ist.

Das dachte schon meine Mutter und wollte mich zu einem „Normalo“ erziehen.
Sie hat mich gelehrt so zu tun als ob ich normal wäre.

Damit ich es leichter habe.

Und sie hat nie gehört, dass es dadurch so viel anstrengender wurde.
Weil ich nicht bin was ich scheine, sondern nur so tue als ob, damit die anderen es leichter mit mir haben.

Ich habe zu viel geweint. Mich leergeweint.
Jetzt mag ich die Decke über mich ziehen und wenigstens fühlen als wäre da jemand, der mich umarmt und tröstet. Als wäre da jemand, der mich versteht.

Euch wünsche ich einen angenehmen Samstag. Habt einen schönen Tag.
🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Anspannung regulieren


Zoo Rostock 18.8.2021

Hallo ihr Lieben,

dieses Video hat eine Vorgeschichte, die ihr nicht sehen könnt.

Als wir gestern zum Zoo fuhren, waren wir ziemlich erschlagen von der Fülle der Parkplätze.
Gewöhnlich kennen wir es, dass der Zooparkplatz voll ist und der auf dem wir parken meist gut gefüllt ist, aber dennoch auch noch ausreichend freie Parkplätze hat. Und dann gibt es noch ein Stück entfernt einen sehr großen Park and Ride, auf den sich hin und wieder mal ein paar wenige Autos verirren.
Gestern allerdings war dieser Parkplatz schon rappelvoll.
Wir bekamen einen der letzten freien Parkplätze dort wo wir immer parken.

Es war schon Nachmittag, als wir ankamen.
Und uns kommen in Massen die Menschen entgegen.
Wir fragten uns schon, ob es irgendeine Aktion gab, die wir wohl verpasst haben.
Ich weiß es nicht.
Der Zoo war einfach voll.
So, dass wir sogar entschieden nicht die Orangs zu besuchen, weil dort am Eingang zum Darwineum bereits aus Entfernung eine lange Menschenschlange zu sehen war.

Wir schlenderten also durch den Park.
Haben zum ersten Mal einen der Luchse wach und munter gesehen.
Und konnte zuschauen wie sich der Zoo leerte.
Und wir waren noch immer dort.
Endlich in Ruhe.

Und sieht da, zum allerersten Mal durften wir sehen, dass es wirklich zwei Luchse gibt. Bisher hatten sie sich immer versteckt gehalten.

Und dann kamen wir zu den Kegelrobben und standen dort und sahen ihnen zu, wie sie im Becken schwammen und tobten.
Und dieses Exemplar hatte wohl das Tau für sich entdeckt.
Und das scheinbar auch nicht zum ersten Mal.

Ich sah, wie gezogen und gekämpft wurde.
Und dann schaute die Robbe mich mit einem entsetzten Blick an.
Kam direkt vor mich und starrte mich an, während ich mit ihr sprach.
Und dann ging sie erneut zu dem Tau und machte weiter.

Ich muss dabei an Verhaltensweisen denken, die ich als Kind drauf hatte.
So etwas wie in die Unterarme beißen oder mit dem Kopf an die Wand hauen.
Oder auch, was ich bis heute tue, mit dem Bein wippen oder zappeln.

Verhaltensweisen, die nicht nur Ausdruck von etwas sind (nämlich Stress), sondern ausgesprochen nötig und hilfreich, um meine Anspannung loszuwerden.

Diverse Verhaltensweisen fallen unter die Überschrift Stressregulation.
Vor allem alles, was als „Selbstverletzendes Verhalten“ einsortiert wird.
Eigentlich ist es eine Form der Regulation von Emotionen.
Nur, dass es eben dem Körper und/oder der Seele schadet.
Und dennoch hilft es, Gefühle und vor allem Anspannung abzubauen.

Die Robbe hat ein Mittel dafür gefunden, was ihr erstmal nicht schadet.
Ähnlich wie ein Kind, was sich beim Klettern und Turnen verausgabt.

Und letztendlich hätte das auch generell vermutlich ganz ähnlich geholfen.
Nur hätte ich als Kind sehr viel davon gebraucht, um spürbar Anspannung zu reduzieren.
Es hätte viel zu lange gebraucht und war vor allem nicht jederzeit möglich und verfügbar.
Mir in den Arm zu beißen ging stets und ständig und war in Sekunden umsetzbar und hat sofort Wirkung gezeigt.

Bei der Robbe war es für mich erkennbar, dass sie versucht Anspannung abzubauen. Zumal sie noch recht jung ist.

Aber erkennen wir das auch immer bei uns selbst?
In all den Facetten dessen was wir tun?

Oft ist es bei mir heute so, dass ich anhand meines Verhaltens erst bemerke, dass ich unter Stress bin.
Ich sehe was ich tue und bekomme eine Idee, was in mir an Spannung da sein muss.

Und dann verbiete ich mir nicht, es zu machen.

Im Gegenteil.

Ich mache es dann ganz bewusst, weil ich weiß, dass es gerade gebraucht wird.

Es wird für mich nun Zeit, in den Tag zu starten.
Und der beginnt heute eben leider auch mit Stress.
Mit einem Arzttermin. Was mich immer unglaublich stresst. Zumal ich dort alleine hin muss.

Ich wünsche euch allen einen schönen Donnerstag.
🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Verschlossen in mir


https://pixabay.com/de/photos/wald-pfad-sonnenstrahlen-waldweg-2942477/

Hallo ihr Lieben,

ich schiebe heute das Schreiben vor mir her. Ziehe jede andere Beschäftigungsmöglichkeit vor und verschwinde so mehr und mehr in dem was mich wegbringt von dem was Leben ausmacht.

Manchmal wünsche ich mir eine andere Therapie. Einen anderen Menschen, mit dem ich über all das reden kann, was in mir gefühlt und gedacht wird.
Nein, nicht die Sachen, die mir früher geschehen sind und nicht das, was mich dadurch im Alltag belastet.

Reden über all das, was diese Situation zwischen ihr und mir in mir auslöst.

Mit jemandem, der nicht deutet, wertet, be- oder verurteilt.
Einfach ein Mensch, der versucht, mich in all dem zu verstehen.
Der mich nicht wahllos motiviert und auch nicht demotiviert.
Jemand, der nur das versteht, was das alles mit mir macht.

Und vor allem jemand, für den ich nicht so fühle.
Ein Mensch, der nur Therapeut ist.
Mit dem der Abstand richtig ist und sich stimmig anfühlt.
Wo ich nicht nach einer Hand greifen will und nicht vor Kummer in meinen Tränen ertrinke.

Aber meine Lippen verschließen sich mehr und mehr.
Zu oft beurteilt und bewertet.
Zu oft die Meinung anderer gehört, die doch nur an mir zerrt und rüttelt.

Wie ist das, wenn ein Mensch wie ich liebt?
Wie kann er damit leben, wenn nicht gewusst wird ob diese Liebe erwidert wird, ob sie eine Zukunft hat, ob sie irgendwann gelebt werden kann?

Die leise Stimme in mir flüstert, dass wir uns blamieren, wenn wir nicht aufhören.
Eine andere, dass wir ganz tief fallen werden.

Und irgendwo wird die Flucht aus dem Leben gesucht, um nicht mehr zu fühlen wie es schmerzt, ihr nicht nah sein zu können.

Wir sollen Wege finden, wie wir Anspannung reduzieren können………….
Damit wir wieder umlernen und neu lernen können………

Wie wir nicht lieben?
Wie wir aushalten, wenn es so schmerzt?
Wie wir unsere Sehnsucht vergessen?
Wie wir aufhören die Nähe zu vermissen?

Stocksteif stehen wir da.

Wir sollen lernen, nicht zu lieben, Nähe nicht mehr zu suchen,…….

Weil es sie nicht mehr geben wird.
Nicht nur eine Weile.
Keine halbe Ewigkeit.

Eben nie mehr.

Deshalb sollen wir neu lernen.

Und wir wollen nicht.

Denn wir haben neu gelernt.

Wir haben neu gelernt, uns zu trauen, Liebe zu zeigen und sie zuzulassen.
Wir haben neu gelernt, Gefühle zuzulassen und zu merken, dass sie uns nichts anhaben, wenn da jemand ist, an dem wir uns sicher verankern können.
Wir haben neu gelernt, zu vertrauen und uns einzulassen.

Und dann kam Corona und hat alles weggespült.

Sie haben gesagt, dass es anders wird, wenn erst die Impfungen da sind.

Es war eine Lüge!

Sie haben wie früher in meiner Kindheit die Erwachsenen nur wieder und wieder neue Begründungen gefunden, warum nun doch nichts wieder anders werden kann.

Irgendwie hatte ich es geahnt und doch nicht glauben wollen.

Offensichtlich soll es nicht wieder gut werden.
Ganz gleich was sie noch vor einem Jahr zur Begründung für Einschränkungen hatten.
Sie finden doch immer wieder neue.
Und im Grunde ist es vollkommen egal, ob Menschen darunter leiden.

Denn es waren die armen alten Menschen in den Einrichtungen.
Und nun sind es die armen Kinder.
Es werden die armen Familien sein.

Menschen, die unter diesen Bedingungen seelisch erheblich leiden, weil sie zuvor bereits mit Mühe irgendwie klargekommen sind, die waren schon immer vollkommen egal.
Bei jeder Überlegung, die neue Regeln für alle betraf.

Da hilft auch kein Auflehnen und kein Schimpfen.

Von Menschen wie uns profitiert eben keine Wirtschaft, die diese oder jene Schutzmaßnahme auf den Markt bringt.

Daran verdient niemand.

Kommt dann auch nicht drauf an, ob es einen weniger gibt.

🤐

Habt einen schönen Samstag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Dissoziation


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Hallo ihr Lieben,

ohne jede Beschreibung reicht mir ein Blick auf das Bild und ich weiß, dass es sich um einen Salzsee handeln muss. Unschwer kann ich erkennen, wie sich um das Wasser ein Rand aus Salz gebildet hat. Deutlich sichtbar. So sehr, dass ich unweigerlich einen salzigen Geschmack auf meiner Zunge spüre und es förmlich riechen kann.

Wäre das Salz nicht so abgesetzt vom Wasser, so wie es z.B. in der Nord- und Ostsee nicht sichtbar ist, fällt es einem kaum auf, hält man sich in der Gegend auf. Es sei denn man bekommt etwas beim Schwimmen in den Mund. Und doch, an manchen Tagen spüre auch ich den deutlichen Salzgeschmack auf meinen Lippen, wenn ich dort spazieren gehe. Dann, wenn der Wind die Meeresluft aufs Land pustet. Wobei ich auch das deutlicher spüre, wenn ich dort oben im Norden bin, wo sich die Meere vereinen.

Gestern gab es eine empörte Reaktion auf meine geschriebenen Worte…….. ein Kind hätte doch nicht schuld und warum ich denn so denken würde…………

Ich mag mal etwas über diese Art der Dissoziation erzählen, die stattfinden kann, wenn ein traumatisiertes Kind sich schuldig fühlt und sich für sein Sein schämt.

Es ist im Prinzip ganz ähnlich wie bei unserem Salzsee auf dem Bild.

Nur mit einem einzigen, sehr wichtigen Unterschied.

Der Unterschied besteht darin, dass es weder einen sichtbaren Salzrand gibt, noch riecht oder schmeckt es salzig. Und dennoch ist auch in diesem See ein sehr hoher Salzgehalt. Nur müsste man dafür ganz tief in ihn abtauchen.

Wenn ein Kind erfährt, dass es nur geliebt ist, wenn es so ist und nicht so.
Wenn es sich so verhält und nicht so.
Wenn es das mag und nicht jenes.
Wenn es sich so ausdrückt und nicht anders.
Dann lernt es gewöhnlich Anpassung.
Es lernt, wie es zu sein hat.

Anders sieht es bei einem Kind aus, was erheblich traumatisiert ist und deren Seele als Überlebensmechanismus sich der Dissoziation bedient.

Dieses Kind sondert alles ab, was unerwünscht ist und zeigt sozusagen den (aus seiner Erfahrung heraus) akzeptierten Teil der Seele.
Es lebt das, was kein Salz zu enthalten scheint.
Was nicht anstößt und nicht kritisiert ist.
Alles andere lehnt es ab.

Und mit der Zeit vergisst es ganz und gar, dass auf dem Grund seiner Seele alles liegt, was es nicht wollte.
Alles wofür es sich geschämt hat und sich schuldig fühlte.
Alles, was andere bemängelt und kritisiert haben.
Es vergisst, dass die Seele eigentlich ein Salzsee ist, in dem es ganz viele nicht-geweinte Tränen gibt und so viel Kummer, der eigentlich schwer lastend auf dem Grund der Seele liegt.
Hier und da wundert es sich, warum das Leben so schwer scheint und andere es so leicht zu haben scheinen.

Doch wenn es unbeabsichtigt später als längst Erwachsener mal unter Wasser gerät und diese fette Salzschicht schmecken und sehen könnte, findet es viele Gründe, sich selbst zu erklären, dass das nicht sein kann. Einbildung, zu viel Phantasie, besser wieder vergessen und schnell auftauchen. Denn was ich nicht weiß, muss mich nicht belasten.

Und kommt es mal zu Erschütterungen (Trigger, die Flashbacks auslösen), wird auch dass schnell wegdissoziiert.
Besser nicht daran erinnern. Besser nichts davon wissen.
Rein bleiben. Sauber. Frei von all dem was war.

Um zu überleben.

Aber Trigger lassen sich nicht auf Dauer dissoziieren. Die sind wie Erdbeben. Wie Implosionen in der Seele. Sie wirbeln auf, spülen hoch und bringen alles in eine andere Ordnung. Und es werden mehr und mehr, je stärker man sie vergessen will.

Denn dieses Salz auf dem Grund des Seelensees will im Grunde nur eines.
Es will sich wieder ganz vermischen dürfen mit dem Wasser und nichts anderes als Meerwasser sein, was frei fließen darf.
Was salzig schmecken darf.
Was Wellen schlagen kann und jede Temperatur annehmen kann.
Was andere spüren und sehen dürfen.
Was sie wahrnehmen dürfen.

Während das Kind von einst jedoch unglaubliche Angst hat, so zu sein.

Und der Erwachsene von heute sich selbst für das reine Wasser hält.

Ich hätte wohl immer so weitermachen wollen, mich zu perfektionieren und alles zu dissoziieren was nicht akzeptiert werden kann.
Und mich gleichzeitig gewundert, warum es so schwer in meinem Leben ist.

Stattdessen bemühe ich mich, das Kind von damals zu erreichen. Irgendwo tief in meiner Seele. Ihm die Hand zu reichen und es wissen zu lassen, dass ich bereit bin da runterzutauchen und das auszuhalten, all das Salz zu sehen, es alles aufzuwühlen. Den ganzen Schmerz in all meinen Wunden noch deutlicher zu spüren. Nur damit es eine Chance gibt, dass sich dieser Berg auflösen kann und wir zusammen frei werden.

Und ja, das ist nicht immer einfach.

Denn was mein Kopf denkt und weiß, ist nicht unbedingt was meine Seele fühlt.

Mein Kopf kann nichts heilen.
Das kann ich nur in meiner Seele tun.
Nur wenn ich zulasse zu fühlen, was ich als Kind fühlte.
All den Schmerz.
All den Kummer.
Dosiert in kleinen Häppchen und immer wieder.
Auftauchen und abtauchen.
Immer so lange hinunter, dass ich nicht dissoziieren muss und dann wieder hoch, um Kraft zu sammeln.
Bis es leichter wird und freier.
Bis ich nicht mehr dissoziieren muss, weil ich alles annehmen kann.

Nun wünsche ich euch einen schönen Sonntag.
Lasst es euch gut gehen.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Nur weg…..


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Hallo ihr Lieben,

und dann sitze ich da und wie selbstverständlich purzelt dieses Ursprungstrauma über meine Lippen. Als wäre es das normalste, diesen Zusammenhang herzustellen.

Und dennoch fühle ich, spüre ich mit all meinen Sinnen, dass ich weg will.
Nicht hinsehen.
All die Bilder können mir nichts mehr anhaben. Nein. Sie erschrecken nicht mehr und sie spülen nicht mehr diese heftigen Gefühle hoch.

Es ist lange her.
Damals war ich gerade sechs oder sieben.
Viel zu klein, um für etwas beschuldigt zu werden, was ein Erwachsener hätte im Blick haben müssen.

Und dennoch.
Ich fühle überbordend die Scham.

Ich schäme mich des Kindes was ich war.

Dafür, dass ich abgehauen bin anstatt Hilfe zu holen.
Dafür, dass ich alles dafür getan habe, so zu tun als ob ich von nichts wüßte.
Dafür, dass ich gelogen und meine Freundin im Stich gelassen habe.

Ich schäme mich, weil ich keine Verantwortung für sie übernommen und ihr nicht geholfen habe.

Und ich kann bis heute dem Kind von damals nicht wirklich vergeben.

Nicht, aweil ich so hart zu mir wäre oder mich selbst so ablehne.

Ich fühle mich noch immer schuldig an all dem was aber gar nicht geschehen ist.
All das was hätte sein können, wäre niemand sonst gekommen und hätte ihr geholfen.

Ein jeder hätte mich dafür verachtet, wäre die Wahrheit ans Licht gekommen.

Damals habe ich wohl gelernt, nicht ich selbst sein zu dürfen.
Denn ich selbst bin feige und renne weg.
Ich selbst bin nicht verlässlich und nicht gut für andere.
Ich selbst bin ein Schisser.

Ich habe ein Selbst geschaffen, was okay ist.
Eines was nicht lügt und hoffentlich nicht wegrennt.
Eines was anderen hilft und für sie da ist.
Was okay ist.

Dabei bin ich dann von dem Weggelaufen was am wichtigsten im Leben ist.

Ich selbst zu sein und zu mir zu stehen.

Nun ist es wieder da.
Wieder aufgedeckt.

Mich kann niemand mögen.
Mit mir kann niemand befreundet sein wollen.
Ich tue nicht gut.

Und ich kann sie alle verstehen, die lieber keinen Kontakt mit mir haben.

Und dann schaue ich in den Spiegel und weiß:

„Ich muss der Kleinen von damals vergeben und sie annehmen.“

Und ich blicke weg und spüre wie ich rennen will.

………

Ich wünsche euch allen einen schönen Samstag

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Erinnerungsspuren verfolgen


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Hallo ihr Lieben,

manchmal sind Spuren von etwas sichtbar, was schon lange nicht mehr da ist. Manches hinterlässt eine deutlich erkennbare Erinnerung und anderes verblasst mit der Zeit und wird nur dann wieder deutlicher, wenn etwas daran erinnert.

Die Wurzel des Zahns, der mir gezogen wurde, war immer in meinem Mund spürbar. Ich konnte mit der Zunge genau fühlen, wo sie entlangging.
Nun, ich dachte, wenn der Zahn dann raus ist, wird auch das Gefühl an der Zunge anders werden. Denn dann ist ja da keine Ausbuchtung mehr. Also nichts, was stören könnte. Und damit auch etwas sehr ungewohntes. Denn seit vielen Jahren war das jeden Tag in jedem Augenblick da und ich hatte mich daran gewöhnt.

Tja, was soll ich sagen?
Es ist nicht wirklich weg.
Und auch nicht mehr richtig da.
Aber doch deutlich zu spüren.
Wie eine Narbe von etwas was da mal war und nicht mehr ist.

Traumaerinnerungen heilen in ganz ähnlicher Weise.

Ich hatte dort am Zahn eine unbemerkte chronische Entzündung. Wer weiß wie lange schon. Es war auf keinem Röntgenbild zu sehen und niemand hatte es vermutet. Ab und an hatte ich dort Schmerzen und auch mal leichte Schwellungen. Aber so richtig deutlich wurde es nicht. Erst als sich sichtbar eine Beule am Zahnfleisch zeigte, die dann vor ein paar Wochen deutlich zu einer Fistel wurde.

Traumaerinnerungen, die dissoziiert wurden, dümpeln auch meist unbemerkt vor sich hin. Sie zeigen sich hier und da, aber sind nicht wirklich zuzuordnen. Hier ein Erinnerungsfetzen und da einer, die keinen Sinn zu ergeben scheinen. Und doch wird es mit jedem Mal ein Fetzen mehr, der sich zeigt.
Gewöhnlich wird das aber nicht verstanden. Es sei denn man schaut bewusst hin. Z.B. in einer Therapie. Aber im Alltag nicht.

Im Alltag zeigen sich oft überwiegend die Emotionen, die zum Trauma gehören und die Schutzmechanismen.

Ich spüre die vergangenen Tage in ziemlicher Deutlichkeit.
Panik.
Anspannung.
Vermeidung.
Wegmachen wollen.
Vergessen wollen.
Ausblenden.
Alles soll wieder gut sein.
Angst.
Angst.
Angst.

Ich konnte diese Gefühle in dieser Heftigkeit bei vorherigen Operationen, Wunden, Schmerzen im Kopfbereich nicht zuordnen. Habe es eingeordnet als Überforderung und deshalb so übertriebene Reaktion. Oder eventuell auch ganz übliche Gefühle, die man dann haben kann.

Doch diesmal bin ich seelisch an einem anderen Punkt. Ich analysiere und hinterfrage. Ich versuche herauszufinden.

Wo genau ist die Angst?
Was fürchte ich?
Welche Vorstellungen kommen da in mir hoch, wenn ich dem nachgehe?

So stehe ich im Bad und mir wird eiskalt, wenn ich die Zähne putze.
Ich fange an zu zittern und habe unendliche Angst, einen Fehler zu machen und dann………..

Und ich gehe dem nach, was ich dann be-fürchte.

Und ich lande bei dem Tag als ich mir die Platzwunde an der Stirn geholt habe.
Und ich lande bei dem Tag als mich der Hund in die Wange gebissen hat.

Ich kann mich nicht erinnern geblutet zu haben.
Es muss ein Dia sein, was weit in der Tiefe meiner Seele verborgen ist.
So sehr hat es mich geängstigt.
Eng verknüpft mit dem Gedanken, einen schlimmen Fehler gemacht zu haben, der nun nicht zu bereinigen ist.
Ich habe Kummer gemacht und andere belastet.

Dabei war ich an beiden Ereignissen nicht „schuld“.
Das eine war ein Unfall, der meinem kindlichen Übermut geschuldet war und das andere eine Verkettung blöder Umstände.

Aber diese Dias, die sind irgendwo in mir und sie wirken von dort auf meinen Alltag.
Sie ziehen sozusagen die Strippen aus denen mein Handeln folgt.
Und nicht nur das.
Daraus folgt auch meine Bewertung dessen was ich denke und fühle.
Und das bisher ohne mir dessen bewusst zu sein, dass der Auslöser eine Erinnerung ist.

Also wie diese Ausbuchtung am Zahnfleisch, wo bis Montag noch die Zahnwurzel war.
Da war mal eine Erfahrung, die lange vorbei ist und doch eben Spuren hinterlassen hat, die meine Seele spürt.
Wie bei dem Zahn wird in solchen Momenten nicht sicher gewusst, ob der Grund noch gegeben ist oder nicht mehr.

Das alleine erklärt auch, warum ich nicht fähig bin, in solchen Situationen im aktivierten Trauma-Angst-Todesangstpanik-Kreislauf zu überprüfen wie es wirklich ist.
Es ist da und es ist nicht da.
Die Erinnerung ist nicht greifbar.

Jetzt bin ich dem nachgegangen.
Jetzt, wo die Panik sich abgeschwächt hat.

Jetzt weiß ich, dass es einen Erinnerungsfetzen geben muss, der in dieser Situation den Kreislauf aktiviert hat.

Und vielleicht, wenn diese Traumaerfahrungen zusammengefügt und chronologisch neu abgespeichert und mit einem Davor und einem Danach versehen werden. Vielleicht habe ich dann bei späteren OP’s und Wunden im Kopfbereich nicht mehr mit solcher Anspannung zu kämpfen.

Und vielleicht verwächst sich die Stelle im Mund, die wo die Wurzel noch spürbar ist, mit der Zeit und es erinnert nur noch mein Wissen daran, dass dort einmal die Zahnwurzel zu spüren war.

Ich wünsche euch nun einen schönen Freitag und einen guten Start ins Wochenende.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Ich mach‘ mir die Welt wie sie mir gefällt


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Hallo ihr Lieben,

„Ich mach‘ mir die Welt wie sie mir gefällt“.
Einfach mal die Perspektive ändern und schon sieht alles ganz anders aus.

Tja, wenn man getriggert ist, erscheint es aus meiner Sicht ziemlich unmöglich, gleichzeitig wirklich anders zu denken. Ich meine damit nicht, dass es nicht möglich ist, einen anderen Gedanken zu denken oder ihn bewusst denken zu wollen. Viel eher meine ich damit, dass es schwer bis gar nicht möglich ist, im getriggerten Zustand einen anderen Gedanken glauben und als richtig annehmen zu können.

Wenn ich früher getriggert war, zu einer Zeit als die dissoziative Identitätsstruktur noch so massiv war, dass ein Anteil keinen Einfluss nehmen konnte auf einen anderen, dann bedeutete ein Trigger, dass ich switche und für die nachfolgende Situation kein bewusstes Erleben in der selben „Person“ haben würde.
So ein Switchen geschieht gewöhnlich in dem Bruchteil einer Sekunde. Wie das Niesen, wenn man etwas in die Nase bekommen hat.
Es ist ein Schutzmechanismus, der direkt umgesetzt wird.

Selbst wenn ich in dieser Situation einen anderen Gedanken hätte bewusst denken wollen, wäre das zeitlich nicht möglich gewesen, ehe die Dissoziation gegriffen hätte.

In dem Moment, in dem etwas Gesagtes in mir/uns angekommen ist, war es bereits zu spät, um eine Schutzreaktion abzuwenden.

Ich habe mich wirklich über Jahre abgemüht, möglichst die Kontrolle zu behalten und nicht zu switchen.
„Das kann doch nicht so schwer sein! Da ist doch gar nicht wirklich etwas was gefährlich wäre.“

Ja, so geht es nicht.
Meine Gedanken dazu waren schon wenig wertschätzend und verstehend.
Ich habe mich verurteilt und die Teile der Seele, die gelernt haben, unser Leben zu schützen.

Wie nun aber kann es gelingen, von „Ich verliere Zeit“ zu „Ich denke anders also reagiere ich anders“ zu kommen?

Aus meiner Sicht geht es nur darüber, dass ich lerne mit meinen Gefühlen anders umzugehen.

Ganz gleich um welches Gefühl es geht, folgt immer in uns eine Bewertung.

Ein Kind was geliebt, beschützt und getröstet wird, dessen Bedürfnisse angemessen gestillt werden und was aufwachsen kann mit Menschen, an denen es alles lernen kann was es für ein selbstbestimmtes und gutes Leben braucht, erlebt Gefühle gewöhnlich als Teil seines Lebens. Klar ist niemand gerne traurig oder ängstlich. Und niemand mag sich ständig ärgern.
Doch Gefühle schaffen auch eine Lebendigkeit in einem Menschen. Sie sind nötig, um sich lebendig zu fühlen und Kontakt mit dem Leben zu spüren.

Ein Kind jedoch, was vernachlässigt wird, was nicht beschützt wird und keine Liebe erfährt. Ein Kind was großen Gefahren ungeschützt ausgesetzt ist, erlebt eigene Gefühle als bedrohlich. Und damit auch den Kontakt mit der eigenen Lebendigkeit als gefährlich.

Wenn nun ein Gefühl auftaucht, bewertet das eine (behütete) Kind es als Zeichen von Lebendigkeit und das andere (traumatisierte) Kind es als Zeichen von Gefahr.

Entsprechend folgen die Reaktionen.
Und die bleiben nahezu unverändert im weiteren Leben erhalten, sofern man nicht bewusst und gezielt mit therapeutischer Hilfe die zugrundeliegende(n) Erfahrung(en) lernt zu verarbeiten und emotional nachreifen kann.

Was notwendig ist, um nicht mehr oder wenigstens deutlich seltener zu dissoziieren, ist eine neue Bewertung der Emotionen.

Und das wiederum kann nur gelingen, wenn wir behutsam lernen selbst dosieren zu können wie viel wir an Gefühl wann zulassen zu fühlen.
Denn wenn ein Gefühl nicht mehr zu 100% (und bei Trauma fühlt sich das dann eher wie 500% an) gefühlt werden muss, sondern vielleicht nur zu 30%, wird es auch um 70% weniger bedrohlich erlebt. Und wenn ich darum weiß, dass ich selbst das steuern kann, dann fühle ich mich auch den Gefühlen nicht mehr hilflos ausgeliefert. Und auch nicht der Dissoziation, denn auch die kann ich dann lernen stärker oder schwächer da sein zu lassen. (Und ich weiß von einigen, die nun denken, dass ich ein Fake sei, wenn ich das behaupte. Ich stehe nur nicht mehr da wo ich vor Jahren stand.)

Und daraus resultiert auch, dass ich meine Gedanken verändern kann.
Denn nur wenn ich außerhalb von Notempfinden bin, kann ich bewusst denken.
Im Notempfinden ist nur Kampf oder Flucht möglich. Und bei Komplextrauma dann meist Erstarren (Dissoziation).
Erst wenn es gelingt, dass ich das was ich fühle selbst dosieren kann, dann komme ich raus aus der Traumazeitreaktion der Flucht, des Kämpfens, des Dissoziierens.

Dann bin ich fähig, mich wie die Katze auf den Rücken zu legen und die Dinge aus anderer Perspektive zu betrachten und auch zu glauben, dass auch diese Betrachtungsweise möglich ist.

Dann kann ich mir die Welt machen wie sie mir gefällt.

Ich wünsche euch jetzt einen angenehmen und entspannten Samstag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Gefangen in Erinnerung


Hallo ihr Lieben,

ich sitze wieder ungewohnt zum Schreiben in der Küche. Um meiner Katze den Gefallen zu tun, dass sie hier nahezu draußen sein kann und ganz nebenher kann dadurch auch Durchzug in der Wohnung sein. Durch die Wärme in der Wohnung kann ich kaum noch richtig denken. Mein Kopf fühlt sich ganz matschig an. Na ja, vielleicht auch, weil der Heuschnupfen nicht gerade wenig da ist und ich von Zeit zu Zeit Sorge habe, krank zu sein.
Aber eigentlich sind es nur die klassischen Symptome, die ich wärmebedingt in dieser Jahreszeit immer bekomme. Und in diesem Jahr war es mal wieder ein Sprung aus einem kläglichen Frühjahr in den andauernd warmen Sommer. Da braucht mein Körper eigentlich mehr Eingewöhnung als die Wohnung zulässt. Denn die ist innerhalb weniger Tage aufgeheizt.
Und wird zum Dauertrigger über den Sommer.

Die heruntergelassenen Rollos, die die Wohnung verdunkeln, geben meiner Seele das Gefühl, gefangen zu sein.
Der Kopf ist dabei matschig als wenn ich auf den Drogen bin, die mir verabreicht wurden als ich ein Kind war.
Und dann suche ich Licht in dem einzigen Raum, den ich an den meisten Tagen des Sommers nicht abdunkle, weil dort nur die Sonne ganz früh ist. In meiner Küche. Und hocke da auf dem Stuhl und fühle mich wie als Kind, wenn ich mich nicht rühren durfte.

Und ich sitze hier und habe größte Mühe zu schreiben, weil mein ganzes Fühlen in Traumazeit ist…………..
Und weil ich unendlich müde bin.

Da nutzt der idyllische Ausblick wenig und das mich Erinnern, dass heute vieles anders ist auch nicht.

Ich erinnere mich der Tage meiner Kindheit, wenn die Gardinen vorgezogen waren und dadurch alles so dunkel wirkte.
Aber noch viel mehr erinnere ich mich an diesen Sommer in dem die Angst mich in die Wohnung sperrte und ich mich kaum auch nur mal wagte von der Couch aufzustehen oder von dem Stuhl vor meinem PC.
Soweit kommt es heute nicht mehr.
Ich gehe sogar mit Schwindel duschen und je nachdem wie schlimm er ist auch vor die Tür.

Und dennoch, dieses Sitzen in der Küche fühlt sich schlimm an.
So saß ich hier wie angeklebt, als ich hier eingezogen war. Damals noch ein anderer Stuhl. Heiß war es da auch, zumindest anfangs. Und dennoch hatte ich in brütender Hitze ohne Sonnenschutz die Wohnung gestrichen und den Umzug bewältigt.

Aber der Wärme nicht zu entkommen, das bewirkt Erinnern an diese Zeit im Sommer 2003 als ich gefangen in der Angst war und es 10 weitere Jahre blieb, ehe ich vorsichtig Schritte gemacht habe, um wieder zu „leben“.

Die Coronabeschränkungen hatten eine ähnliche Wirkung auf mich.
Und haben sie noch immer.
Denn gerade wenn wieder mehr geht, stoße ich an meine eigenen Beschränkungen umso deutlicher an.

Und dann strecke ich mich auf dem Küchenstuhl und erreiche mit meinen nackten Füßen das Heizungsrohr an der Fußleiste und fühle, dass es warm ist.
Nun mag man erahnen, warum meine Wohnung sich derart aufheizt, obwohl ich Durchzug habe.

Zum Glück erinnert mich das Gefühl am nackten Fuß auch daran, dass es eben diese meine Wohnung ist und wir das Jahr 2021 haben und ich mich jederzeit frei bewegen kann und in jedem Augenblick eine eigene Entscheidung treffen darf.
Und wer nun denkt, ich würde die Heizung mit Absicht laufen lassen, der irrt. Meine Heizung funktioniert eh nur in Küche und Bad und bei diesen Temperaturen gar nicht.
Es sind Rohre, die durch das ganze Haus laufen, die hier warm sind. Also nichts was ich ändern kann.

Ich wünsche euch jetzt erstmal einen schönen Mittwoch. Passt gut auf euch auf und versucht immer mal Pause in eurem Tun zu machen. Einfach, um dem Raum zu lassen, was ihr wirklich seid.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Bindungstraumatische Depression


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Hallo ihr Lieben,

oh, da gibt es ein Licht in der Dunkelheit. Ein Hoffnungsschimmer. Dann wird es doch sich er schon viel besser sein…………..

Ich will das Licht aber gar nicht sehen.

Wie? Warum denn nicht? Wozu ist das denn gut, wenn du da nicht hinsiehst?

Wenn ich das Licht nicht sehe, dann habe ich auch keine Hoffnung und ohne Hoffnung kommt keine Energie und Lebensfreude zurück.
Dann kann ich das auch nicht so sehr vermissen, wenn die Hoffnung enttäuscht wird und ich wieder in einem dunklen Loch lande.

Meine Depression ist nicht ein gradliniger Verlauf.
Es ist kein Loch in das ich rutsche und aus dem ich wieder herausklettere.
Oft reichen unscheinbare, zumeist zwischenmenschliche Situationen, die in mir eine Traurigkeit auslösen oder mich enttäuschen. Meist Gegebenheiten, die eine Ähnlichkeit zu Erfahrungen aus meiner Kindheit haben.
Meist bemerke ich sogar, dass es Ähnlichkeiten gibt. Ich kann sie sogar benennen und äußern, dass mich dieses Verhalten, diese Äußerung triggert.
Doch den Absturz hält das nicht auf.
Zumal, wenn mein Gegenüber noch darauf beharrt, sein Verhalten sei vollkommen richtig und passend.
Während ich in mir spüre, wie ich klein und kleiner werde und in das Traumaloch gezogen werde.

Nein, nichts davon was mir als Kind zuhause geschehen ist, war angemessen und passend.
Gar nichts.
Zumindest nichts von dem was heute in mir noch immer angetriggert wird.
Ein Trigger ist keine Erinnerung an eine harmlose und angenehme Situation.
Trigger bedeutet immer, dass da etwas erlebt wurde, was in große Angst versetzt hat.

Wenn ich in dem Traumaloch verschwinde, dann bedeutet das im Grunde nicht Depression so wie sie allgemein gekannt wird.
Ich grüble nicht und ich quäle mich auch nicht mit Sorgen.

Ich mag dann nur nicht mehr existieren.

Denn als Kind hat es sich Tag für Tag so angefühlt, als wäre ich nicht existent.
Es gab niemand mit dem ich emotional verbunden war.
Und ohne emotionale Bindung ist ein Kind ohne jeden Halt in der Welt.

Bin ich getriggert, bin ich wie damals ohne jeden Halt.
Und ohne Halt ist die Welt und das Leben so bedrohlich, dass ich meine Existenz in der Welt dissoziiere.

Nein, ich erwarte nicht, dass andere all meine Trigger kennen und vermeiden.
Das kann niemand leisten und darum geht es auch nicht.

Es ist auch ein Unterschied, ob etwas mich traurig sein läßt oder enttäuscht oder ob es eine Wiederholung von etwas Erlebtem ist.

Wenn ein Mensch ein Verhalten an den Tag legt wie ich es aus meiner Familie kenne, dann stellt sich mir automatisch die Frage, ob dieser Mensch mir wirklich wohlgesonnen sein kann.

Denn ich kann nicht verstehen, wie ein Mensch mir in dieser Weise begegnen kann, wenn er mich wertschätzt.
Warum trampelt der auf meinen Wunden rum, um sich selbst besser zu fühlen?
Und warum sollte es ihm nicht mal leidtun, wenn ich doch gemocht bin?

Und dann bin ich mitten drin in diesem Traumaloch und will nicht mehr das Licht sehen.
Denn das Licht lässt mich auf das Gute hoffen.
Es läßt mich wieder und wieder zu diesem Menschen gehen, der mich dann doch nur mit Füßen tritt und für sich benutzt.
Aber das Licht läßt mich hoffen, dass alles anders gemeint ist.

Auch dann, wenn ich schon hundert Mal erlebt habe, dass dieser Mensch das so macht.

Auch dann noch glaubt ein Teil von mir, dass ich selbst schuld sei und mich anstelle.

Da ist das Kind in mir, was gelernt hat, so behandelt zu werden, weil es das verdient hat.
Und es ist das Kind in mir, was will, dass das aufhört.
Und das dritte Kind, was sich nichts als Liebe wünscht.
Und irgendwo turnt ein Beschützer rum, der wütend ist, weil da ein Mensch mit uns zu spielen scheint. Auf unsere Kosten.

Und ich stehe als Erwachsene da und weiß, das eigentliche Problem liegt in dem anderen und dafür ist der selbst verantwortlich.

Und schon dreht die Traumaspirale ihre nächste Runde, weil es bedeutet, dass wir dem hilflos ausgesetzt sind.
Und einzig Flucht hilfreich sein könnte.
Denn Kampf hat ja keinen Sinn, wenn der andere selbst unwissend im Überlebenskampf steckt.

Und Flucht bedeutet Rückzug in sich.
Und damit landen wir wieder in der Einsamkeit unserer Kindheit.

Warum ist das eigentlich so schwer für andere Menschen, Rücksicht zu nehmen und sich wenigstens zu entschuldigen, wenn sie unbedacht etwas angetriggert haben?

Und schon immer habe ich mich gefragt, warum es eigentlich so schwer ist, zu glauben, dass ich schwer traumatisiert bin.
Irgendwie wirkt es immer so, als wenn die meisten Menschen denken, es läge ja alles an mir. Ich müsse eben ein paar Stunden Therapie machen, mich da reinhängen und dann schaffe ich das schon. Und wenn das nicht so ist, dann habe ich es nicht genug gewollt? Dann war ich nicht ehrgeizig genug? Dann habe ich mich nicht genug angestrengt?

Dann habt ihr nicht verstanden, was es bedeutet, wenn ein Kind im Alter von vier Monaten aus dem Nest geworfen wird und fortan ohne Bindung bleibt.
Das sind nicht ein paar Stunden Therapie und wenn man das will, dann wird das auch……………….
Schon gar nicht, wenn man dann auch als Erwachsene keine guten Bindungserfahrungen machen kann.

Eben weil die Welt voller Menschen ist, die nicht verstehen wollen.

Oh, ich habe dich getreten?
Dann steh halt wieder auf.
Oh, da ist was bei kaputtgegangen?
Ach das wird schon wieder………..

Ich mag der Welt entfliehen und das Licht nicht mehr sehen.

Habt einen schönen Samstag.
🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Der Wandel


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Hallo ihr Lieben,

nö, ich will mich nicht daran erinnern welcher Tag heute ist. Ich kneife die Augen zu und schaue gar nicht hin. Auch nicht, wenn mir Facebook den 100. Beitrag mit „Alles Liebe…..“, „Alles Gute……“ zeigt.

Es gab eine Zeit, da fühlte ich mich gezwungen, diesem Tag Bedeutung zu geben.

Ich hatte wie ein Roboter nach der Vorstellung meiner Mutter zu funktionieren. Im Idealfall der erste Anruf aus den Reihen ihrer Kinder zu sein, die allerbeste Idee für diesen Tag haben, sie bereits zum Frühstück mit einer tollen Aufmerksamkeit überraschen. Nur, um für diesen einen Tag eine tolle Leistung erbracht zu haben. Bis in der Reihe der Kinder und später Enkelkinder jemand einen übertrumpfte.

Und es gab eine Zeit, in der ich im Zickzackkurs den Erinnerungen auswich, um nur nicht mitzukriegen welcher Tag ist.

Um nicht daran erinnert zu werden, welche Schuld ich auf mich lade, weil ich nicht nach den Regeln der Familie funktioniere. Weil ich aus der Reihe tanze und mich daneben benehme. Ich fühlte mich dann schlecht und wollte das nicht fühlen müssen. Das beste Mittel bestand darin, mich nicht daran zu erinnern. Dann würde ich mich auch weniger schuldig fühlen.

Heute nervt mich das ganze Getue nur etwas.

Meine Mutter würde mich eh nicht mehr erkennen.

Vielleicht auch gut so.

Ich würde sie nicht besuchen wollen.

Oh, ohne Frage, es gibt da Anteile in mir, die würden gerne.

Es gibt welche, die würden den besten Strauß Blumen kaufen wollen und sie damit überraschen.

Ihr in die Arme fliegen und fühlen, dass wir zuhause sind.

Aber wir waren nie bei ihr zuhause.

Doch, vermutlich die ersten vier Monate unseres Lebens.

Dann warf sie uns aus ihrem „Nest“.

Fortan haben wir versucht, gesehen, gehört, wahrgenommen zu werden.

Nein, nicht unbedingt laut und aufmüpfig.

Eher leise.

Eher so, dass sie sich sorgen sollte, denn nur dann wäre sie möglicherweise nicht genervt.

Nun ja, ist ja lange vorbei.

Wir haben ja selbst schon lange das Alter überschritten in dem sie war als wir auf die Welt kamen.

Also, eigentlich ist es vorbei und erledigt.

Nicht allerdings tief in meiner Seele.

Denn dort ist ganz tief verborgen dieser Teil, dem damals die Flügel brachen.

Dieses Baby, was sicher war, sterben zu müssen, weil da plötzlich dieser sichere Teil des gefühlten Ich’s weg war.

Denn ein Säugling dieses Alters ist eins mit der Mutter. Es hat keine eigene Existenz, die er wahrnimmt als getrenntes Sein von seiner Mutter.

Ich war verloren.

Ohne jeden Halt.

Und genau danach habe ich mein ganzes Leben gesucht.

Nach diesem Halt, um irgendwie wieder in dem „Nest“ zu landen.

Um irgendwie noch mal da weiter wachsen zu dürfen, bis ich wirklich fliegen kann.

Stattdessen habe ich mein Leben damit verbracht, mir selbst mühsam fliegen beibringen zu wollen, ohne dahin gewachsen zu sein.

Ich habe diesen Schritt übersprungen und mich abgemüht, mit den gebrochenen Flügeln zu fliegen als wenn sie nie gebrochen gewesen wären.

Und habe dabei immer wieder Bruchlandungen hingelegt.

Bis ich aufgegeben habe, weil ich überzeugt war, dass ich zu blöd bin, es zu lernen.

Ich habe mich in meine gewählte Ecke gehockt und mir mein Flügelkostüm angezogen, wenn ich die Ecke verlassen musste.

Hat dann zwar extrem angestrengt, so zu fliegen als könnte ich das wie die meisten anderen, aber für die kurzen Zeit hat das funktioniert.

Zumindest meist.

Bis eben zur nächsten Bruchlandung, die spätestens dann folgte, wenn ich mich zu weit gewagt habe. Wenn ich mich schlicht zu sicher fühlte.

Spätestens dann stand ich wieder vor dem alten „Nest“ und wünschte und hoffte und war so sicher, sie müssten mich dort in jedem Fall aufnehmen.

Alles Vergangenheit.

Ich stehe da heute nicht mehr.

Ich fahre nicht mal mehr auch nur in die Nähe.

Nicht, weil ich es vermeiden würde.

Nein.

Es gibt nichts, was mich dort hinziehen würde.

Weder ist die Gegend attraktiver als die in meiner selbstgewählten Heimat, noch gibt es dort Menschen, die mir besonders am Herzen liegen würden, so dass ich um sie zu sehen die vielen hunderte Kilometer Fahrt auf mich nähme.

Meine Mutter?

Diese Verbindung besteht in der Vergangenheit.

Im Heute ist sie nur noch Teil meiner Geschichte.

In der Gegenwart hat sie in meinem Leben nur noch einen ausgesprochen kleinen Platz.

In einer fernen Ecke, wo ich ab und an mal hinschaue, wenn mir danach ist.

Sie hat mich aus dem „Nest“ gestoßen und erwartet, dass ich fliegen kann.

Sie hat sich wohl nie gefragt, ob ich schon so weit bin, das überhaupt ohne sie zu schaffen. Ich hatte das einfach zu können.

Und dennoch hat sie deshalb ein schlechtes Gewissen gehabt und sich Schuldvorwürfe gemacht.

Denn sie begann jedes Gespräch in diese Richtung mit der Aussage: „Was hätte ich denn machen sollen, ich musste doch arbeiten. Ihr brauchtet doch was zu essen.“

Und gab damit die Schuld an mich.

Und somit verinnerlichte ich nicht nur, dass ich unerwünscht und lästig bin, sondern auch, dass ich zu teuer bin und nichts zu essen brauchen darf.

Denn würde ich nicht essen müssen, hätte sie nicht arbeiten gehen müssen………..

Ja, das hat sie mir gesagt.

So neben dem Hinweis darauf, dass sie mich nur nicht abgetrieben hat, weil sie ja schließlich noch vier Kinder hatte, die sie brauchten.

Aber ich, ich war nur das Blag was nicht gewollt war.

Nur wahlweise zum Muttertag, da sollte ich das liebende Kind sein, was der Mutter dankt, dass es leben darf……………..

Und endlich kann ich sie in mir fühlen, die unbändige Wut.

Die Wut, die in meinem Herzen trommelt.

Den Rhythmus eines liebenden Herzens, was die verachtet, die der geliebten Seele Leid angetan haben.

Dass sie ungeplant schwanger war, hatte sie selbst zu verantworten.

Ebenso, dass sie entschied in der Nacht arbeiten zu gehen, als ich noch zu klein war, um von ihr getrennt zu sein.

Und sie entschied, mich wissen zu lassen wie sehr sie mich dafür hasste, dass sie all das erlebte.

Ich war ihre Schuldige.

Ich war verantwortlich.

Dieser schwere Brocken auf meiner Seele, an dem ich schleppe seit ich entstanden bin, es ist ihr Brocken und eigentlich gar nicht meiner.

Und all das, was es nach sich zog, das ist so unauslöschbar schmerzlich.

Ich mag diesen Brocken kleiner werden lassen.

Ihn zerteilen, um ihn mir von der Seele zu nehmen, damit das Kind in mir frei werden kann.

Denn Freiheit ist es, was ein jeder Mensch braucht.

Im Außen ebenso wie in der Seele.

Ich wünsche euch nun einen schönen Sonntag.

🌈💜💕💜🌈