Alltags-Wahnsinn · Therapieerfahrungen

Agentur Traumazeitwelt


#wonderapp

Wortlos. Tonlos.

So war das, als ich ein Kind war. Etwa wie der Gesichtsausdruck des Kindes auf dem Bild, was von einer App erstellt wurde, um ängstliche Traurigkeit darzustellen. Trifft es das? Ich weiß es nicht. Denn ich kann sehr schwer Emotionen in Gesichtern erkennen. Für mich ist es ein Pokerface ohne jeden Ausdruck. Würden dort Tränen sichtbar sein, würde ich mutmaßen, dass es wohl um Angst oder Traurigkeit gehen wird.

„Lach doch mal“ und dann habe ich mühsam versucht meinen Mund zu einem Lächeln zu verziehen, während der Rest ausdruckslos blieb. Nur bedienen was verlangt und erwartet wird. Anpassungsleistung.

2,5 Jahre sind inzwischen vergangen, seit ich der Ärztin gegenübersaß, die mich zum ersten Mal sah und nicht verstehen konnte, warum zuvor niemand den Autismus bei mir bemerkt hat. Ich würde gerne behaupten, dass ich so gut angepasst war, dass man ihn nicht bemerken konnte. Doch das stimmt nicht. Anpassung hätte bedeutet, dass ich mehr getan hätte als immer nur zu lächeln. Ich fiel aus dem Rahmen, ich passte nicht.

Ich passte nicht in die Familie in der ich aufwuchs. Nicht in die Schule. Nicht zu den Nachbarskindern und auch nicht in die Familien aus dem sozialen Umfeld meiner Eltern. Ich war überall unpassend und falsch.

Später in Therapien erfolgte nichts anderes als eine beständige Wiederholung vom Falschsein. Und eine permanente Wiederholung von so tun als wäre ich passend. Mein Kopf versuchte aufzuschnappen wie die anderen sich verhielten und es ihnen gleichzutun. Er versuchte herauszufinden was erwartet wird und ich war bemüht genau das zu bedienen.

Ja klar, um keinen Ärger zu bekommen, um akzeptiert zu sein, um Anrecht zu haben und Berechtigung.

Nur geholfen hat all das leider nicht.

Es hat einzig bewirkt, dass ich meine Seele mehr und mehr zersplittert habe. Weg von dem was an mir nicht passt. Den Alien in mir wegsperren, ihn ausmerzen durch so tun als sei ich genau wie all die anderen.

Smalltalk führen, nach dem Befinden fragen, über das Wetter reden, Belanglosigkeiten austauschen. Und dabei mehr und mehr an Kraft verlieren, weil es viel zu sehr anstrengt. Mich fragen, warum nur strengt es offenbar all diese Leute nicht an. Und keine Antworten erhalten. Daraus den Schluss ziehen, dass etwas mit mir falsch sein muss, ich falsch empfinde, wenn es mich so erschöpft was allen anderen doch offensichtlich Kraft gibt. Ein ums andere Mal wieder einen Splitter meiner Seele dissoziiert. Einen für jede Leistung die verlangt wurde. Springen durch all die Schablonen, um die passende abzurufen. Auf Stichworte. Trigger. Gesten.

Fast 50 Jahre andauerndes Arrangement in der Firma „angepasstest Leben schaffen“, bis ich den Vertrag mit der DIS anzweifelte und ihn kündigte. Bis ich realisierte, dass mein Leben aufgebaut war auf Grundlagen, die nicht mein eigenes Leben sind. Es sind nicht meine Maßstäbe, nicht das was ich bin und sein will. Es ist das Leben eines Schauspielers, der immer nur bemüht war seine Rolle zur Zufriedenheit anderer zu spielen und sich selbst dabei eigentlich weder kannte noch finden konnte.

Ich habe den Vertrag gekündigt mit der Traumazeitagentur. Dieser Knebelvertrag, der mich verpflichtete Regeln zu erfüllen, die Menschen aufgestellt haben, die nur ein Ziel verfolgten. Nämlich mich und meinen Körper zu benutzen, um ihre eigenen Unzulänglichkeiten, rauszulassen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und sich an mir zu sättigen. Deren Ziel war es ausschließlich, mich zu benutzen wie man einen Gegenstand benutzt. Meine Seele war dabei unwichtig. Die hatte mitzuspielen. Die hatte zu funktionieren.

Immer schön nach deren Regeln. Keine Grenzen setzen, nicht Nein sagen, nicht weinen, nichts ausplaudern. Runterschlucken, Klappe halten und immer schön freundlich lächeln. Keine Wut, keine Tränen, keine Angst zeigen. Alles schlucken, wegschieben, ausblenden. Mich anpassen. Immer wieder. An jede neue Szene, an jeden Täter und jede Situation. Auch dann noch als die Täter nicht mehr aktiv Teil meines Alltags waren. Ihre Regeln galten immer. In jedem Splitter meiner Seele, der dazu diente, sich an Traumaerleben anzupassen.

Da kann man nicht den Vertrag kündigen und einfach eben in der Agentur „Ich-Sein“ neu beginnen. So funktioniert das nicht. Die Splitter sind doch da. Die haben doch nichts anderes gelernt als all diese ollen, blöden Täterregeln. All den Mist, der nur den anderen diente.

Aber da kam die Autismusdiagnose. Das Feststellen, wie unrecht sie hatten in all den vielen Kliniken und Therapien, wo sie geschimpft haben und mich abgestempelt als hoffnungslos, übertherapiert, zu schwer traumatisiert.

Ihre Methoden waren schlicht nicht abgestimmt auf das was mein Gehirn verwerten und daraus lernen kann. Es gab nur sehr wenige Erfahrungen bei denen sogenannte Fachleute fähig waren mich zu sehen und etwas von dem was hinter dieser Fassade der Anpassung zu entdecken war.

Sie hatten mich gelehrt, dass all die Menschen, die mich gequält haben durch seelische Grausamkeiten, körperliche Folter, sexuelle Übergriffe, emotionalen Sadismus, berechtigt waren dies zu tun, weil ich schlicht falsch bin. Weil ich falsch bin und man mich umerziehen muss, damit ich passe.

Sie waren nicht besser. Nur anders. Perfider, weil sie sich hinter dem Decknamen Therapeut, Arzt, Helfer versteckten.

Immer wenn ich dachte, einer sei anders, dieser eine Mensch würde mich sehen und mir helfen, wirklich ich selbst zu werden und zu sein. Mir das Licht halten, während ich nach den unzähligen Splittern meiner Seele suche, um nur keinen zu übersehen. Denn ich wäre nicht ganz, es würde auch nur ein einziger Splitter fehlen. Es war vergebliche Hoffnung. Es unterschied sich nicht ein Einziger wirklich von den anderen. Auch nicht die, bei denen ich sehr lange blieb. Meine Verzweiflung war da nur größer und gleichzeitig der Wunsch danach, endlich einen Menschen gefunden zu haben, bei dem es anders werden kann.

Doch am Ende ging es bei egal wem doch immer nur um Anpassung an aufgestellte Regeln. Freundlich lächeln und die Regeln einhalten. Regeln wie „Kein Körperkontakt“, obwohl meine Seele daran verdurstet. Oder „die Stunde wird pünktlich beendet“, auch dann wenn gerade alles emotional so überflutet ist, dass ich es kaum noch die Treppe nach unten schaffe. „Keine Suizidgedanken, weil du keinen Grund hast“, ……….. egal wie ich mich fühle, egal was ich denke, egal wie sich in meinem Brustkorb der alte Schrei den Weg bahnt, gehört zu werden.

Sie zücken nur ihre Stempel und verurteilen mich.

Ganz gleich ob als Autistin oder Mensch mit DIS.

Ich bleibe das Ergebnis von jahrzehntelanger komplexer Traumatisierung und die Welt erwartet, dass ich nichts davon zeige. Ich habe mich anzupassen und anscheinend normal zu sein, ohne eine Ahnung, was Normal eigentlich sein soll. Und wo doch mein Gehirn gar nicht dieser Norm entspricht und sie nicht erreichen kann.

Oh, und ich vergaß zu erwähnen, dass man als Aussteiger auch in der Traumwelt nicht mehr willkommen ist. Denn AussteigerInnen scheinen den anderen zu gefährlich. Bedeutet es doch, dass man selbst zu versagen scheint……… und sie sind eben doch auch nur „normal“ und müssen die niedertrampeln, die etwas schaffen, woran sie selbst glauben zu scheitern.

Ist mir egal. Die Agentur „Ich-Sein“ bietet mir 365 Tage pro Jahr volles Recht auf Autonomie und absolut freie Zeiteinteilung. Ich arbeite so viel ich kann und mag. Darf mir Auszeiten nehmen wie ich sie brauche und auch mal alles in die Tonne treten, wenn sich etwas als blöd herausstellt. Ganz ohne dafür Ärger zu bekommen oder hinterfragt zu werden. Sie bietet den Rahmen in dem jeder Splitter meiner Seele seinen Platz finden darf und sich dort in der Weise einrichten kann, wie es sich richtig anfühlt. Und das alles mit der Zeit die es braucht.

Ich denke hier mag ich nicht kündigen.

Alle anderen Agenturen sind einfach nichts mehr für mich.

Und den kleinen Menschen auf dem Bild, den mag ich an die Hand nehmen und ihnen wissen lassen, dass er es nicht alleine schaffen muss.

Das Leben sollte kein Kampf gegen sich und andere sein, sondern eine Chance auf etwas ganz Eigenes.

Alltags-Wahnsinn

Was war läßt sich nicht ändern


Hallo ihr Lieben,

dankbar bin ich den Menschen, die wirklich bereit waren, mich so zu sehen wie ich hinter all dem Masking eigentlich ich bin. Die nicht zurückgeschreckt sind von all dem was anders ist. Die mich nicht passend machen wollten, sondern mich so einzigartig sein lassen konnten.

Kein Frage, ein jeder der mich auf meinem Lebensweg ein Stück begleitet hat, war wohl aus der eigenen Sicht bemüht, das Beste draus zu machen.

Jeder Helfer, auch wenn er mir nur aufdrücken wollte, was er selbst für gut und hilfreich hielt und verärgert war, wenn seine Vorstellungen nicht funktionierten.
Jeder Mensch, der mich ein Stück an die Hand nahm, um es zu versuchen………
Es waren nur Versuche.

Sie alle endeten dann, wenn ich zu viel einfach ich war.

Freunde? Oh klar, es gab hier eine Freundschaft und dort eine. Doch in fast allen habe ich mich bemüht zu sein wen sie wollten.
Ich selbst war ich doch irgendwie nie wirklich ganz.

Einzig vielleicht als ich ganz klein war und mit Andi in seinem Zimmer war. Wenn ein jeder von uns dort spielte und wir uns wortlos unseren Raum ließen.
Wenn ich keine Lust hatte mit dem Playmobil zu spielen und lieber seine Ritterburg inspizierte und die Duplosteine ausprobierte. Oder wenn ich seine Planeten erforschte.

Und dennoch, jeder war ein Begleiter auf Zeit.
Manche mit Spuren, die bis heute nachwirken.

In meinem Leben sind sie alle nicht wirklich geblieben.
Nicht einer.

Ich war nicht passend.
Ich war nicht ausreichend wie sie.

Dabei habe ich echt alles gegeben, um mich so zu verhalten wie es die anderen tun.
Ich gab mein Bestes, mir alles abzuschauen wie sie miteinander sprachen, sich bewegten, Dinge taten.
Ich habe gelernt es ihnen nachzumachen.
Zu sprechen wie sie, zu gehen wie sie.

Und mit jedem winzigen Stück Kopie wurde ich weniger Ich.
Aber dieses Ich war eben auch in der Welt in die ich hineingeboren war nicht erwünscht.
Ich sollte nur sein wie die anderen.
Damit ich es nicht so schwer habe.
Damit ich dazugehöre.
Damit ich okay bin.

Dabei war ich für mich nur okay, wenn ich Ich geblieben wäre.

Selbst die, die ganz überzeugt behaupten, mich nicht zu bewerten, mich nicht zu etwas bringen zu wollen, sondern mich nur sein lassen zu wollen wer ich wirklich bin, vermitteln Erwartungen, Wünsche, Vorgaben.
Ihre Regeln haben auch meine zu sein.
Ihre Vorgaben mein Rahmen.

Als ich gestern schrieb, war alles glasklar.
Warum all die Verstärkung der Symptome in dieser Therapie und jenem Kontakt.
Mit jedem Aufdrücken von Erklärungen und jedem Mitteilen von Ansichten entstanden in mir die Aufgaben, die ich zu erfüllen hatte. Einige bewältigte ich recht problemlos und an anderen scheiterte ich schneller.

In der DBT war ich Vorzeigepatientin und landete nach der Entlassung aus der Klinik in einer der heftigsten Krisen.
Alles was andere dort wunderbar gelernt und für sich verstanden hatten, habe ich nur gezeigt, aber nicht wirklich für mich brauchen können.
Aber das hätte ja niemand verstanden.
So wie auch niemand verstand, warum ich in die Krise kam.

Ich schaue auf diese und jene Station in der Vergangenheit. Suche nach den Punkten, wo es hätte gesehen werden können, müssen, sollen…….. Schaue hin auf dieses „Warum haben die das nicht gesehen?“.
Bin entsetzt, festzustellen, dass bereits meine allererste Therapeutin es hätte wissen müssen, es hätte erkennen müssen…… spätestens als ihre Therapie mich immer weiter in die Krise brachte.

Denn wisst ihr, als ich am Dienstag den Termin für das Vorgespräch bei der Ergotherapeutin hatte, habe ich in der Nacht davor Videos angeschaut, die diese Therapeutin auf ihrem Kanal veröffentlicht hat. Diese Ergotherapeutin hat optisch ausgesprochen viel Ähnlichkeit zu der Frau bei der ich meine erste ambulante Therapie gemacht habe.
Ich hatte Sorge, dass ich sie deshalb ablehnen würde, weil damals vieles gar nicht gut war. Aber so kam es eben nicht.
Doch als ich dann einfach nur nach diesem Termin schauen wollte, ob es die Praxis eigentlich noch gibt und wie sie heute vielleicht aussieht, war ich geschockt zu sehen, dass in der Liste der Behandlungen auch Autismus steht.
Seitdem kreist in mir auch der Gedanke, eine Mail, einen Brief, eine Nachricht zu schreiben und sie wissen zu lassen, dass sie es bei mir offensichtlich nicht gesehen hat.
Es kreist in mir eine Verletztheit, dass da ein Mensch war, der durchaus im Thema war und es dennoch nicht gesehen hat.

Dabei hätte es so vieles verändern können und mir so viele Erfahrungen erspart.

Aber was soll’s. Mein Leben ist jetzt vermutlich mehr als die Hälfte gelebt (oder eben auch nicht gelebt) und was war läßt sich nicht mehr ändern.

Nur verstehen können würde ich es gerne.

Auch das was aktuell passiert würde ich einfach gerne verstehen können.

Aber mein Kopf ist übervoll mit Gedanken.
So sehr, dass er kaum noch wirklich denken kann.

Ein Blick auf die Uhr und feststellen, dass der nächste Schritt schon vor zehn Minuten dran war.

Ich muss funktionieren………..

Habt einen schönen Freitag und kommt später dann gut ins Wochenende.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Schnelle Veränderungen machen Angst


https://pixabay.com/de/photos/oldtimer-wagen-altes-auto-cabrio-1197800/

Hallo ihr Lieben,

gestern habe ich mir eine Notiz gemacht, um mich daran zu erinnern zu welchem Thema ich eigentlich bereits gestern geschrieben haben wollte.

„Schnelle Veränderungen machen Angst“

Wenn ich in den vergangenen Wochen den Wahlkampf verfolgt habe, stellte sich mir immer wieder die Frage, warum manches auf einen ganzen Sturm von Gegenwehr stößt und anderes offensichtlich gerne angenommen wird. Ich konnte beobachten, wie bestimmte Charaktere auf „X“ anspringen und andere auf „Y“.

Auf den ersten Blick ist mir nicht verständlich, warum Menschen krass reagieren, wenn es um Veränderung geht.
Jedoch auf den zweiten, dritten, vierten Blick wird mit klar, dass es gar nicht vordergründig um eine Veränderung geht, sondern um die Geschwindigkeit.

Nun, ich habe nicht vor, hier über Politik zu schreiben. Meine Wahl habe ich für dieses Jahr längst getroffen und bereits eingereicht. Wenn ich also derartige Sendungen anschaue, tue ich das gewöhnlich aus anderen Beweggründen heraus.

Ich schaue, wie die Menschen auftreten und was da wie verkauft wird.

Da fällt mir dann z.B. auch überdeutlich auf, wie die Medien die Meinung der Bürger beeinflussen und steuern. So wurde über die selbe Umfrage im TV ein anderer Kanzlerkandidat:in als Sieger dargestellt als die direkte Auswertung des Instituts ergeben hat, die ich per Mail erhalten habe.
Da darf man sich dann doch schon mal fragen, wie sehr gewisse Medien die Menschen manipulieren wollen.

Nun gut……. es soll nicht um Politik gehen, sondern um Trauma.

Wie oft habe ich mit betroffenen Menschen geschrieben oder gesprochen, von ihnen gelesen, die eigentlich Hilfe bräuchten, sich aber davor scheuen eine Therapie zu machen.
Angegebene Gründe sind da sehr vielfältig.

„So schlimm ist es ja auch gar nicht.“
„Therapie? Sowas brauche ich doch nicht. Ich bin ja nicht verrückt!“
„Das wird schon von selbst wieder anders werden.“
„Hier gibt es keine erreichbaren Therapeuten.“
„Die haben alle keine Plätze frei.“
„Ich weiß nicht, so eine Therapie ist mir zu anstrengend.“
„Das schaffe ich nicht neben der Arbeit.“
„Dafür bin ich nicht stabil genug.“
„Sowas kann ich nicht machen.“
„Mein/e Partner:in unterstützt mich da ausreichend. So gut kann mich gar kein Therapeut verstehen.“
„Stationär kann ich wegen Hund, Katze, Kindern nicht gehen.“

Und noch viele, ja sehr viele weitere Aussagen dazu lassen sich sammeln.

Zu jedem Grund könnte ich ein Gegenargument bringen. Denn nichts davon ist Anlass genug, in Traumafolgen zu leben, anstatt sie zu überwinden.

Aber als ich da nun diese Wahlsendungen sah, erinnerte es mich an eine Angst, die ich sehr gut kenne.

Die Angst vor Veränderung.

Auf der einen Seite wünscht man sich, dass der Mist aufhört und alles wieder gut wird. Und auf der anderen Seite macht eine Veränderung unglaubliche Angst.

Da saß dieser Mann in der Sendung, der Existenzangst hat, weil er im Kohleabbau arbeitet und fürchtet keine Zukunft zu haben, wenn keine Kohle mehr abgebaut wird. Und ganz gleich was dort gesagt wird, was dann sein wird, es beruhigt ihn nicht.
Alles was er kennt ist das was er sein bisheriges Leben getan hat. Das ist seine Existenz. Und die soll ihm nun genommen werden…….

So geht es auch einem Menschen, der mit den Folgen aus teilweise über Jahren andauernden Gewalterfahrungen lebt.
All das was diese Folgen ausmacht, ganz gleich wie lästig sie teilweise scheinen, gehört zur Existenz.
Klar wäre es schön, es würde anders werden.
Aber doch auf keinen Fall unkontrollierbar sich verändern und schon gar nicht auf eine Weise, die unbekannt ist.

Dieses Bild, in die Therapie zu gehen und dann ein anderer Mensch zu werden, das ist sehr verbreitet.
Und genau das macht dann eben auch vielen Menschen unglaublich Angst. Denn daran sind ja auch viele Dinge gekoppelt.

Man denke da nur daran, wenn jemand seine Existenz auf einem Beruf und der eigenen Familie aufgebaut hat und eine Therapie dann möglicherweise offenbart, dass das alles einen selbst gar nicht erfüllt und nicht das ist, womit man wirklich glücklich ist.
Ein Mensch, der das klassische Rollenbild eines Vaters und Ehemannes lebt und dann herausfindet, dass er wider seine Natur lebt, weil er in seinem bisheriges Leben unterdrückt und sich verboten hat, zu seiner Homosexualität zu stehen. Würde er sich das aber erlauben, fällt seine Existenz wie ein Kartenhaus zusammen.
Oder auch wenn ein Mensch fürchtete in einer Therapie herauszufinden, dass etwas schlimmes geschehen ist für das man selbst die Schuld tragen könnte.
Etwas was beschämt.
Etwas was Eltern oder sonstige geliebte Menschen einem angetan haben.
Was man selbst einem geliebten Menschen angetan hat.

Oh nein! Dann doch lieber so weiterleben wie bisher. Die Augen davor verschließen. Denn was ich nicht weiß, um das muss ich mich auch nicht kümmern.

Veränderung macht Angst!

Insbesondere dann, wenn sie als Umbruch gesehen wird.

Als ich meine Therapie begonnen habe, sagte meine Thera ziemlich häufig, dass ich schon wieder den 10. Schritt vor dem 1. machen will. Ich setzte es damit gleich, ungeduldig zu sein. Es ginge mir eben nicht schnell genug. Und ich nehme an, es war auch so von ihr gemeint.
Aber heute, da sehe ich in meinem Verhalten etwas anderes.

Heute sehe ich wie meine Angst mein Antrieb war.
Denn wenn ich den 10. Schritt vorwegnehmen will, dann muss ich mich nicht mehr mit der Angst vor der Veränderung befassen.
Dann muss ich nicht mehr fürchten, was dann kommt.
Ich kann also schnell das haben wovor ich Angst habe und dann ist der Weg dahin auch nicht so voller Anspannung und Befürchtungen.

Funktioniert natürlich so nicht.

Echte Veränderungen brauchen viele Schritte und ein Tempo in dem die Veränderung auch zu verdauen ist.
Das Essen kommt auch nicht vom Teller direkt in die Organe wo es gebraucht wird bzw. ins Klo.
Und je besser man es kaut umso leichter ist es zu verwerten.
Das ist in einer Therapie meist nicht anders.
Je genauer man sich mit einem Thema befasst, umso mehr verliert es an Schrecken.

Ein Beispiel noch, was direkt aus meiner Therapieerfahrung kommt.
Thema Selbstverletzung.
Es gibt unzählige Kliniken und Therapeuten, die bis heute mit ihren Klient:innen so arbeiten, dass sie Verzichtsverträge abschließen, in denen festgelegt wird, dass sie sich selbst nicht verletzen dürfen.
Die wenigsten Betroffenen schaffen es, sich daran zu halten.
Denn es ist eben in der Regel kein Suchtverhalten, sondern eine erlernte Gefühlsregulation.
Auch mit mir wurde schon mit solchen Verträgen gearbeitet. Es hat mir nicht geholfen.
Warum?
Weil ich einen Plan B gebraucht hätte, den es aber gar nicht gab.

Immer war da in meinem Kopf die Frage: „Aber was soll ich denn dann stattdessen tun?“

Diese Frage erübrigt sich, wenn man langsam Schritt um Schritt geht.

Denn dann steht am Ende nicht mehr, was man stattdessen tun soll.
Das was früher gemacht wurde, wird einfach nicht mehr gebraucht.
Es durfte langsam etwas Neues wachsen.
Kein Ersatz.
Etwas, was vor Schritt 1 gar nicht vorstellbar war.

Aber Schritt 1 habe ich eben früher auch verhindert. Genauso wie Schritt 2, 3, 5 oder 8.
Weil meine Angst so riesig war, das zu verlieren was mir vertraut und bekannt war, dass ich eine echte Veränderung gar nicht gewagt habe zuzulassen.

Wenn ich heute diese obrigen Gründe von Menschen höre oder lese, dann weiß ich, dass sie Angst haben, dass es anders wird.
Ich wüßte, dass man sich zuerst um die Angst kümmern muss, ehe Schritt 1, 2, 3, usw. nacheinander gemacht werden können.

Denn schnelle Veränderungen wirken schlicht bedrohlich.

Nun wünsche ich euch einen angenehmen Dienstag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Verschlossen in mir


https://pixabay.com/de/photos/wald-pfad-sonnenstrahlen-waldweg-2942477/

Hallo ihr Lieben,

ich schiebe heute das Schreiben vor mir her. Ziehe jede andere Beschäftigungsmöglichkeit vor und verschwinde so mehr und mehr in dem was mich wegbringt von dem was Leben ausmacht.

Manchmal wünsche ich mir eine andere Therapie. Einen anderen Menschen, mit dem ich über all das reden kann, was in mir gefühlt und gedacht wird.
Nein, nicht die Sachen, die mir früher geschehen sind und nicht das, was mich dadurch im Alltag belastet.

Reden über all das, was diese Situation zwischen ihr und mir in mir auslöst.

Mit jemandem, der nicht deutet, wertet, be- oder verurteilt.
Einfach ein Mensch, der versucht, mich in all dem zu verstehen.
Der mich nicht wahllos motiviert und auch nicht demotiviert.
Jemand, der nur das versteht, was das alles mit mir macht.

Und vor allem jemand, für den ich nicht so fühle.
Ein Mensch, der nur Therapeut ist.
Mit dem der Abstand richtig ist und sich stimmig anfühlt.
Wo ich nicht nach einer Hand greifen will und nicht vor Kummer in meinen Tränen ertrinke.

Aber meine Lippen verschließen sich mehr und mehr.
Zu oft beurteilt und bewertet.
Zu oft die Meinung anderer gehört, die doch nur an mir zerrt und rüttelt.

Wie ist das, wenn ein Mensch wie ich liebt?
Wie kann er damit leben, wenn nicht gewusst wird ob diese Liebe erwidert wird, ob sie eine Zukunft hat, ob sie irgendwann gelebt werden kann?

Die leise Stimme in mir flüstert, dass wir uns blamieren, wenn wir nicht aufhören.
Eine andere, dass wir ganz tief fallen werden.

Und irgendwo wird die Flucht aus dem Leben gesucht, um nicht mehr zu fühlen wie es schmerzt, ihr nicht nah sein zu können.

Wir sollen Wege finden, wie wir Anspannung reduzieren können………….
Damit wir wieder umlernen und neu lernen können………

Wie wir nicht lieben?
Wie wir aushalten, wenn es so schmerzt?
Wie wir unsere Sehnsucht vergessen?
Wie wir aufhören die Nähe zu vermissen?

Stocksteif stehen wir da.

Wir sollen lernen, nicht zu lieben, Nähe nicht mehr zu suchen,…….

Weil es sie nicht mehr geben wird.
Nicht nur eine Weile.
Keine halbe Ewigkeit.

Eben nie mehr.

Deshalb sollen wir neu lernen.

Und wir wollen nicht.

Denn wir haben neu gelernt.

Wir haben neu gelernt, uns zu trauen, Liebe zu zeigen und sie zuzulassen.
Wir haben neu gelernt, Gefühle zuzulassen und zu merken, dass sie uns nichts anhaben, wenn da jemand ist, an dem wir uns sicher verankern können.
Wir haben neu gelernt, zu vertrauen und uns einzulassen.

Und dann kam Corona und hat alles weggespült.

Sie haben gesagt, dass es anders wird, wenn erst die Impfungen da sind.

Es war eine Lüge!

Sie haben wie früher in meiner Kindheit die Erwachsenen nur wieder und wieder neue Begründungen gefunden, warum nun doch nichts wieder anders werden kann.

Irgendwie hatte ich es geahnt und doch nicht glauben wollen.

Offensichtlich soll es nicht wieder gut werden.
Ganz gleich was sie noch vor einem Jahr zur Begründung für Einschränkungen hatten.
Sie finden doch immer wieder neue.
Und im Grunde ist es vollkommen egal, ob Menschen darunter leiden.

Denn es waren die armen alten Menschen in den Einrichtungen.
Und nun sind es die armen Kinder.
Es werden die armen Familien sein.

Menschen, die unter diesen Bedingungen seelisch erheblich leiden, weil sie zuvor bereits mit Mühe irgendwie klargekommen sind, die waren schon immer vollkommen egal.
Bei jeder Überlegung, die neue Regeln für alle betraf.

Da hilft auch kein Auflehnen und kein Schimpfen.

Von Menschen wie uns profitiert eben keine Wirtschaft, die diese oder jene Schutzmaßnahme auf den Markt bringt.

Daran verdient niemand.

Kommt dann auch nicht drauf an, ob es einen weniger gibt.

🤐

Habt einen schönen Samstag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

De|fi|zit


Aufgenommen im Zoo Rostock https://www.zoo-rostock.de/

Hallo ihr Lieben,

gestern gab es eine sehr aufreibende Diskussion, die in mir noch lange nachgewirkt hat.
Obwohl ich eine der schönsten Ablenkungen hatte, die es für mich gibt.
Ich war gestern im Zoo hatte dort die tolle Überraschung, nach Monaten der Schließung endlich wieder zu den Orangs und den Gorillas zu können.

Und damit war ich im Grunde auch genau bei dem Thema um das es irgendwie auch in dieser Diskussion ging.
Eigentlich war die Fragestellung eher, was Therapie bewirkt und wofür sie nötig und sinnvoll ist.
Aber wie so oft sollte ich niedergemacht werden und solange meine Worte verdreht werden, bis man mir belegt hat, dass ich mir selbst widerspreche.

Mir war übel von der mehrfachen Aussage, Therapie behandle Defizite.
Alleine dieser Begriff stieß mir ganz übel auf.
Warum, das dämmerte mir erst als ich schon den Zoobesuch hinter mir hatte und sich setzte was ich dort erlebt habe.

Es käme mir nicht in den Sinn, bei einem Menschen mit seelischer Behinderung oder Erkrankung von einem Defizit zu sprechen.

Als ich dort bei den Orangs war und meiner geliebten kleinen LinTang zusehen durfte wie sie ausgiebig mit Papa Sabas geschmust und gespielt hat, da war ich überglücklich in Anbetracht dieses Wunders.

Als ihre Mama gestorben ist, stand alles auf der Kippe und niemand wusste was werden wird. Alle hofften, die Tante würde sich der Kleinen annehmen und sie versorgen. Doch das passierte nicht wirklich. Stattdessen hat sich zwischen Tochter und Vater ein inniges Band gesponnen, wie es sonst in der Welt der Menschenaffen nicht vorkommt. Er hat komplett die Mutterrolle für sein Kind übernommen.
Damit ist Sabas für mich ein Held wie ich keinen anderen kenne.

Und dann lande ich wieder bei diesem Begriff Defizit.

Hat LinTang nun wirklich einen Mangel daraus, dass ihre Mutter nicht mehr da ist?
Unabhängig von dem Leid was durch den frühen Verlust entstanden ist.
Es hat die ganze Struktur dieser Wohngemeinschaft verändert und alles durcheinander gebracht.

Aber ich saß im Auto und mir kam der Gedanke, dass es vielleicht genau so sein sollte. Möglicherweise sollte es so ihr Schicksal sein. Dass sie es miteinander anders machen als es die Natur üblicherweise vorsieht.
Weil LinTang sich ihren Vater als Bezugspunkt ausgewählt hat und Sabas sein Kind liebt und es als zu sich gehörig wahrnimmt. Er scheißt auf männliches Gehabe wie es ihm sein Vater beigebracht hat und ist stolze Eltern in einer Person.

Hat sie nun wirklich ein Defizit? Mangelt es ihr?
Ich denke nicht.
Im Gegenteil, Sabas scheint ihr gut zu tun, besser als es unter ihrer Mutter war, die ihr die Haare ausgerissen hat, weil sie sie ständig betüddelt hat.

Es ging in der Diskussion nicht um Elternliebe. Und in gewisser Weise doch auch.

Um Eltern, die meinen, ihr Kind habe ein Defizit, wenn es eine seelische Behinderung hat.
Und genau dieses Defizit solle eine Therapie ausgleichen.

Mir wird noch immer übel bei dem Gedanken daran.
Und noch mehr, wenn ich daran denke, dass mir angedichtet wurde, ich selbst würde ja in der Therapie nur lernen, meine Defizite auszugleichen.

Ein Defizit umschreibt einen Mangel.

Wo soll der liegen?

Darin, dass ich anders strukturiert bin?
Darin, dass ich intensiver fühle?
Darin, dass ich in Bildern denke?

Oh ja, ich habe Defizite.
Ich habe zu wenig Fürsorge und elterliche Liebe bekommen.
Ich habe zu wenig Schutz durch Eltern erhalten.
Ich habe nicht ausreichend Raum bekommen, mich zu einem eigenständigen Menschen entwickeln zu können.
Das sind erlittene Defizite.

Aber die gleicht keine Therapie aus.
Die kann nur helfen, damit selbst umzugehen und den Schmerz darüber weniger werden zu lassen.

Es ist spannend wie Menschen von außen über jemanden sprechen, denken und urteilen, der sich von der Masse unterscheidet.

Es käme mir nicht in den Sinn, von Schwächen, Defiziten, Mängeln zu sprechen, wenn es um einen Menschen geht.

Ein Mensch kann anders sein.
Er kann sich unterscheiden.
Aber deshalb ist er nicht weniger als ein anderer.

Aber vielleicht ist es eben der Unterschied, ob man so geboren wird oder erst in späterem Alter eine Fähigkeit verliert.

Meinen Hörverlust gleiche ich aus.
Meine Sehschwäche ebenfalls.

Aber meine Emotionen brauchen keinen Ausgleich.
Die brauchen Raum, um sein zu dürfen und gesehen, gefühlt zu werden.
Und wenn das Stress bedeutet, dann braucht es Möglichkeiten, Gefühle dosieren zu lernen, um nur so viel zulassen zu müssen, wie gut ausgehalten werden kann.

Spannend fand ich auch die Behauptung, Therapie würde Panikattacken wegmachen…………. so als wenn man in die Therapie geht, damit der Therapeut repariert was kaputt ist und der Mensch danach wieder adäquat funktioniert.
Also wieder alltagskompatible.

Dann gehe ich doch lieber in meine Therapie und lerne weiterhin ich selbst zu sein.

Mit all meinen „Schwächen“, „Defiziten“, „Mängeln“ und welche Bezeichnungen sich auch sonst noch Menschen ausdenken mögen für mein Sein.

Und für all die Kinder, die wie ich oder so ähnlich sind, wünsche ich mir Helfer auf dem Weg, die sie annehmen wie sie sind. Ohne sie zu verurteilen.

Ich wünsche euch nun einen guten Start in die Woche. Habt einen schönen Montag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

DIS ist kein Aushängeschild


https://pixabay.com/de/users/adriansart-17279720/

Hallo ihr Lieben,

gestern hatte ich einen kurzzeitigen und eigentlich sehr zufälligen Kontakt zu einem anderen Viele-Menschen. Gewöhnlich gehe ich solchen Begegnungen inzwischen lieber aus dem Weg. Befinde ich mich jedoch in einem Umfeld in dem es eigentlich um komplett andere Themen geht und dann etwas beschrieben wird, was mir bekannt erscheint und was doch ziemlich eindeutig in Richtung Trauma geht, werde ich hellhörig und mag dann doch kundtun, was ich dazu denke. Und meist treffe ich damit auch voll ins Schwarze und die betreffenden Menschen kennen Trauma und Dissoziation.

Doch warum mag ich derartige Begegnungen eigentlich lieber vermeiden?

Konkurrenz?
Spiegelbild?
Zu viele Trigger?
Zu viel im anderen sehen, wofür ich bei mir blind bin?
Zu viel Leid?
Zu viel Gefahr?

Nichts davon trifft es wirklich.

Die Menschen, die sich als Multi sehen oder als Mensch mit dissoziativer Identitätsstruktur diagnostiziert wurden, sind so unterschiedlich wie sie nur sein können. Und dennoch gibt es gewisse Gemeinsamkeiten.
Innere Strukturen, die alle mehr oder weniger eint.
Überlebensmustern, die sich durchziehend finden.
Denkstrukturen, die ähnlich und gleich verlaufen.
Gedankenmuster, Bewältigungs- und Vermeidungsstrategien.

Und ein jeder für sich fühlt sich ertappt, wenn ein anderer das durchblickt.

Ich würde behaupten, dass es in einer Verbindung damit steht, wie viel Macht Täter noch haben. Und damit meine ich nicht unbedingt reale, aktive Macht. Es muss nicht mal mehr Kontakt bestehen.
Was ich meine ist die Macht im Denken, Fühlen und Handeln.
Ist das noch durch die Vorgaben von Tätern bestimmt, so ist jeder, der Einblick in das seelische Vorgehen hat, eine empfundene Bedrohung und muss bekämpft werden.
Denn dieser Jemand erscheint als hätte er Wissen, was er nicht haben darf.
Ich kann es gut in mir fühlen, wie ein Teil meiner Seele in solchen Momenten Panik bekam, er könne als Verräter gelten, wenn dieser Mensch das Wissen hat und mit ihm in Kontakt ist. Und dann würde nicht dieser andere Mensch bestraft, sondern er selbst, weil man ihm nicht glauben würde, dass er nichts verraten hat.

Ein anderes Phänomen ist, dass ich eine längere Zeit immer wieder beobachtet habe, wie Menschen sich selbst diagnostisch eingeordnet haben, ohne jemals wirklich in einer entsprechenden Therapie oder ärztlichen Behandlung gewesen zu sein.
Menschen, die entweder befremdlich psychotisch wirkten oder nichts von dem aufzuweisen schienen, was für DIS charakteristisch ist.
In diesem Fall fühle ich mich in der Tat bedroht.
Denn im einen Fall weiß ich, dass ich nicht psychotisch bin und auch nie irgendwelche Auffälligkeiten in dieser Hinsicht gezeigt habe. Und im anderen Fall fühlt es sich schnell so an, als würde ich nur übertreiben mit all dem was ich erlebt habe.

Und ja, ganz wirklich, wenn ich zurückblicke auf meine Kindheit, dann gibt es diesen Gedanken „es war doch alles völlig normal“.
Denn genau das war es.

Es war augenscheinlich normal.
Denn für mich gab es nichts was die Familie erheblich von anderen unterschied.
Eine gewöhnliche Familie.
Es war nicht mal ungewöhnlich, dass beide Elternteile arbeiteten.
Dass wir trotzdem arm waren, war mir als Kind wenig bewusst.

Ich war nicht normal.
Ganz und gar nicht.
Aber ich habe alles gegeben, mich dem Normal der anderen anzupassen. Wo immer ich das konnte.
Nur in mir drin, da hat es sich nicht gut angefühlt.
Da gab es keine Sicherheit und ich wusste nie, wie etwas nun sein muss, um gut zu sein.

Als ich zum ersten Mal Hilfe bei jemandem suchte, weil ich ahnte, dass ich Hilfe brauche, da war ich bereits lange Jahre immer wieder suizidal gewesen und hatte das für normal gehalten.
Ich hatte es auch für normal gehalten, dass ich mir in die Arme biss und mit dem Kopf an die Wand haute.
Ebenso war es für mich normal, mich in mich zurückzuziehen und dort in meinen Gedanken zu leben.
Es war normal, meine eigene Welt zu haben.
Und es war normal, dass es für mich jeden Tag in nahezu jedem Moment schwierig war, in der Welt und mit den Menschen zurechtzukommen.

Als ich mit 19 verstand, dass man es Trauma nennt und von Inzest und Missbrauch die Rede ist, wenn Menschen mit einem Kind tun, was mir geschah, war ich überzeugt, dass das alles nicht so schlimm war.
Immerhin lebe ich ja und bin zur Schule gegangen und alles.
Und wenn ich keine Ausbildung schaffe, dann bin ich selbst schuld daran.

Bis irgendwann mal in einer der vielen Kliniken eine Therapeutin direkt äußerte, dass sie es für gefährlich hielte, mit mir in der Tiefe zu arbeiten. Ich sei dafür viel zu schwer traumatisiert.

Quatsch, die spinnt ja. Das ist doch alles gar nicht so schlimm gewesen und es ist ja auch schon lange her und längst vorbei.
Es gibt Menschen, die wirklich schwer traumatisiert sind. Die bleibende Schäden haben, bei denen offensichtlich ist, dass sie schweres Leid erfahren haben.

Es folgten noch ein paar andere Therapeuten und Helfer anderer Berufe, die mich ähnlich sahen.
Die einen wollten mich retten und die anderen ergriffen hilflos die Flucht und zogen sich sozusagen raus.

In mir drin habe ich mit der Zeit eine Schublade eingerichtet für „schwere Traumatisierung – hilfloser Fall“.

Nein, es hat nichts daran geändert, dass mir in der Häufigkeit Menschen begegnen, die alles für übertrieben halten. Und auch nicht daran, dass ich dann zurückrudere und verharmlose.

Ich habe verstanden, dass Menschen nicht mit dem umgehen können, was in mir erkennbar ist.
Sie blenden es aus, wenden sich ab, ergreifen die Flucht, um nicht selbst in innere Not zu kommen.
Sie ertragen nicht, was nicht erträglich ist.

Aber ich habe ertragen.
Ich habe überlebt.
Und ich beginne zu leben.

Warum?

Gewiss nicht wegen der Helfer, die die Flucht ergriffen und mir sagten, ich sei zu schwer traumatisiert als dass man mir helfen könne. Denn die haben nichts anderes getan als die Menschen, die meine Seele zerstört haben. Sie haben mich verstoßen und mich mir selbst überlassen. Es gab weder ein zu kleines Pflaster auf die Wunden noch einen sichtbaren Verband. Sie drehten sich schlicht um und sahen nicht mehr hin.

War ja eben alles nicht so schlimm.

Wenn man mich sieht, dann sieht man einen gewöhnlichen Menschen.
Ich wirke weder besonders durchgeknallt noch sieht man mir körperlich an, was ich hinter mir habe.
Ich könnte ein x-beliebiger Mitarbeiter einer Firma sein oder selbstständig ein Geschäft leiten.
Man sieht mir auch nicht an, dass ich nicht arbeitsfähig bin.

Und wenn mich jemand gut kennt und mal wieder ausblendet, was hinter meiner Erscheinung lebt, dann wird er nicht mal an meinem Verhalten merken wie ich seelisch kämpfe.

Aber begegnet mir jemand, mit ähnlicher Erfahrung.
Jemand, der dort steht wo ich vielleicht mit 15 oder 20 oder 25.
Dann bin ich die große Gefahr, die zu bekämpfen ist.

Weil ich gelernt habe, mich selbst zu ergründen.
Mich zu verstehen.
Das zu verstehen, was durch all die schlimmen Erfahrungen in mir entstanden ist.

Weil da jemand ist, der was davon kennt.

Und weil ich diesen Jemand nicht bekämpft habe, um in meiner Traumawelt bleiben zu können.
Doch vor allem, weil dieser Jemand sich nicht hat von mir verjagen lassen.
Auch wenn es manchmal hart an der Grenze war.

Doch wisst ihr, bis heute geht es mir so, dass ich bei denen zweifle, die sich selbst in ihrem Leid darstellen und es benutzen, um sich damit zu identifizieren.

Ich habe Mühe, mir vorzustellen, dass jemand gerne mit DIS leben möchte.

Auch wenn ich selbst noch bis vor wenigen Jahren überzeugt war, Viele bleiben zu wollen und zu werden.
Heute weiß ich, dass es in dieser Zeit auch sinnvoll war, so zu denken.
Heute ergibt das rückblickend Sinn und war absolut notwendig.
Aber schon damals war das eigentliche Ziel meiner Seele, der Traumazeit zu entwachsen und frei zu werden.
So frei wie es geht.

Wäre es nicht mein Ziel gewesen, hätte ich nicht den Weg gewählt, den ich gehe.

Ich mag in ein warmes Leben, in dem ich mich geborgen und sicher fühle.
Und das, weil ich in mir sicher und geborgen bin.

Nun wünsche ich euch einen schönen Sonntag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Reise zurück zu mir


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Hallo ihr Lieben,

so könnte er aussehen, der Weg vom durch Traumatisierungen bestimmten Leben in ein Leben was frei zu gestalten ist.
Ein Weg mit unendlich vielen Kurven verschwindend in immer dichter werdendem Nebel. Ohne ein vorher erkennbares Ende.
Und auch mit dieser haltlosen Weite kann es durchaus passen.

In einem Leben, was von Trauma bestimmt ist, wirkt alles vorbestimmt und in immer selbem Ablauf.
Trigger folgen ihren immer wiederkehrenden Mustern. Da bleibt kein Raum für andere Wege. Das ist wie eine Rolltreppe, die immer nur einen Weg läuft.

Aber wenn man sich auf den Weg macht, raus aus diesem traumagesteuerten Leben, ist da keine haltgebende Begrenzung mehr. Plötzlich eröffnen sich Handlungsspielräume, die anfangs überhaupt nicht zu nutzen gewagt werden können. Denn eigene Entscheidungen, das wird oft gar nicht gekannt. Ausprobieren wirkt gefährlich, andere Wege gehen wie eine Falle. Traumatherapie zuweilen wie der direkte Weg in den Abgrund.

Anders als auf diesem Bild gibt es keine Übersicht von dem Weg, der vor einem liegt.
Eventuell gibt es eine ungenaue Aussage darüber, welchen Zeitraum es erfahrungsgemäß brauchen kann.
Aber wirklich vorhersagen läßt es sich eben nicht.

Denn niemand kann vorhersagen, welche Täler kommen werden und welche Gefahren dort lauern. Niemand kann wissen wie die Seele ihren Weg gehen kann. Denn eine Seele ist nicht gleich alle Seelen.

Ich kann sagen, dass der Weg nicht gerade und komfortable ist.
Ich kann auch sagen, dass er nicht nur von Sonnenschein begleitet wird.
Und ich kann sagen, dass er sehr weit ist.

Das alles kann ich jemandem sagen, der denkt, es seien mal eben schnell ein paar Stunden Therapie und schon ist alles gut.
Ich kann es denen sagen, die verurteilen, wenn jemand Jahre in Therapie ist.
Denen, die aus Unkenntnis urteilen, dass jemand ein hoffnungsloser Fall sei, wenn es bereits viele Jahre Traumatherapieerfahrung gibt.

Doch wenn du Angst hast vor dem Weg, dann stellt sich nicht die Frage, ob er sehr lang ist und ob die Sonne scheint.

Dann stellt sich eher die Frage, was du brauchst, um dir vorstellen zu können, dich auf die Reise zu machen.

Was erzählt dir deine Angst?
Wo liegen deine Befürchtungen?
Was läßt dich davor zurückschrecken?

Oft geht es dabei um die Scham, die schweigen und einsam bleiben läßt.
Niemand soll wissen und niemand etwas bemerken.
So gehen einige, nicht gerade wenige, dann auch wirklich in die Therapie.
Woche für Woche mit dem Ziel, dem Gegenüber zu demonstrieren wie okay doch alles ist. Sich stark zeigend. Nur nicht bedürftig sein.
Nur nichts von dem zeigen wie man eigentlich denkt zu sein.
Schön angepasst und gut demonstrieren was man doch alles gelernt hat, wie man zu sein hat.

Mir geistert bei diesen Gedanken immer wieder diese langläufige Haltung durch den Kopf, an der einige viele überzeugt festhalten.
Therapie da geht man hin, um seinen Kram loszuwerden.
Damit man sich mal alles von der Seele reden kann.

Mir wird dabei speiübel.

So wie mir immer der blanke Ekel kommt, wenn es um Missbrauch und Benutzen von Menschen geht.

Wenn ich mir was von der Seele reden will, dann kann ich mich auch vor einen Spiegel stellen oder einen einsamen Spaziergang machen auf dem ich vor mich hin rede.

Traumatherapie ist nicht der Ort an dem man seinen Kram ablädt, um ihn loszuwerden. Und diese Vorstellung ist auch vollkommen absurd.
Denn loswerden kann ein Mensch seine Erfahrungen nicht. Und auch nicht das, was gefühlt wurde.

Es ist dieser Weg mit den unzähligen Kurven und Tälern.
Mit dem dichten Nebel, den Stürmen, den Überschwemmungen, den Sonnenscheintagen, die schnell auch mal zu heiß werden.
Es ist diese Reise sich selbst neu zu erfahren und der Traumahaut zu entwachsen.

All diese traumazeitgesteuerten Lebensweisen aufzuweichen und die Fühler ausstrecken zu anderen Möglichkeiten.
Sich mitsamt den schlimmen Erfahrungen und den Reaktionen daraus annehmen, umarmen und lieben können. Sich verstehen. Sich selbst glauben. Anerkennen was man da als Kind geleistet hat. Stolz darauf sein, dass man es überlebt hat.
Sich rausstrampeln aus dem Traumaloch mit all den trüben Gedanken und all der Selbstablehnung.

Ich bin nicht wirklich ein sehr gläubiger Mensch. Also niemand, der in die Kirche geht und sich an christlichen Werten orientiert.
Aber manchmal kommt mir in letzter Zeit ein Gedanke.
Besonders dann, wenn ich dieses Kind in mir spüre, was einsam und alleingelassen war.
Dann denke ich: „Gott hat gewollt, dass ich lebe. Und wenn ich glaube, die ganze Welt würde mich hassen, so muss es doch so sein, dass Gott mich liebt, denn sonst würde ich nicht mehr leben.“

Ein Gedanke, den ich in dieser Weise vor Jahren nicht hätte zulassen können.

Weder dazu stehen, dass ich an Gott glaube, noch mir erlauben geliebt zu sein.

Denn all das geht nicht, wenn man auf der Flucht vor sich selbst ist.
Wenn das Leben durch Trauma gesteuert ist.
Auch dann nicht, wenn wir uns für eine Therapie entscheiden und dann doch nur unseren Kram abladen wollen. Oder dieser Helfer uns passend und gesund machen soll oder doch wenigstens helfen soll, dass wir so scheinen als seien wir okay.

Dieser Weg hat so gesehen eigentlich nur ein Ziel.

Lernen, mein Leben wertzuschätzen, es zu schützen und mit allem zu erfüllen, was sich für mich erfüllend anfühlt.

Wieder glauben können, dass ich ein Recht auf Leben habe.
Wieder fühlen, dass ich geliebt bin.

Denn als Kind, da gibt es dieses Glauben und dieses intuitive Wissen darum bereits.
Es ist da.

Sonst hätte keiner von uns überlebt.

Ich finde, es wird Zeit wieder aus der Traumazeit zu erwachen und das Leben zu umarmen.

Ich wünsche euch nun einen schönen Dienstag (in mir wird unbedingt noch immer ein Montag gewünscht 😅).

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Mir selbst die Familie sein, die ich nie hatte


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Hallo ihr Lieben,

in meinem Kopf laufen gerade parallel mehrere Gedanken in unterschiedliche Richtungen.
Und unweigerlich kommt mir in den Sinn, dass ich einfach einen von ihnen greifen und ihm nachgehen sollte. Dann wird sich alles andere einfügen.
Ja, so habe ich es durch die Therapie gelernt. So hat es sich mir verinnerlicht. Der Blick, wie meine Thera mich angesehen hat, wenn sie es sagte.

Auf diese Weise lernt das Gehirn um.
Durch neue Erinnerungen.
Durch positive Verknüpfungen.

Wenn wir uns wagen, etwas zu versuchen und dabei wiederholt die Erfahrung machen, dass es anders ist als es früher war.

Früher folgte meinem inneren Chaos eher Verhöhnung und Demütigung im Außen.
Kein freundliches Lachen, weil ich Kaudawelsch rede.
Ein Lachen, was beschämt.
Was aussagt, wie dumm ich doch sei.

Also lernte ich, besser zu schweigen, wenn zu viel in meinem Kopf ist.
Denn die anderen würden ja nicht verstehen.

Und mit jeder Wiederholung dieser Erfahrung festigte sich auch, besser die Klappe zu halten.
Es wurde sowas wie ein Bollwerk daraus.
Eine feste Überzeugung.
Etwas, was nicht mehr infrage zu stellen war, sondern selbstverständlich so galt.

Bis ich Step by Step umlernte.

Es hat sich eine neue Erinnerung eingebrannt.
Eine neue Erfahrungsspur.
Und mit jeder Wiederholung wurde auch die fester und größer.
Sicherer, zuverlässiger, garantierter.

Aber das war nicht alles.

In mir ist gleichzeitig etwas gewachsen, was ich als Selbstwert einordnen würde.

Dadurch, dass da immer wieder ein Mensch ist, der mich versucht zu verstehen, der mir wieder und wieder zu verstehen gab, dass was ich denke und sage und all das Sprudeln meiner Gedanken so zu mir gehört und liebenswert ist, habe ich auch dieses Bild in mir mehr und mehr verinnerlicht.

Und es auf mich übertragen.

Das ist nicht geschehen, weil sie so eine tolle Therapeutin ist.
Und das ist sie ohne Frage.
Sie ist für mich die Beste.
Weil ich ihr vertraue.
Weil ich mich bei ihr sicher und geborgen fühle.
Aber genau das ist, was ich getan habe.

Ich habe mich eingelassen.
Ich habe mich gewagt und ihre ausgestreckte Hand genommen.
Ich habe erlaubt, dass ich neue Erfahrungen machen und sie abspeichern darf.
Es war meine Leistung, ein neues Bollwerk zu schaffen.
Erfahrung um Erfahrung.

Greife ich heute einen Gedanken, nämlich den, der oben auf liegt, dann muss ich lachen, weil ich an sie denke. Und weil mein Herz dann übervoll mit Liebe ist. Weil dann eine warme Welle durch mein Herz schwappt und meine Seele benetzt.

Auch wenn die alten Erfahrungen mit ihrem Bollwerk mich geprägt haben.
Auch dann, wenn es in mir noch immer auch diese alte Angst und die Scham und vor allem das Schweigen gibt.

Heute bewerte ich Situationen mit einem anderen Selbstwertgefühl.

Ich gehe nicht mehr davon aus, dass ich blöd bin.
Vielmehr sehe ich, dass manche Menschen nicht gut zu mir passen.
Und dann verläuft ein Kontakt für beide wenig zufriedenstellend.
So war das gestern.

Und ich ging danach nach Hause und fühlte mich verwirrt und verunsichert und …….
Ja, ich fühlte mich dumm.

Denn da ist dieses Kind in mir, was gelernt hat, dass es dumm ist, wenn es etwas wünscht, was es nicht gibt.
Und das Kind in mir wünscht schon lange einen Weg, wie es die Melodien klingen lassen kann, die im Kopf sind und die die Hände und Füße ausdrücken mögen.
Aber dieser Mensch im Musikhaus hat nicht gut verstanden.
Und wir gingen raus mit dem Gefühl, dumm zu sein und ihm seine Zeit gestohlen zu haben.

Und dann habe ich mich zuhause ins WWW begeben und meine Eindrücke und die Wünsche des Kleinen in mir gemischt und geschaut, was dabei rauskommt.

So ein Verkäufer mag einiges kennen, aber eben nicht alles.
Er ist nicht dumm, wenn er etwas nicht kennt.

Aber wir sind auch nicht dumm, wenn wir etwas wünschen, was ihm nicht bekannt ist.

Normalerweise ist das etwas, was ein Kind dadurch lernt, dass Familie schützend da ist. Familie sollte eigentlich der Ort sein, an dem es sicher ist. Der Ort an dem ein Kind bedingungslos geliebt und geborgen ist. Wo es sich ausprobieren darf und wachsen kann. Wo es festigen kann, dass es in sich wertvoll ist, auch wenn jemand anders über etwas denkt und das Kind nicht gut verstehen kann.

Kinder, die in der Familie traumatisiert werden, lernen eher, dass sie falsch sind und alle anderen richtig.

Diese Kinder, die wir waren, leben in unserer Seele weiter.
Und sie sind traurig, wenn sie voller Vorfreude sind und dann die Ernüchterung kommt, weil nicht gut verstanden wird.

Dann entsteht Enttäuschung und Frustration, aber noch viel mehr werden alte Wunden berührt und es folgt das ganze Bollwerk an erlerntem Schutz.
In unserem Fall ist das Rückzug.

Zum Glück gibt es mich auch als erwachsenen Anteil, der noch nicht müde ist, Wege zu finden.

Denn in uns ist auch das Bollwerk gewachsen, dass wir okay sind.

Und das ist durchaus schon ordentlich erkennbar.

Weil wir das haben wachsen lassen.
Weil ich selbst dem Kindlichen in mir die Sicherheit einer fürsorglichen Familie gebe.
Ich lache mich nicht aus und ich beschäme mich nicht.
Ich nehme mich stattdessen ernst und tröste mich, wenn ich traurig bin, weil ein anderer mich nicht gut behandelt.

Ich gebe mir, was ich auf meinem Heilungsweg bekommen habe.

Liebe.
Verständnis.
Wohlwollen.
Wertschätzung.
Und noch vieles mehr.

Ich bin mir selbst die Familie, die ich so nicht hatte.

Nun wünsche ich euch erstmal einen guten Start in den Tag und einen schönen Donnerstag.
🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Worte und deren Bedeutung


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Hallo ihr Lieben,

vor ein paar Tagen habe ich mit meiner Akustikerin telefoniert. Wir mussten einen Termin verschieben, weil es Lieferverzögerungen gab. Sie überlegte laut, was wir im Termin alles unterbringen müssen, um herauszufinden wieviel Zeit wir benötigen würden.
Es fiel das Wort „Überraschung“.
Nun Autisten scheinen ihr nicht ganz unbekannt zu sein, entsprechend fügte sie hinzu, dass es eine gute Überraschung sei und führte noch aus, dass Überraschungen ja meist eher erfreulich wären und ……. ich hörte nicht mehr richtig hin.

In mir gingen Gedanken durcheinander.

Ein Kind was sich freut und anfängt zu überlegen, was das sein könnte.
Ein cooles Glitzerdesign?
Ein tolles Geschenk?

Ein erwachsener Teil überlegt, ob es vielleicht doch günstiger wird als gedacht?

Es hibbelt wie vor Weihnachten.

Und ich erkläre mir selbst, dass es ganz sicher etwas ganz unwichtiges sein wird worüber wir uns weniger freuen werden.

Und dann wird mir bewusst, dass ich mich selbst auf den Boden bringe, um nicht enttäuscht zu sein und auch, um keine Angst vor dem Termin zu haben.

Denn was sind denn schon so Überraschungen, die Menschen einem bereiten, mit denen man Verträge abschließt?
Ein Werbepaket mit Kugelschreiber und Block.
Ein Kalender.
Ein paar Sticker.

Beim Optiker war es oft das Etui und ein Brillentuch, was die Beigabe war.

Aber das Kind in mir, wünscht sich eine Überraschung.
Etwas zum Freuen.

Und dann wandern meine Gedanken wieder zu diesem Gespräch letzte Woche.
Zu diesem Menschen, der offensichtlich in eine Richtung geht, die für mich so ganz und gar bedrohlich scheint.

Und ich lande mal wieder beim Thema Trauma.

Ab und an sind mir auf dem Weg durch die vergangenen 27 Jahre sehr interessante Geschichten begegnet.
Menschen, die von alternativen Therapiemethoden begeistert waren und mir nicht nur nahelegten, sie zu probieren, sondern sie mir geradezu aufzudrängen versuchten.

Prinzipiell ist es ohne Zweifel gut verschiedene Dinge auszuprobieren.

Nun, nur bei Menschen, die nicht nur ein bisschen traumatisiert sind.
Menschen, die nicht nur Alltagssorgen haben.
Kurzum bei Menschen mit tiefgreifenden seelischen Verletzungen.
Bei diesen Menschen gilt das so nicht.
Was aber den wenigsten Laien begreiflich zu machen ist.

Menschen mit dissoziativen Störungen gehören therapeutisch in fachlich kompetente „Hände“.
Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass es ein kassenzugelassener Therapeut sein muss.
Nein, aber jemand mit guten Kenntnissen im Bezug auf tiefgreifende traumatische Störungen.

Kein Schamane.
Kein sonstiger Heiler.

Nicht, weil sie schlecht wären und nichts verstehen würden.

Nein, weil es ein Problem bei Menschen gibt, die in diesem erheblichen Maß traumatisiert wurden.

Sie haben erstmal kein Gespür dafür wo ihre eigenen Belastungsgrenzen sind.

Sie wollen in der Regel, dass ganz schnell alles in Ordnung kommen soll.
Und gleichzeitig soll es dabei möglichst wenig seelischen Schmerz mit sich bringen.

All diese Angebote von selbsternannten „Therapeuten“ (nennen dürfen sie sich nur Berater, Coach oder ähnliches) sind niederschwellige Angebote.
Und genau das macht sie so verlockend für Menschen, die sich ihrer Probleme schämen, die Sorge haben als verrückt zu gelten oder als krank abgestempelt zu werden.
Da muss ich dann an so manche Werbung für Mittelchen denken, die glauben lassen, dass dadurch etwas besser wird, doch eigentlich zögern sie den Gang zum Arzt nur eine Weile raus.

Nun, im Fall von dissoziativen Störungen und schweren Traumaerlebnissen geht es nicht nur um ein Rauszögern einer fachlichen Unterstützung.
Natürlich gibt es auch das und manchem hilft es, erstmal nur zu einer Beratung zu gehen.

Aber prinzipiell birgt es die Gefahr einer Retraumatisierung von erheblichem Ausmaß.

Nicht, weil ich unterstelle, dass all diese Menschen Täter sind.

Nein, dann hätte ich meine Traumata wohl nicht annähernd verarbeitet.

Nein, sie erkennen nicht, wie dünn das Eis ist auf dem sich der traumatisierte Mensch über dem eisigen Wasser hält.
Und ihm selbst ist das auch nicht klar.
Und dann bekommt das Eis nicht nur Risse.
Nein, es bricht für den Moment ein, der Mensch taucht unter und das Eis gefriert wieder.

Denn genau das geschieht, wenn man mit Traumatisierten in der Aufarbeitung und vor allem in der Konfrontation mit erlittenem Trauma nicht ausgesprochen behutsam umgeht.

Es ist ein Balanceakt, bei dem es auch einem sehr erfahrenen Therapeuten passiert, dass das Eis mal einreißt und auch mal bricht.
Nur weiß der um diese Gefahr und sorgt im Vorfeld dafür, in diesem Fall eine Sicherungsleine befestigt zu haben, einen Rettungsring griffbereit zu haben, eventuell trägt der Klient eh schon einen „Neoprenanzug“.

Kurzum, ehe in einer professionellen Traumatherapie gezielte Konfrontation stattfindet, wird mit dem Klienten Überlebenstraining gemacht und die Beziehung zueinander wird so ausgebaut, dass man als Team gemeinsam diesen Abschnitt bewältigen kann.

So sollte das sein.

Nun,………
Und dann begegnet mir nach 27 Jahren Therapie ein Mensch, der meint, ich solle nun doch endlich mal durch einen Heiler wirkliche Heilung erfahren…………..

Und ich verzichte noch immer dankend darauf, ins Eis einzubrechen und dort zu erfrieren.

Trauma ist nunmal nicht Trauma.

Und selbsternannte Heiler sollten eben nicht mit Menschen arbeiten, die fachliche Hilfe benötigen. Was sie rein rechtlich so auch nicht dürfen.
Denn alle, die nicht fachlich ausgebildete Therapeuten sind und sich auch so betiteln dürfen (Psychologischer Psychotherapeut, Heilpraktiker für Psychotherapie), dürfen ausschließlich mit gesunden Menschen arbeiten.
Und es ist auch jedem fachlich ausgebildeten Therapeuten untersagt, Heilversprechen zu machen.
Auch das tut so mancher, der sich selbst zum Therapeuten ernennt.

Es erschreckt mich, wie ein Mensch sich wandelt, der mir zuvor einige Jahre ein guter Begleiter war…………..

Und manchmal muss man dann erkennen, dass Wege sich besser trennen sollten.

Auch wenn es schwerfällt.

Ich wünsche euch nun einen guten Start in die Woche.
Habt einen schönen Montag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Wahrheitssuche


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Hallo und guten Morgen ihr Lieben,

als ich damals die erste Therapie begann, war lediglich bekannt, dass ich über den Zeitraum von etwa drei Jahren sexuell missbraucht worden war. Der Zeitraum zwischen 12 und 15 Jahren. Also genau die Zeit, in der ein Mädchen sich möglicherweise zum ersten Mal verliebt.

Nun, mein ganzes Auftreten sprach und spricht eine andere Sprache.
Es ist erkennbar, dass dieser damals bekannte Missbrauch nicht alles gewesen sein konnte.
Also machte man sich auf die Suche und erklärte als erstes schon mal direkt meinen Vater zum Täter an mir………..

Sich auf die Suche begeben, das habe ich auch getan.
Und das ist mir auch bei sehr vielen Menschen begegnet, die sich offensichtlich mit Traumafolgen abmühen.
Bis hin zu, dass sie sich teilweise hypnotisieren lassen wollten, um herauszufinden was da in ihnen los ist.

Nun ja, wenn man sich mit einer Erwartung auf den Weg macht, dann ist man meist nicht frei, das kommen zu lassen, was wahr ist.
Es ist als wenn man nach einem bestimmten Geschenk sucht und dann alles andere nicht mehr in Betracht zieht.

Man ist schlicht auf Trauma fokussiert.
Als Betroffener, der auf der Suche ist, ebenso wie als mancher Helfer.
Insbesondere ist man das, wenn die eigene Geschichte an etwas im anderen erinnert.

Da wird etwas wiedererkannt und assoziiert, es sei identisch.

Möglicherweise ist es ähnlich.
Es kann aber ebenso ganz anders sein.

Auf der Suche begleitet Betroffene neben Angst und Hoffnung noch etwas anderes.

Tief verinnerlichtes Schuldempfinden.
Ein so schwerer Brocken, dass als Ursache nur etwas ebenso schlimmes in Betracht kommen kann.
Was zum einen die Angst schürt, der Wahrheit zu begegnen.
Und zum anderen regt es die Phantasie an, was alles schreckliches geschehen sein könnte.

Und dann steht man als traumatisierter Mensch da und kann sich selbst ja eh nicht glauben. Denn genau das hat ja Trauma bewirkt.
Es hat ja das Selbstvertrauen zerstört.
Es hat ja bewirkt, dass man an seiner Wahrnehmung, seiner Erinnerung, seinem Sein und Empfinden zweifelt.

Dann wird im Zweifel lieber dem Helfer geglaubt.
Der mit Pech eben auch nur eine Ähnlichkeit erkannt hat und ihr gefolgt ist.

Ich will damit nicht sagen, dass das grundsätzlich so ist.
Nur leider sehr oft.

Und das wirklich Schlimme daran ist, dass Helfer, die als Therapeuten, Ärzte, Betreuer, Berater, etc. auftreten, dadurch suggerieren, dass sie anders sind als der Betroffene selbst.
Die Betroffenen, traumatisierten Menschen sehen in diesen Helfern gerne jemanden, der ganz anders ist als man selbst. Jemand, der keine Probleme hat und sich total im Leben auskennt. Der schlicht all das verkörpert was man selbst nicht hinbekommt.

Dabei sind sie leider nicht unbedingt so sehr anders als wir es sind.
Und sie haben auch nicht grundsätzlich ihre eigene Geschichte aufgearbeitet und sind fähig, zu unterscheiden zwischen dem eigenen Erlebten und dem was im anderen geschieht.

Selbstreflektion ist eine Fähigkeit, die man sich aneignen kann. Aber sie ist nicht automatisch gegeben. Ganz gleich an welchem Punkt im Leben jemand steht und welchen Beruf derjenige ausübt.
Mancher kann beruflich unglaublich selbstsicher auftreten und gleichzeitig versinkt sein Privatleben im Chaos.

Und dann gibt es die wenigen, die authentisch scheinen……… und damit möglicherweise von so manchem als Helfer nicht gewollt sind.

Denn wer will schon gerne die Wahrheit, wenn die nicht perfekt zu dem passt wonach man sucht?

Ganz genau.

Denn ein „ich weiß das auch nicht“, ist nicht das, was ein Suchender hören mag, wenn er den perfekten Helfer will, der ihm gefälligst zu sagen hat woher seine Probleme kommen und wie sie in den Griff zu kriegen sind.

Und wisst ihr, wenn ich zurückdenke an die ersten Therapien………
Wenn ich damals einfach angenommen hätte, dass die sich auskennen und schon wissen was stimmt und was gut für mich ist…………….

Dann hätte ich mich dabei verloren.

Mit „Glück“ hätte ich einen neuen Anteil meiner Identität abgespalten. Einen der ihren Erwartungen entspricht und heil zu werden scheint.

Aber der Wahrheit hätte ich mich nicht angenähert.
Nicht meiner Wahrheit.

Nur eben der, die sie in mir erkennen wollten und die ich dankbar annehmen hätte wollen.

Meine Wahrheit jedoch finde ich nur, wenn ich frei bin und ohne Erwartung.
Wenn ich sie nicht finden muss und unbedingt will.
Dann, wenn sie alles sein darf oder gar nichts.

Eben dann, wenn das Traumamonster auch ein Scheinriese sein darf.

Oder der Scheinriese in Wahrheit ein Monster.

Dann darf alles Trauma sein oder gar nichts.

Oder eben auch ganz anders als es immer gedacht wurde.

Ich wünsche euch nun einen guten Start in die Woche.
Habt einen schönen Montag.
🌈💜💕💜🌈