Alltags-Wahnsinn

SocialMedia-Re-Traumatisierung unter dem Decknamen Helfer


#wonderapp

Ich erinnere mich schon mit leichtem Ziehen im Bauch an die Zeit, als SocialMedia noch eher in Form von Foren bestand. Eine Zeit in der ich hilfesuchend nach jedem sich mir bietenden Strohhalm griff, immer in der Hoffnung sowas wie eine Erlösung von diesem schrecklichen Überlebenskampf zu finden, in dem ich mich befand. Abseits von Therapie und professionellen Helfern hoffte ich auf Menschen die verstehen und vielleicht irgendwelche umsetzbaren Tipps parat haben. Erfahrungswerte die ganz vielleicht auch für mich machbar sein könnten.

Schon damals machte ich die Erfahrung, dass sie wie die Hyänen über mich herfielen. Eine Mischung aus Menschen die traumatisiert waren wie ich und denen die sich auf die Fahnen schrieben, selbst geheilt zu sein und nun müssten andere es genauso hinkriegen wie sie. Sie ballerten mir Sätze um die Ohren mit denen ich schlicht nichts anfangen konnte. Sowas wie „Du musst dein inneres Kind annehmen“ oder „Du musst vergeben“. Klingt nett, aber war schlicht nicht umsetzbar.

Was gleich war, waren diese merkwürdigen Kämpfe unter Betroffenen, bei denen es darum ging, wer für sich das schlimmste Leid deklarieren darf. Diese Kämpfe erlebte ich auch auf allen anderen Kanälen und erlebe sie bis heute, wenn ich mal wieder irgendeinen Kommentarstrang unter einem Blogbeitrag lese, bei dem es um Trauma geht oder kurzzeitig in einer dieser Gruppen Mitglied bin. Kurzzeitig, denn lange bin ich da irgendwie nicht mehr. Zumindest aktuell nicht mehr.

Nicht mehr seit ich meine eigene Facebook-Gruppe aufgelöst habe und jeder Versuch, eine neue Gruppe zu installieren bisher daran scheiterte, dass schlicht keine Aktivität entsteht.

Aber ich kenne dennoch Gruppen zu diversen Themen. Und eines eint sie alle. Das System in dem es Admins, Moderatoren und Mitglieder gibt. Hierarchie wie es sie auf den meisten Arbeitsstellen auch gibt. Allerdings mit dem Unterschied, dass hier weder Administrator noch Moderator irgendwelche besonderen Kenntnisse oder Fähigkeiten benötigen, um diese Position auszufüllen. Niemand hinterfragt, ob sie geeignet sind. Einzig sie selbst entscheiden. Auch in Familien gibt es diese Hierarchie. Inklusive dessen, dass die Oberhäupter absolute Macht haben. So nun auch selbige Struktur in SocialMedia-Gruppen.

Was sind das für Menschen und wie agieren sie?

Mit Macht über andere.

Da wird eine tolle Gruppe installiert, mit dem Wunsch, dass dort Menschen einen guten Ort finden, die mit den Folgen aus Traumatisierung in ein eigenes Leben finden wollen. Menschen die Leid erfahren haben durch meist sehr übergriffige Menschen, die Regeln aufstellten, die gewöhnlich nur zu ihrem eigenen Nutzen waren. Undurchsichtige Regeln zumeist, die viel Spielraum für Interpretation ließen, nur um das Opfer jederzeit abstrafen zu können.

Nun bin ich bedingt durch mein autistisch geprägtes Gehirn so veranlagt, dass ich Strukturen immer hinterfrage und analysiere. Ich gleiche ab mit dem was mir bekannt vorkommt. Insbesondere, wenn ich spüre wie meine traumatisierten Anteile unruhig werden. Sie werden das ja nicht, wenn da nichts an Trauma erinnert. Das tut es in diesen Gruppen aber.

Das tut es, weil SocialMedia scheint als wenn es die ganze Welt umfasst. Dort einem Shitstorm ausgesetzt fühlt es sich an als wenn die ganze Welt nun darum weiß und jeder einen hasst. Jede dort erlebte Demütigung verstärkt das Gefühl, von den Menschen abgelehnt zu werden. Man wagt es noch weniger, Kontakte zu knüpfen, weil man fürchtete, es würde einem in der realen Welt genauso ergehen. Und so ganz real würde sich das dann ja noch viel schlimmer anfühlen. Also lieber zurückziehen und für sich bleiben.

Doch das ist nicht mal die schlimmste Ähnlichkeit.

Nein, es sind die Regeln und Vorgehensweisen der Admins. Dieses Konstrukt der Macht. Regeln die wenig konkret sind, immer Raum lassen nach Belieben ausgelegt zu werden, nur um das Mitglied jederzeit und ohne Erklärung auszuschließen. Und damit man sich auch nicht im Nachhinein erklären muss, wird es direkt blockiert. Und das alles als sogenannter Helfer in einer Gruppe für Menschen mit DIS und anderen komplexen Traumafolgen.

Das ist aus meiner Sicht re-traumatisierendes Verhalten.

Und es zeigt mir ein ums andere Mal, dass diese Gruppen nicht sicher sind. Nicht sicher im Hinblick darauf, dass man nie weiß ob sich hinter Profilen nicht Täter verbergen. Aber auch, weil sich auf diesen Positionen derer die Entscheidungsmacht haben oft diejenigen befinden, die Macht ausnutzen, um sich über Mitglieder zu erheben. Scheißegal wie es denen geht, die sind doch nur Namen, keine echten Menschen. Da macht man sich doch frei von, dass die im realen Leben dann vielleicht leiden. Abgehakt, erledigt, weitermachen. Dass der zuhause sitzt und sich gedemütigt fühlt, re-traumatisiert ist, weil isoliert von der Gruppe und den vorherigen Kontakten, tangiert den Admin nicht.

Und dann heißt es doch immer wieder so schön, wer dort schreibt muss auch damit umgehen können, dass Gegenwind kommt. Sowas habe ich auch hier auf meinem Blog schon erlebt. Und ganz ehrlich, die Leute blockiere ich für weitere Kommentare. Nicht, weil ich deren Meinung nicht lesen will, sondern weil ich auf meinem Blog auch dann schreiben können möchte, wenn ich nicht belastbar genug bin, um mich gegen Angriffe zu wehren. Solchen Angriffen ist man schlicht nicht immer gewachsen und schon gar nicht wenn man noch am Anfang steht und sehr schnell getriggert ist.

Da braucht man Schutz und Admins, die genau diese Schutzbedürftigkeit im Blick haben und nicht die bestärken, die draufhauen.

Und überhaupt ist es der helle Wahnsinn, wenn dann wild auf die eingewirkt wird, die eh schon völlig drüber sind, weil sie getriggert wurden und dadurch alles nur noch durch die Traumabrille wahrnehmen. Wie schlimm, wenn das dann der Admin selbst ist und in diesem Zustand mal eben entscheiden kann, jeden rauszukicken, der gerade anderer Meinung zu sein scheint.

Und ganz besonders gruselig wird es für mich, wenn es sowas wie ein Anhimmeln eines Admins oder einer bestimmten Person gibt. Erinnert mich doch sehr an die Gruppierung in der ich als Kind schwerstens traumatisiert wurde. Auch dort wurde ein Mensch angebetet, der für die wenigsten dort ein Gesicht hatte. Es war ein Name eines Mannes, der irgendwo irgendwann diese Gruppe oder gar eine ihr übergeordneten Gruppen gegründet hatte. Auch diese Ähnlichkeit findet im SocialMedia statt. Der Admin ohne Gesicht und realen Background, über den nichts gewusst wird als das was er dort schreibt. Nicht bekannt wo der lebt und wie der lebt. Hat sich selbst auf den Posten gesetzt, um sich anbeten zu lassen als der Große, der Tolle, der sich um alles kümmert.

Da dröhnt der Verdacht des Narzissmus mir durch den Kopf.

Und dann sammle ich doch lieber all meine gezeigten Splitter wieder ein. Schäme mich in Grund und Boden für meine Offenheit und jeden mitgeteilten Gedanken. Schließe die Tür hinter mir und ziehe mich in den sicheren Ort meiner verschlossenen Wohnung zurück.

Re-traumatisiert von der Übergriffigkeit eines Täters, der mich öffentlich beschämt und weggeworfen hat.

Nur weil meine Worte durch die Traumabrille gelesen wurden oder schlicht im Kleinsten der Verdacht aufgekommen sein könnte, dass ich „den Guru“ nicht verehre.

Ich hoffe einfach, dass andere Betroffene gut auf sich achten. Denn dann klingen die Worte einer lieben Freundin in mir nach. Sie sagte: „Du kannst nicht die ganze Welt retten. Deshalb konzentriere dich erstmal darauf, dich zu retten.“

Ich bin nicht gut darin, nicht alle beschützen zu wollen.

Alltags-Wahnsinn

TRIGGER


es gibt immer wieder Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich zurückziehe aus dem Kontakt mit der Welt. Zeiten in denen ich mich nicht beliebigen Menschen öffentlich mitteilen mag und in denen andere Menschen nur sehr gezielt Teil meines Er-Lebens sein dürfen.

Und dann sammeln sich wieder Themen in mir, die ihren Ausdruck suchen und es baut sich eine Art innerer Druck auf, Worte finden und aufschreiben zu wollen. Mal in einer Mail an einen vertrauten Menschen und dann doch auch mal öffentlich.

Vor einer Weile hatte ich mich mal in einem Kommentar auf einem anderen Blog zu einem aktuellen Thema geäußert. Eine Bloggerin, die ich bis dahin für jemanden hielt, der für mich okay ist. Für mich okay. Was nicht bedeutet, dass Menschen, die für mich nicht okay sind allgemein schlechte Menschen wären. Es bedeutet lediglich, dass ich eigenverantwortlich schaue, welche Kontakte mir gut tun und welche mich runterziehen und mir schaden.

Womit ich auch schon voll im Thema bin.

Trigger.

Darum soll es gehen.

Dazu möchte ich etwas schreiben.

Trigger bedeutet erstmal nichts anderes als Auslöser. So die wörtliche Übersetzung.

Psychologisch gesehen wird es im umgangssprachlichen Gebrauch unter Betroffenen von Trauma verwendet als Ausdruck dafür, dass etwas Erinnerungen an traumatisches Erleben auslöst. Ganz gleich in welcher Weise diese sich zeigen.

Im autistischen Zusammenhang spricht man hingegen allgemein von Trigger wenn es um Auslöser für emotionale, visuelle oder sonstige Überreizungen geht.

So ein Trigger kann generell jedes Wort, jede Handlung, jede Mimik, eigentlich alles sein. Denn so individuell wie Menschen sind so individuell ist es auch, worauf sie reagieren.

Denn der Laie mag meinen (und das tun die meisten auch), dass ein traumatisierter Mensch durch das Sprechen über Gewalt getriggert wird. Doch real war das für mich nie ein Trigger, der mich aus der Bahn geworfen hätte.

Ich versuche mal mit Worten ein Bild zu zeigen.

So ein Erlebnis wie z.B. der Wildunfall, den ich vor vielen Jahren hatte.

Da war das Erleben des Unfalls selbst.

Der Aufprall.

Der Regen.

Die Dunkelheit.

Der Wald.

Die Menschen.

Die vielen Autos.

Der Lärm.

Die Menschen mit denen ich telefonieren musste.

Alles für sich potentielle Trigger.

Und ja, ich habe bis heute ein Problem im Dunkeln zu fahren und noch mehr, wenn es regnet. Das hatte ich aber auch vorher schon. Einfach weil ich sehr blendempfindlich bin, ist das für mich schwierig. Ich sehe dann nicht mehr gut und bin schnell überreizt. Und in einem derart überreizten Zustand kann ich nicht mehr aufmerksam fahren.

Ich habe auch ein Problem, wenn ich im Wald bin. Auch das hatte ich bereits vorher.

Menschen sind für mich ebenso schon immer schwierig gewesen. Besonders fremde Menschen und wenn ich dann auch noch mit denen telefonieren muss.

Unvorhergesehen Ereignisse sind von jeher ein riesiges Problem gewesen.

Und Lärm ohnehin, genauso wie das Licht von Scheinwerfern in der Dunkelheit.

Ich habe das für mich differenziert und somit haben diese möglichen Trigger nicht mehr die Macht, mich zu lähmen.

Ich fahre ja dennoch auch mal im Dunkeln mit dem Auto und auch bei Regen. Es strengt enorm an, aber manchmal geht es nicht anders.

Wenn ich die Anspannung spüre und die Lähmung, erinnere ich mich daran, dass mich auch damals keine Schuld traf. Ich hätte nichts anders oder besser machen können. Es war schlicht Schicksal.

Aber mich daran zu erinnern, dass es so war, hilft mir, um dem Schrecken die Macht zu nehmen.

Das bezeichne ich als eigenverantwortliches Handeln.

Ich sorge in dieser Situation für mich und mein Wohlergehen, indem ich mich selbst beruhige.

Nun, wenn so ein möglicher Wildunfall oder ein anderes Ereignis sich in traumatischer Weise im Gehirn abspeichert, dann zieht es über die Zeit Kreise die immer größer werden.

Zu Beginn ist es möglicherweise nur die Angst im Dunkeln mit dem Auto diese Stelle passieren zu müssen. Doch dabei bleibt es nicht.

Angst breitet sich gewöhnlich aus, wenn sie nicht angeschaut wird.

Sie stellt Verbindungen her. Da ist dann auch DER Wald gefährlich und irgendwann generell Wälder. So wie generell Regen gefährlich eingestuft werden kann. Oder das Lied was gerade im Radio lief, an das man sich gar nicht mehr bewusst erinnert.

Angst zieht eine Schleife nach der anderen.

Und jede sorgt für Vermeidung und damit noch mehr Angst.

Ein bisschen sowas passiert bei mir, wenn es um Kontakt zu Menschen geht.

Aber wirklich nur ein bisschen.

Denn eigentlich ist es ganz anders.

Menschen haben mir sehr viel schlimmes angetan. Ich müsste sie eigentlich hassen, tue es aber nicht. Ich hätte jeden Grund, sie zu meiden. Aber auch das mache ich nur zeitweise und selbst dann nicht alle.

Nein, Menschen im Internet sind ein viel größeres Problem, als die im realen Leben.

Aber vielleicht schreibe ich dazu einen extra Beitrag.

Menschen verletzen mit Worten. Absichtlich, unabsichtlich, gewollt und ungewollt. Sie tun es ohne sich dessen bewusst zu sein oder auch gezielt, um einem anderen Leid zuzufügen.

Das ist die eine Seite.

Die andere Seite sind jene, die permanent und überall nach Triggerwarnungen schreien und verlangen, dass alle Welt sie vor dem schützt, was in ihnen die Angst hochschießen lässt.

Auch die verletzen.

Weil sie anderen den Mund verbieten. Weil sie ihnen vorschreiben was sie sprechen, schreiben, tun dürfen.

Dabei liegt es doch in ihrer eigenen Verantwortlichkeit, sich vor dem Zuviel in einem Kontakt zu schützen.

Aber………. Wenn man das noch nicht gut kann?

Dann ist es ratsam, keine Texte zu lesen, die möglicherweise triggern. Und das gilt auch für die, bei denen nicht explizit davor gewarnt wird.

Denn auch die können immer Trigger enthalten, die nur in der eigenen Verknüpfung der Angst mit dem Trauma eine Gefahr empfinden lassen.

Sich vor Überflutungen von Reizen oder auch Erinnerungen zu schützen, ist selbstfürsorglich.

Allen aufzuerlegen, alles zu meiden, was bei einem selbst Angst auslösen könnte, ist eine gesteigerte Art der Vermeidung, bei der die Angst bereits den Kreis erreicht hat, in dem auch andere Menschen kontrolliert werden sollen, damit keine Angst angetriggert wird.

Ich mag es wie immer, gerne direkt benennen.

Es ist eine Art von Gewalt gegen diese anderen Menschen, die um ihre Ausdrucksfreiheit gebracht werden. Es ist, als würde man sie einsperren, sich nur noch so verhalten oder verbal äußern zu dürfen, wie es einem selbst sicher scheint. Der Mensch soll kontrolliert werden.

Und im Internet gerne dann auch alle.

Wahllos jeder, der auch nur im entferntesten etwas äußert, was erinnern könnte.

Und weil es ja nicht reicht, wenn es nur einen allein betrifft, wird dann schnell daraus gemacht, dass es ja viele betreffen würde und deshalb man ja im Recht sei……..

Es ist Gewalt, die auch nicht gerechtfertigt ist, wenn man sich zur Rückenstärkung die nicht existierenden vermeintlichen „Vielen anderen“ herbeiholt.

Es zeigt nur eines.

Wie groß die Angst vor der eigenen Angst ist.

Die Angst zu erkennen was zu mir gehört.

Die Angst zu erkennen was geschehen ist und ertragen zu müssen, damit weiterzuleben.

Angst ist ein Scheinriese, der nur an Schrecken und Macht verliert, wenn man auf ihn zugeht.

Je weiter man sich jedoch entfernt (durch Ablenkung, Vermeidung, Flucht in Dissoziation) umso größer wird der Scheinriese Angst erscheinen.

Und wenn es Tippelschritte sind, oder ein ab und an verstohlener Blick durch die Finger vor den Augen.

Hinschauen.

Sich nähern.

Sich selbst schützen und gleichzeitig bei sich bleiben. Auch bei der Angst.

Es sind nicht die anderen Menschen, die Worte schlimm machen.

Es ist allein die eigene Angst, die sie zur Gefahr erklärt.

Heute war es der Begriff OEG ………. was ja eigentlich ein Gesetz ist, was Opfern von Gewalt helfen soll.

Nun dürfen diejenigen, die Leistungen bekommen, es nicht mehr öffentlich aussprechen, weil es ein Trigger sei………….

Ja, welche Kreise doch so manche Angst zieht. Und welche Auswirkungen und Rückschlüsse dadurch entstehen.

Da wird die eigentliche Hilfe zur Bedrohung und zu einer solchen (empfundenen) Gefahr, dass alle niedergetrampelt werden müssen, die sich nicht fügen wollen……..

Und ich fühle mich mal wieder wie der Alien auf der Erde. 👽🛸

Alltags-Wahnsinn

Schnelle Veränderungen machen Angst


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Hallo ihr Lieben,

gestern habe ich mir eine Notiz gemacht, um mich daran zu erinnern zu welchem Thema ich eigentlich bereits gestern geschrieben haben wollte.

„Schnelle Veränderungen machen Angst“

Wenn ich in den vergangenen Wochen den Wahlkampf verfolgt habe, stellte sich mir immer wieder die Frage, warum manches auf einen ganzen Sturm von Gegenwehr stößt und anderes offensichtlich gerne angenommen wird. Ich konnte beobachten, wie bestimmte Charaktere auf „X“ anspringen und andere auf „Y“.

Auf den ersten Blick ist mir nicht verständlich, warum Menschen krass reagieren, wenn es um Veränderung geht.
Jedoch auf den zweiten, dritten, vierten Blick wird mit klar, dass es gar nicht vordergründig um eine Veränderung geht, sondern um die Geschwindigkeit.

Nun, ich habe nicht vor, hier über Politik zu schreiben. Meine Wahl habe ich für dieses Jahr längst getroffen und bereits eingereicht. Wenn ich also derartige Sendungen anschaue, tue ich das gewöhnlich aus anderen Beweggründen heraus.

Ich schaue, wie die Menschen auftreten und was da wie verkauft wird.

Da fällt mir dann z.B. auch überdeutlich auf, wie die Medien die Meinung der Bürger beeinflussen und steuern. So wurde über die selbe Umfrage im TV ein anderer Kanzlerkandidat:in als Sieger dargestellt als die direkte Auswertung des Instituts ergeben hat, die ich per Mail erhalten habe.
Da darf man sich dann doch schon mal fragen, wie sehr gewisse Medien die Menschen manipulieren wollen.

Nun gut……. es soll nicht um Politik gehen, sondern um Trauma.

Wie oft habe ich mit betroffenen Menschen geschrieben oder gesprochen, von ihnen gelesen, die eigentlich Hilfe bräuchten, sich aber davor scheuen eine Therapie zu machen.
Angegebene Gründe sind da sehr vielfältig.

„So schlimm ist es ja auch gar nicht.“
„Therapie? Sowas brauche ich doch nicht. Ich bin ja nicht verrückt!“
„Das wird schon von selbst wieder anders werden.“
„Hier gibt es keine erreichbaren Therapeuten.“
„Die haben alle keine Plätze frei.“
„Ich weiß nicht, so eine Therapie ist mir zu anstrengend.“
„Das schaffe ich nicht neben der Arbeit.“
„Dafür bin ich nicht stabil genug.“
„Sowas kann ich nicht machen.“
„Mein/e Partner:in unterstützt mich da ausreichend. So gut kann mich gar kein Therapeut verstehen.“
„Stationär kann ich wegen Hund, Katze, Kindern nicht gehen.“

Und noch viele, ja sehr viele weitere Aussagen dazu lassen sich sammeln.

Zu jedem Grund könnte ich ein Gegenargument bringen. Denn nichts davon ist Anlass genug, in Traumafolgen zu leben, anstatt sie zu überwinden.

Aber als ich da nun diese Wahlsendungen sah, erinnerte es mich an eine Angst, die ich sehr gut kenne.

Die Angst vor Veränderung.

Auf der einen Seite wünscht man sich, dass der Mist aufhört und alles wieder gut wird. Und auf der anderen Seite macht eine Veränderung unglaubliche Angst.

Da saß dieser Mann in der Sendung, der Existenzangst hat, weil er im Kohleabbau arbeitet und fürchtet keine Zukunft zu haben, wenn keine Kohle mehr abgebaut wird. Und ganz gleich was dort gesagt wird, was dann sein wird, es beruhigt ihn nicht.
Alles was er kennt ist das was er sein bisheriges Leben getan hat. Das ist seine Existenz. Und die soll ihm nun genommen werden…….

So geht es auch einem Menschen, der mit den Folgen aus teilweise über Jahren andauernden Gewalterfahrungen lebt.
All das was diese Folgen ausmacht, ganz gleich wie lästig sie teilweise scheinen, gehört zur Existenz.
Klar wäre es schön, es würde anders werden.
Aber doch auf keinen Fall unkontrollierbar sich verändern und schon gar nicht auf eine Weise, die unbekannt ist.

Dieses Bild, in die Therapie zu gehen und dann ein anderer Mensch zu werden, das ist sehr verbreitet.
Und genau das macht dann eben auch vielen Menschen unglaublich Angst. Denn daran sind ja auch viele Dinge gekoppelt.

Man denke da nur daran, wenn jemand seine Existenz auf einem Beruf und der eigenen Familie aufgebaut hat und eine Therapie dann möglicherweise offenbart, dass das alles einen selbst gar nicht erfüllt und nicht das ist, womit man wirklich glücklich ist.
Ein Mensch, der das klassische Rollenbild eines Vaters und Ehemannes lebt und dann herausfindet, dass er wider seine Natur lebt, weil er in seinem bisheriges Leben unterdrückt und sich verboten hat, zu seiner Homosexualität zu stehen. Würde er sich das aber erlauben, fällt seine Existenz wie ein Kartenhaus zusammen.
Oder auch wenn ein Mensch fürchtete in einer Therapie herauszufinden, dass etwas schlimmes geschehen ist für das man selbst die Schuld tragen könnte.
Etwas was beschämt.
Etwas was Eltern oder sonstige geliebte Menschen einem angetan haben.
Was man selbst einem geliebten Menschen angetan hat.

Oh nein! Dann doch lieber so weiterleben wie bisher. Die Augen davor verschließen. Denn was ich nicht weiß, um das muss ich mich auch nicht kümmern.

Veränderung macht Angst!

Insbesondere dann, wenn sie als Umbruch gesehen wird.

Als ich meine Therapie begonnen habe, sagte meine Thera ziemlich häufig, dass ich schon wieder den 10. Schritt vor dem 1. machen will. Ich setzte es damit gleich, ungeduldig zu sein. Es ginge mir eben nicht schnell genug. Und ich nehme an, es war auch so von ihr gemeint.
Aber heute, da sehe ich in meinem Verhalten etwas anderes.

Heute sehe ich wie meine Angst mein Antrieb war.
Denn wenn ich den 10. Schritt vorwegnehmen will, dann muss ich mich nicht mehr mit der Angst vor der Veränderung befassen.
Dann muss ich nicht mehr fürchten, was dann kommt.
Ich kann also schnell das haben wovor ich Angst habe und dann ist der Weg dahin auch nicht so voller Anspannung und Befürchtungen.

Funktioniert natürlich so nicht.

Echte Veränderungen brauchen viele Schritte und ein Tempo in dem die Veränderung auch zu verdauen ist.
Das Essen kommt auch nicht vom Teller direkt in die Organe wo es gebraucht wird bzw. ins Klo.
Und je besser man es kaut umso leichter ist es zu verwerten.
Das ist in einer Therapie meist nicht anders.
Je genauer man sich mit einem Thema befasst, umso mehr verliert es an Schrecken.

Ein Beispiel noch, was direkt aus meiner Therapieerfahrung kommt.
Thema Selbstverletzung.
Es gibt unzählige Kliniken und Therapeuten, die bis heute mit ihren Klient:innen so arbeiten, dass sie Verzichtsverträge abschließen, in denen festgelegt wird, dass sie sich selbst nicht verletzen dürfen.
Die wenigsten Betroffenen schaffen es, sich daran zu halten.
Denn es ist eben in der Regel kein Suchtverhalten, sondern eine erlernte Gefühlsregulation.
Auch mit mir wurde schon mit solchen Verträgen gearbeitet. Es hat mir nicht geholfen.
Warum?
Weil ich einen Plan B gebraucht hätte, den es aber gar nicht gab.

Immer war da in meinem Kopf die Frage: „Aber was soll ich denn dann stattdessen tun?“

Diese Frage erübrigt sich, wenn man langsam Schritt um Schritt geht.

Denn dann steht am Ende nicht mehr, was man stattdessen tun soll.
Das was früher gemacht wurde, wird einfach nicht mehr gebraucht.
Es durfte langsam etwas Neues wachsen.
Kein Ersatz.
Etwas, was vor Schritt 1 gar nicht vorstellbar war.

Aber Schritt 1 habe ich eben früher auch verhindert. Genauso wie Schritt 2, 3, 5 oder 8.
Weil meine Angst so riesig war, das zu verlieren was mir vertraut und bekannt war, dass ich eine echte Veränderung gar nicht gewagt habe zuzulassen.

Wenn ich heute diese obrigen Gründe von Menschen höre oder lese, dann weiß ich, dass sie Angst haben, dass es anders wird.
Ich wüßte, dass man sich zuerst um die Angst kümmern muss, ehe Schritt 1, 2, 3, usw. nacheinander gemacht werden können.

Denn schnelle Veränderungen wirken schlicht bedrohlich.

Nun wünsche ich euch einen angenehmen Dienstag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Zerren und Gegensteuern


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Hallo ihr Lieben,

gerade als ich hier anfangen wollte zu schreiben, fiel mir ein, dass ich noch nicht die Session über meine App gehört habe.
Denn wenn ich sie gehört habe, dann fühle ich mich ein bisschen so wie das Bild es mich erahnen lässt.
Weich, sanft, ruhig, ausgeglichen, geborgen.

Vor einiger Zeit habe ich davon geschrieben, dass es diese Zeit gibt in der Betroffene alles zum Thema Trauma „fressen“.
Ich mag da heute wieder ansetzen.

Mit einem anderen Blickwinkel.

Einer, der für bestimmte Innenanteile bei Betroffenen von rituellem Missbrauch schwierig sein könnte.
Also wer davon betroffenen ist und noch nicht soweit fortgeschritten ist, dass es keine Selbstbestrafungen und Befolgen von selbstschädigenden Täterinstruktionen gibt, sollte die folgenden Gedanken mit großer Achtsamkeit lesen und sich dann schützen, wenn sich etwas beginnt, nicht mehr gut anzufühlen.
Es ist erlaubt, dann nicht weiterzulesen und es ist auch erlaubt, meine Gedanken dann nicht zu erfahren, oder sie zu einem späteren Zeitpunkt zu lesen. Dann, wenn sie anders verstanden und aufgenommen werden können.
Denn ja, es ist erlaubt, etwas auszulassen und nicht zu lesen.

Als ich als junge Erwachsene die erste Ausgabe „Handbuch für multiple Persönlichkeiten“ gelesen habe, habe ich das Kapitel zum Thema „ritueller Missbrauch“ ausgelassen, weil ich eine Ahnung hatte, dass ich damit etwas in mir anticken könnte, dem ich noch nicht gewachsen bin. Während es gleichzeitig in mir den Gedanken gab: „Und ganz bestimmt betrifft mich dieses Kapitel auch gar nicht und ich muss es nicht wissen.“
Letzteres ist eine Art Selbstschutz, der sich wie eine schützende Schicht zwischen mich und die Wahrheit legt, wann immer ich für die Wahrheit noch nicht bereit bin.

Schauen wir mit dem anderen Blickwinkel……..

Auf das „Fressen“ von Trauma-Bücher, -Filmen, -Texten, -Videos, etc.
Auf das was lesen, hören, sehen will.

Schauen wir auf die Anteile in uns, die gelernt haben wie Täter zu denken und zu handeln.

Auch diese Anteile haben unser Überleben gesichert und tragen Trauma in sich.
Auch sie sind traumatisiert und haben ihren eigenen Weg, Trauma zu überleben gefunden.

Heute kann ich das sagen.
Heute weiß ich das.
Und heute wissen sie selbst das auch.

Aber das war noch bis vor vielleicht 4 Jahren nicht so.

Da gab es Überzeugungen, die dem dienten, dass die Alltagsperson sich nicht mit dem Thema Trauma befasst.
Auf eine sehr interessante und durchdachte Weise wurde das praktiziert.

Indem dafür gesorgt wurde, dass die Alltagsperson mit Flashbacks überspült wurde.
Entweder mit realen Erinnerungsfetzen oder aber einer frei erfundenen Anreihung von Gewaltvorstellungen, die hätten geschehen sein können.
Einzig mit dem Ziel, diesem Anteil Angst zu machen und ihn leiden zu lassen.
Die Alltagsperson, die in der Regel ein Anteil ist, der zu Depressionen neigt und seelisch wenig belastbar ist, wird in der Folge das Thema zu vermeiden versuchen.
Und damit sie das auch wirklich tut, erinnern diese Anteile immer mal wieder von Zeit zu Zeit daran, wie schrecklich sich das Leid anfühlt.

Schaue ich dort noch tiefer hin, wird mir mit meinem heutigen Verständnis klar, dass dieses Verhalten letztendlich den Tätern dient. Denn wenn sich die Alltagsperson nicht mit dem auseinandersetzen kann was wirklich geschehen ist, dann bleibt sie in der Verleugnung dessen bzw. die Verleugnung wird noch verstärkt. Und damit bleiben die Täter unentdeckt und ihre Taten werden verschwiegen.

Und nicht nur das.

Die Dissoziations-Barrieren zwischen der/den Alltagsperson/en und den Innenanteilen bleibt erhalten und wird zunehmend bekräftigt.

Ich habe es irgendwann sein lassen, diese ganzen Sachen zu „fressen“.
Irgendwann nahm ich keine Erfahrungsberichte mehr in die Hand und las keine Berichte Betroffener.
Ich ging nur in die Therapie und sprach mit meiner Therapeutin über das was mich betraf und meine Innenanteile teilten mit ihr was sie erlebt haben. Und mit jedem Teilen mit ihr, sickerte sehr vorsichtig ein wenig zu mir durch.
Natürlich war das nicht immer alles perfekt dosiert. Ich habe mich unendlich viele Male verschluckt und geglaubt zu ertrinken in all dem Leid.
Aber es sickerte dennoch eben sowas wie heilsames Wissen durch.

Ein Wissen was wie ein Heilbalsam ist.
Also schmerzlich, weil es geschehen ist, aber auch heilend, weil es gewusst werden kann.

Nun, damals, als unsere inneren „Täterintrojekte“ noch sehr taten was ihnen auferlegt war, war ich als Alltagsperson bestrebt, endlich gesund zu werden.
Ich habe jedes Selbsthilfebuch gekauft, um akribisch an der Umsetzung der dort beschriebenen Übungen zu scheitern.

Klar, es hätte ja auch nicht helfen dürfen.

Und ich fügte mir damit mehr Leid zu.
Und mehr Leid bedeutete auch mehr gefangen sein im Trauma.
Was wiederum bedeutete, dass ich mich von Heilung mehr und mehr entfernte.
Und von Annäherung zu mir selbst auch.

Ich ließ es.
Ich ging in die Therapie und lauschte dessen was meine Therapeutin mir über Trauma erzählte.
Ich mühte mich umzusetzen was wir in der Therapie ausprobierten.
Scheiterte auch da oft und immer wieder.
Aber ich hörte auf, außerhalb der Therapie unabgesprochen irgendwelche Wege zu suchen, um schneller voran zu kommen.

Ich hatte verstanden, dass ich dadurch nur langsamer werde und mir schade.

Die Innenanteile mussten nicht mehr gegen mein Vorgehen ankämpfen.
Sie mussten nicht mehr fürchten, dass ich alles explodieren lasse und unsere Seele in Gefahr bringen würde.

Und ich lernte mehr und mehr, mich behutsam und mit aller Achtsamkeit liebevoll um meine Seele und mein Innenleben zu kümmern.

Als ich vor einer Woche auf der Suche nach etwas war, stieß ich eher zufällig auf eine App die mit Tönen auf die Gehirnwellen wirkt und auf diese Weise die Behandlung nach Komplextrauma unterstützen kann.
Es gibt auch noch viele weitere Problematiken bei denen diese Möglichkeit unterstützend genutzt werden kann.
Aber ich für mich war überhaupt begeistert, dass es dort explizit eine kaufbare Version für Menschen mit Komplextrauma gibt.

Ich kann inzwischen gut merken wenn mir etwas schadet und weiß auch, dass ich es dann lassen kann.
Die Zeiten in denen ich einen Film schaue, getriggert bin und ihn dennoch weiter ansehe, weil ich nichts tun kann, die gehören der Vergangenheit an.
Ich weiß, dass ich inzwischen gut darin bin, zu dosieren wie viel ich mir zumuten darf.

Also habe ich diese App probiert.
Was soll da schon passieren.

Session 1 hat mich wohlig entspannt einschlafen lassen.
Cool.

Session 2 hat dann allerdings in 22 Minuten bestimmt 10 Erinnerungsfetzen hochgespült und Körperempfindungen ausgelöst, die sämtliche Trauma-Ekel-Missbrauchsgefühle hochgebracht haben. Inklusive der Empfindungen für die ich mich mein ganzes Leben geschämt habe.
Puuuh……..
Aber kein Drama.
Ich habe es ganz ruhig kommen und gehen lassen.

Und Session 3 war wieder entspannt und angenehm beruhigend.

Und natürlich habe ich weitergemacht.
Und ich habe wie empfohlen die Abstände eingehalten und mir sogar einen Tag Pause erlaubt, als die zweite Begegnung mit Session 2 dann wieder die Körperempfindungen ausgelöst hat.

Ich kann damit heute anders umgehen.

Es folgt keine Selbstbestrafung.
Es muss kein Innenanteil gegensteuern und mich vor zu viel Wissen schützen.
Ich zerre nicht, sondern dosiere selbst und lasse meine Sinne dabei helfen, in meinem eigenen Tempo zu verarbeiten was mir als Kind angetan wurde.

Nun mag ich mal in den Tag starten und wünsche euch allen einen schönen Samstag.
🌈💜💕💜🌈

Ach ja: Ich habe hier bewusst nicht den Namen der App geschrieben. Zum einem will ich keine Werbung betreiben und zum anderen weiß ich ja, dass genug Täterintrojekte dann in den Startlöchern stehen, um zu beschützen und gegenzusteuern. 😉

Alltags-Wahnsinn

Kein Licht in mir


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Hallo ihr Lieben,

früh um 6:20 Uhr dudelt mein Handy los, um mich sanft zu wecken. Zumindest bewirkt der Sound, dass ich mich auf den Tag freue. Zehn Minuten später erzählt mir die Stimme aus dem Radio die neuesten Inzidenzwerte aus der Region. Ja, das hat sich auch seit mehr als einem Jahr nicht verändert. Obwohl, doch, es gab mal eine Zeit in der die Werte so niedrig waren, dass sie nur am Rande Erwähnung fanden. Also was das angeht bin ich froh, wenn dieser Wert unwichtig wird und man mir nicht mehr die aktuellen Zahlen als Frühstück serviert.

Ich schlucke brav Tablette Nr. 1. Hole mein iPad aus der Schublade oder vom Strom und schalte es auf Empfang. Scrolle mich durch Mails und die neuesten Mitteilungen auf Facebook. Ehe ich mich darum kümmere, hier zu schreiben.

Um Punkt 7:30 Uhr dudelt das Radio erneut los.
Ich gebe mir noch eine halbe Stunde, dann muss ich aufstehen.
Meine Mieze füttern und dann frühstücken und Tablette Nr. 2 einnehmen.
Anschließend Zähne putzen und duschen.
Um dann nahezu direkt die Tasche zu schnappen und zum Auto zu gehen.

Auch da nehme ich immer den selben Weg. Und habe immer die gleichen Abläufe.
Immer mit einem Plan B in der Hinterhand, falls es im Außen Gegebenheiten gibt, denen ich mich anpassen muss.

Ich bewältige dabei jede Hürde relativ souverän.

Fahre nach dem Termin nach Hause.
Parke das Auto da wo etwas frei ist. Schaue auf dem Weg in die Wohnung nach der Post. Versorge oben meine Mieze mit Leckerlies und koche mir dann Porridge.
Um dann mit Porridge im Bauch und Tablette Nr. 3 wieder zum nächsten Termin loszufahren.

Danach fahre ich das Auto wieder über den immer selben Weg zurück zu seinem Parkplatz und gehe gewöhnlich über den Weg auf dem ich gekommen bin auch wieder nach Hause.

Alles durchstrukturiert. Alles immer gleich und wenn es Abwandlungen gibt, dann gibt es auch für die einen klassischen Ablauf, der dann abgerufen und umgesetzt wird.

Aber dann?

Dann sitze ich auf der Couch oder in der Küche und fülle meinen leeren Bauch mit irgendwas was ich im Schrank finde. Schokolade, Chips, Lakritz. Hauptsache ich kann etwas essen. Während ich auf dem Pad lese und spiele und lese und spiele und scrolle hier und da.
Und die Zeit vergeht und der Tag vergeht.

Ich muss ja nicht mehr funktionieren……..
Es braucht mich ja keiner mehr funktionierend.
Wozu bin ich dann noch da?

Und ich fühle, wie sich mein Leben endlos leer anfühlt.
Ich kann dieses tiefschwarze Loch der Depression spüren.
Diese Sinnlosigkeit meines Lebens.

Und dann wacht Plan B auf.

„Darf es bitte vorbei sein?“
Ein Blick in den Spiegel verrät, dass ich ziemlich blass bin.
„Wir sehen nicht gut aus.“
„Meinst du wir werden jetzt sterben?“
„Vielleicht werden wir das.“
„Ich habe Angst davor!“
„Cool, dann wäre dieser Scheiß endlich vorbei.“
Blickt in die Ferne und schickt die Bitte hinaus, dass sich das erfüllen möge.
Während ich nichts als Leere fühle.
Und diesen viel zu dicken Körper.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich essen sollte.
Es ist schon Abend.
Aber sollte ich wirklich noch essen, wenn ich doch die ganze Zeit nur gesessen habe?
Brauche ich dann noch was?

Wozu ist das eigentlich überhaupt noch wichtig?

Bin ich noch wichtig?
Hat es noch irgendeine Bedeutung, ob es mich gibt?

Und dann denke ich zurück an mein Strahlen als ich am Mittag M. gegenüber saß.
Als wäre ich ein anderer Mensch gewesen, so in ihrer Gegenwart.
Als wäre dann ein Licht an, was erlischt, sobald wir uns verabschieden.
Als hätte ich kein eigenes Licht was mich erfüllt.

Und in all der leeren Dunkelheit meines Seins verspüre ich keine Lebendigkeit mehr.

Und dann sitze ich am Ende des Tages in der Küche und stelle ernüchtert fest, dass ich ziemlich depressiv bin.
Es fällt nur nicht auf, solange ich der Routine folgen kann.
Dann funktioniere ich wie eine Maschine.

Und stelle auf Standby, wenn ich nicht mehr funktionieren muss.

Heute ist ein neuer Tag. Und ich funktioniere mich wieder durch den Tag.

Bis morgen. Und habt heute einen schönen Donnerstag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Innere Kämpfe gegen innere „Dämonen“


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Hallo ihr Lieben,

es ist mal wieder soweit. Ich benötige eine neue Verordnung für die Manuelle Therapie. Und in mir sträubt sich alles, zu der Arztpraxis Kontakt aufzunehmen. Ganz gleich ob es ein Anruf oder eine Mail ist. Dabei tut das ja eigentlich nicht weh und sie sind dort auch nett und freundlich.
Tja. Und dennoch ist es immer wieder schwierig.
Aber eben auch notwendig.

Und dann stolperten wir da gestern mal wieder über Wörter und deren Bedeutung.
Wie definiert ihr denn solche Dinge?
Und wie definieren sie sich in mir?

Ich war letzte Woche in der Behandlung und habe die sechste Unterschrift gegeben. Also braucht es eine neue Verordnung.
Und da morgen die nächste Behandlung ist, brauche ich die heute.
Ohne diese Verordnung kann der Termin nicht stattfinden und ich bekomme Probleme, weil ich ihn auch nicht mehr mit ausreichend Abstand absagen kann, um ihn nicht in Rechnung gestellt zu bekommen.

Also, keine Frage, ich brauche die Verordnung heute.

Aber ist sie auch notwendig?

Können wir das nicht einfach lassen?
Dann könnten wir an den Tagen ausschlafen, sparen uns die Kosten für die Fahrt und müssen da einfach nicht hin.
Und dann müssen wir auch nicht immer wieder um eine Verordnung bitten und diese Telefonate oder Mails schreiben und überhaupt.

Und diese Gedanken gibt es ganz ernsthaft in uns.
Natürlich gibt es sie.
Denn in Kontakt mit Menschen gehen ist eines unserer Hauptprobleme.
Um etwas bitten ein weiteres Problem.
Mit Maske in die Arztpraxis gehen ohnehin etwas, was uns in Panik versetzt und dazu müssen wir eben auch noch ohne Begleitung dort sein.

Aber, zum Glück gibt es auch das Wissen darum, dass wir ohne die Behandlung deutlich mehr Schmerzen und körperliche Einschränkungen hätten. Unserem Körper würde es dann sehr viel schlechter gehen.

Aber wie ist das denn dann mit der Notwendigkeit?
Sieht dir hier jeder?

Nein, und vor allem war das nicht immer so.

In vielen Winkeln meiner Seele gibt es Anteile, die sowas gelernt haben wie:

  • man darf sich nicht so anstellen
  • man muss auch mal was aushalten
  • darf man nicht so wichtig nehmen
  • gegen Schmerzen muss man angehen
  • man muss hart mit sich sein und dem Körper das nicht durchgehen lassen
  • das wird schon wieder weggehen
  • Das Wird Schon Wieder Weggehen
  • DAS WIRD SCHON WIEDER WEGGEHEN……

Schwups will der Kopf in den Sand gesteckt werden und abgewartet, dass das einfach verschwindet. Gras drüber wächst. Der Wind es wegpustet.
Es muss, mag, will dissoziiert werden, dass es einen Körper gibt, der Hilfe braucht.

Nun, ich kenne mich mit all den Anteilen, die meine Seele beinhaltet, inzwischen ganz gut aus. Ich weiß ziemlich genau, was hinter solchem Sträuben steht.
Es ist nicht die Bitte.
Es ist nicht der blöde Gang in die Praxis.
Und es geht auch nicht um das Einsparen von Zeit und Geld.

Nein, es geht um Unsicherheit.
Es geht darum, nicht zu wissen, wie das mit dem Kontakt geht.

Wir wissen nicht, was wir sagen sollen, wenn wir dort anrufen. Und egal was wir dann sagen fühlt sich einfach falsch an.
Wir wissen auch nicht wie wir eine Mail schreiben sollen.
Das beginnt schon mit der Anrede.
An wen schreiben wir denn da? Wer liest das denn?
Alles bescheuert.
Und der Hürdenberg wächst und wächst.

Dabei haben wir selbst in einer Arztpraxis gearbeitet und unzählige Anrufe entgegengenommen und Briefe und Notizen mit Bitten gelesen.
Wir wissen eigentlich, dass da jeder seine eigene Art hat und auch haben darf.

Aber dennoch, wir eiern herum und wollen am liebsten……..

VERMEIDEN
FLÜCHTEN
UNS AUFLÖSEN.

Und solange wir uns selbst noch egal waren.
Solange wir überzeugt waren, nicht liebenswert zu sein und nichts Gutes verdient zu haben, solange haben wir auch keine Notwendigkeit darin gesehen, dass dem Körper geholfen wird.

Und dann haben wir angefangen, uns mit unserem Körper anzufreunden.
Uns um ihn zu kümmern.
Ihm zuzuhören, wenn er von seinen Erinnerungen erzählt.
Wir haben gelernt, ihn als zu uns gehörig anzunehmen.
Angefangen damit, dass wir ihn mit Duschgel reinigen, dessen Duft uns angenehm ist. Und damit, dass wir ihn nach dem Duschen eincremen mit einer Bodylotion, die sich gut auf unserer Haut anfühlt.
Wir sorgen dafür, dass er weniger leiden muss und mehr Zuwendung bekommt, die die Leiden lindert.

Er ist ein Teil von uns geworden.
Und nicht mehr nur eine Hülle.

Und deshalb, weil es um unser Leben geht, ist alles notwendig, was einem Teil von uns gerade oder absehbar fehlt.

Die Behandlung würde dem Körper sehr fehlen.
Er würde dann schnell leiden.
Und da er untrennbar zu uns gehört und wir darum wissen, wissen wir auch, dass wir dann leiden werden.

Also suchen wir nach dem in uns, der die Energie hat und den Mut, Kontakt aufzunehmen, um eine Verordnung zu bekommen.

Denn Dissoziieren macht es zwar für den Augenblick leichter, aber langfristig verstärkt es die Not.

Nun wünschen wir euch allen einen schönen Dienstag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Nur Nieten und keine Gewinne


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Hallo ihr Lieben,

heute schaue ich wiederholt auf die Tagesanzeige am Pad. Es ist Mittwoch. Ich bin ganz durcheinander. Weiß nicht mehr welcher Tag ist und welche Zeit und überhaupt in welchem Abschnitt meines Lebens ich bin.

Ich bin überflutet mit Triggern und weiß nicht, was ich tun soll.

Soll ich einfach weitermachen als wäre nichts, nur damit Normalität herrscht und alles wieder ruhiger wird?
Oder soll ich es ernst nehmen und lassen was uns nicht gut tut?
Auch wenn wir uns damit dann auch schlecht fühlen?

Alles Reden hilft eh nicht.
Auch nicht, wenn ich wieder und wieder erinnere, dass heute alles auch anders ist, es nur Ähnlichkeiten sind.

Ich fühle es in mir strampeln.

Dieses Strampeln war schon früher da, wenn wir nicht beachtet wurden und solange irgendwas getan haben, damit sie uns wahrnimmt. Und wenn es nur das wiederholte Klacken mit einem Stift auf dem Papier war. Hauptsache sie sah von ihrer Zeitung auf und nahm mich wahr.

Ich fühle die Anspannung in mir.
Am liebsten würde ich schreien, damit irgendwer aufblickt und mich sieht.

Aber schreien tue ich eigentlich nie.

Ich schlucke nur runter.
Egal was es ist.
Schlucke und schlucke und schlucke.
Und mache weiter als sei nichts, während ich innerlich ertrinke.

Die Trigger arbeiten in mir.
Sie zerren mich aus der Zeit.
Vermischen das Gestern mit dem Heute und geben dem Heute die Bedeutung von damals.
Sie spülen die alte Anspannung hoch und die überbordende Angst.
Und lassen mich in der gefühlten Falle sitzen.

Ohne Unterbrechung.

Jeder Versuch, mich vor noch mehr Triggern zu schützen fühlt sich so falsch an, wie es sich schon früher falsch anfühlte, wenn ich mich zurückzog, um mich zu schützen.
Denn mich schützen bedeutet auch aktiv aus dem Kontakt zu gehen.
Und so sehr ich als Kind ignoriert wurde, so sehr wurde ich dafür bestraft, wenn ich andere scheinbar ignorierte.

Ich war das Spielzeug meiner Mutter. Ihre Marionette an deren Fäden sie ziehen wollte wann immer ihr danach war. Ich hatte nicht zu mucken.
Tat ich es doch und lehnte etwas ab, führte sie mir vor, was mir entgeht und untersagte gleichzeitig mich nun anders zu entscheiden.

Was ich auch tat, es war in jedem Fall falsch.

Es fühlt sich an als würde ich untergehen.
Egal ob ich strample, schwimme, tauche oder versuche aus dem Wasser zu springen.
Ganz gleich was ich mache.

Es ist in jedem Fall falsch.

Schütze ich mich und ziehe ich mich zurück, gehe ich aus dem Kontakt, bin ich selbst schuld, wenn keiner mich will.
Bleibe ich im Kontakt werde ich weiter überflutete, weil ja niemand sieht was in mir geschieht………..und weil es auch zu viel verlangt ist, dass ein anderer darauf Rücksicht nimmt.
Denn es ist ja mein Problem.

Und ich will dann lieber aus dem Leben rennen als mich für ein Übel zu entscheiden.

Weil es früher schon immer falsch war.
Es gab nur Nieten und keine Gewinne.

Ich wünsche euch allen einen angenehmen Mittwoch.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Anspannung regulieren


Zoo Rostock 18.8.2021

Hallo ihr Lieben,

dieses Video hat eine Vorgeschichte, die ihr nicht sehen könnt.

Als wir gestern zum Zoo fuhren, waren wir ziemlich erschlagen von der Fülle der Parkplätze.
Gewöhnlich kennen wir es, dass der Zooparkplatz voll ist und der auf dem wir parken meist gut gefüllt ist, aber dennoch auch noch ausreichend freie Parkplätze hat. Und dann gibt es noch ein Stück entfernt einen sehr großen Park and Ride, auf den sich hin und wieder mal ein paar wenige Autos verirren.
Gestern allerdings war dieser Parkplatz schon rappelvoll.
Wir bekamen einen der letzten freien Parkplätze dort wo wir immer parken.

Es war schon Nachmittag, als wir ankamen.
Und uns kommen in Massen die Menschen entgegen.
Wir fragten uns schon, ob es irgendeine Aktion gab, die wir wohl verpasst haben.
Ich weiß es nicht.
Der Zoo war einfach voll.
So, dass wir sogar entschieden nicht die Orangs zu besuchen, weil dort am Eingang zum Darwineum bereits aus Entfernung eine lange Menschenschlange zu sehen war.

Wir schlenderten also durch den Park.
Haben zum ersten Mal einen der Luchse wach und munter gesehen.
Und konnte zuschauen wie sich der Zoo leerte.
Und wir waren noch immer dort.
Endlich in Ruhe.

Und sieht da, zum allerersten Mal durften wir sehen, dass es wirklich zwei Luchse gibt. Bisher hatten sie sich immer versteckt gehalten.

Und dann kamen wir zu den Kegelrobben und standen dort und sahen ihnen zu, wie sie im Becken schwammen und tobten.
Und dieses Exemplar hatte wohl das Tau für sich entdeckt.
Und das scheinbar auch nicht zum ersten Mal.

Ich sah, wie gezogen und gekämpft wurde.
Und dann schaute die Robbe mich mit einem entsetzten Blick an.
Kam direkt vor mich und starrte mich an, während ich mit ihr sprach.
Und dann ging sie erneut zu dem Tau und machte weiter.

Ich muss dabei an Verhaltensweisen denken, die ich als Kind drauf hatte.
So etwas wie in die Unterarme beißen oder mit dem Kopf an die Wand hauen.
Oder auch, was ich bis heute tue, mit dem Bein wippen oder zappeln.

Verhaltensweisen, die nicht nur Ausdruck von etwas sind (nämlich Stress), sondern ausgesprochen nötig und hilfreich, um meine Anspannung loszuwerden.

Diverse Verhaltensweisen fallen unter die Überschrift Stressregulation.
Vor allem alles, was als „Selbstverletzendes Verhalten“ einsortiert wird.
Eigentlich ist es eine Form der Regulation von Emotionen.
Nur, dass es eben dem Körper und/oder der Seele schadet.
Und dennoch hilft es, Gefühle und vor allem Anspannung abzubauen.

Die Robbe hat ein Mittel dafür gefunden, was ihr erstmal nicht schadet.
Ähnlich wie ein Kind, was sich beim Klettern und Turnen verausgabt.

Und letztendlich hätte das auch generell vermutlich ganz ähnlich geholfen.
Nur hätte ich als Kind sehr viel davon gebraucht, um spürbar Anspannung zu reduzieren.
Es hätte viel zu lange gebraucht und war vor allem nicht jederzeit möglich und verfügbar.
Mir in den Arm zu beißen ging stets und ständig und war in Sekunden umsetzbar und hat sofort Wirkung gezeigt.

Bei der Robbe war es für mich erkennbar, dass sie versucht Anspannung abzubauen. Zumal sie noch recht jung ist.

Aber erkennen wir das auch immer bei uns selbst?
In all den Facetten dessen was wir tun?

Oft ist es bei mir heute so, dass ich anhand meines Verhaltens erst bemerke, dass ich unter Stress bin.
Ich sehe was ich tue und bekomme eine Idee, was in mir an Spannung da sein muss.

Und dann verbiete ich mir nicht, es zu machen.

Im Gegenteil.

Ich mache es dann ganz bewusst, weil ich weiß, dass es gerade gebraucht wird.

Es wird für mich nun Zeit, in den Tag zu starten.
Und der beginnt heute eben leider auch mit Stress.
Mit einem Arzttermin. Was mich immer unglaublich stresst. Zumal ich dort alleine hin muss.

Ich wünsche euch allen einen schönen Donnerstag.
🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Dosierung


https://pixabay.com/de/photos/mohnblumen-blumen-knospen-feld-6465890/

Hallo ihr Lieben,

es herbstelt bei uns zunehmend.
Stört mich nun nicht wirklich. Ich bin sogar recht froh darum, wenn es nicht mehr ganz so warm ist.
Nur dieses Dazwischen, das finde ich schon irgendwie nervig.

Pulli zu dick und T-Shirt zu dünn.
Nicht wirklich kalt und nicht wirklich warm.
Draußen ist der dünne Pulli gut und kaum kommt man irgendwo rein ist es damit viel zu warm.

Ja ja…… das Dazwischen, was ja schon immer irgendwie schwierig war.
Auch wenn es um seelische Zustände geht.

Wenn etwas noch nicht ist, aber etwas anderes eben auch nicht mehr.

Es ist noch nichts Neues entstanden und auf das Alte kann man auch nicht mehr zurückgreifen.

Wisst ihr, was mir hilft, wenn diese Zustände diese unglaubliche Anspannung in mir wachsen lassen?

Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf etwas komplett anderes.

Wenn auch nur für eine Weile.

Denn dann kann die Anspannung wieder abnehmen und ich habe wieder ausgeruhte Energie, um mich neu damit zu befassen.
Manchmal hilft dann auch so ein neuer Blick aus dem Abstand, um etwas anders zu sehen.

Oder auch eben sich etwas zu trauen und etwas darin zu entdecken, was sonst noch nicht möglich war.

Für mich geht es dann manchmal, dass ich meine Empfindungen feinfühliger wahrnehmen kann und dadurch viel besser erspüre, wann etwas mir unangenehm wird. Dadurch weiß ich dann, ab welchem Punkt ich vorsichtiger sein muss, damit ich es nicht verpasse, wenn meine Grenze erreicht ist.

Also ganz praktisch:

Ich ziehe zuhause einen Pulli an und denke, dass das passend ist. Und dann stelle ich nach einigen Schritten draußen fest, dass es mir damit zu warm ist.
Wenn ich nun die ganze Zeit zu 100% meine Aufmerksamkeit darauf habe, dass ich schwitze, werde ich in sehr kurzer Zeit Angst fühlen und in Panik geraten. Nicht, weil es eine Gefahr gibt, sondern weil Schwitzen ein Symptom bei Angst ist und deshalb dieses Gefühl in mir antriggert.
Und wenn ich dann in Panik bin, kann ich nicht mehr gut denken und überlegt und durchdacht handeln.

Konzentriere ich mich nun eine Weile auf das was um mich ist, spüre ich das Schwitzen weniger und komme wieder innerlich mehr zur Ruhe.
Und wenn ich dann neu hinspüre, bin ich viel eher in der Lage zu handeln.
Die Ärmel hochzuschieben.
Oder den Pulli auszuziehen, wenn die Grenze erreicht ist und es wirklich besser scheint, im T-Shirt zu sein.

In selber Weise funktioniert das auch bei allem anderen, wo Spannungen entstehen, die triggern.

Es ist das Pendeln der Aufmerksamkeit, was ich immer wieder in der Traumatherapie geübt habe, um nicht von Traumaerinnerungen so überspült zu werden, dass ich in Dissoziation verschwinde und den Bezug zum Jetzt komplett verliere.

Eben meine Gefühle regulieren.
Dosieren wie viel davon ich wahrnehme und da sein lasse.

Und nie vergessen, dass das auch für schöne Gefühle gilt.
Denn auch an denen kann man sich ordentlich verschlucken.

Ich wünsche euch nun einen schönen Mittwoch.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Hast du mich lieb oder kann ich weg?


https://pixabay.com/de/photos/staubblätter-botanik-6472927/

Hallo ihr Lieben,

langsam macht es sich bemerkbar, dass ich seit dreieinhalb Wochen nicht gespritzt habe.
Da war ich noch ganz verwundert, dass alles gut zu sein schien. Kaum Schmerzen und die Wassereinlagerungen im Arm schienen zurückzugehen.
Einzig was mir auffiel war, dass meine Haut immer trockener und schuppiger wird.
Seit gestern schwellen nun meine Hände zunehmend an. Und ich muss noch eine knappe Woche warten, ehe ich wieder spritzen darf.
Also, ich hoffe einfach mal, dass alles in einem Rahmen bleibt in dem ich noch einigermaßen beweglich bleibe.

Immerhin kommen heute schon mal die Fäden raus und es scheint aufwärts zu gehen. Auch wenn Salat und Pizza vorgestern noch eine zu große Herausforderung waren. Das wird.

Anderes wird eher nicht.

Ein Teil von mir funktioniert weiter.
Einfach weiter, als wäre alles wie immer.
Ein anderer registriert deutlich wie es wirklich ist.

Im Grunde ist alles wie immer.
Nur in mir hat sich wieder eine Schicht mehr auf den Berg gelegt.
Der Berg, der sich anhäuft aus Belastung, aus Verantwortung, die meist nicht meine ist, mir aber zugeschoben wird.

In mir brodelt es, losrennen zu wollen.
Weg.
Nur weg.

Der Verantwortung entfliehen, die auf mich zukommt.
Der Verantwortung, die ich nicht tragen will.
Nicht erneut und nicht wieder.
Raus aus diesem Mist in den ich gedrängt werde.

Ich will das nicht mehr.

Und ertrage es nicht, allein zu bleiben.

„Hast du mich lieb?“

Die drängende Frage, um herauszufinden, ob es da noch ein zuverlässiges Halten gibt.
Ist da wirklich noch ein Mensch, für den es sich lohnt zu bleiben?
Zählt es wirklich noch, dass es mich gibt?
Spielt es eine Rolle?

Bin ich wertvoll für das Leben oder kann ich weg?

Ich ertrage dieses Leben nicht gut.
Nicht die Einsamkeit und nicht das nicht in Kontakt sein können.

Ich ziehe mich zurück und lasse die Wand zwischen mir und der Welt anwachsen, bis ich keinen Weg mehr zurück finde.

Dann muss ich nicht mehr weglaufen.

Du hast mir nicht geantwortet.

Ich glaube nicht mehr, dass du mich lieb hast.

Ich glaube, ich kann weg.

Wegrennen, ehe du die Bombe platzen lässt und ich haltlos falle.

…………..

Ich wünsche euch einen schönen Dienstag.
Passt gut auf euch auf.

🌈💜💕💜🌈