Alltags-Wahnsinn

Und dann wurde endlich sichtbar was nie sein durfte


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Da schwebt sie in der Luft. Nur durch zarte Wurzeln verbunden mit der Erde darunter.

So war das immer.

So war ich immer.

Aber das haben die Menschen nicht so gesehen. Sie haben die Wurzeln nicht gesehen und nicht die Insel und nicht die Tatsache, dass sie nicht stabil verankert in der Erde ist. In ihren Augen gab es weder eine Insel noch Abstand oder gar ein eigenes Sein in einer eigenen Welt.

Ich war das Kind, was sich endlich anpassen sollte. Es sollte nur so sein wie die anderen. So denken wie die. Leichte Fragen stellen. Und sich mit den einfachen Antworten zufrieden geben. Die Regeln kennen und sie niemals hinterfragen. Tun was sie vorgeben.

Und ich war die Jugendliche, die scheinbar grundlos daran scheiterte, eine Ausbildung zu schaffen und sich einzufügen in das was gemeinhin die normale Gesellschaft ist.

Irgendwas stimmt doch nicht. Ach je, da sehe ich den fragenden Blick des Dr.B. der mir gegenüber saß und sich nicht wagte, mich nach erlittener Gewalt zu fragen. Doch den ach so offensichtlichen Autismus übersah er glatt, weil Mädchen das ja nicht haben und überhaupt, Autisten ja keinen Blickkontakt aufnehmen und auch nicht irgendwie kommunikativ und zugewandt sind.

Und auch all die Male wo ich Therapeuten gegenüber äußerte, dass ich ganz sicher bin, dass ich schon anders war ehe ich Todesangst erlebt und dissoziiert habe. Ich war ganz sicher, dass ich bereits so geboren wurde. Ganz tief überzeugt, hier falsch zu sein. Aber auch das wurde nur belächelt und als Folge der komplexen, andauernden Traumata eingeordnet. Darüber musste ich erst kürzlich lachen, als ich einen der alten Berichte las.

Sie alle stolperten über unzählige sich auftürmende Missverständnisse und wunderten sich ein ums andere Mal über meine Reaktionen, die unpassend schienen. Ganz zu schweigen davon, dass die wenigen Male in denen meinem Gesicht eine andere Mimik als Lächeln zu entnehmen war, sich leicht abzählen ließen.

Nein verdammt, es musste an mir liegen. So sagten sie es immer. Schon als ich noch ein kleines Kind war und manche tun es bis heute. Wenn ich nur endlich wollte und doch mal zeigen würde was wirklich in mir steckt. Wenn ich mich nur mal mehr anstrengen und mehr bemühen würde.

Ich habe das getan.

Ich habe in jedem gelesen und versucht herauszufinden, wie ich sein soll, damit ich genau für diesen Menschen bin was er erwartet und wie er mich braucht. Angepasst. Immer und immer wieder. Nur nicht ich gewesen.

Bis ich diesem einen Menschen begegnete der den Unterschied machte. Ich kann nicht mal sagen was diesen Menschen anders sein ließ. Ich weiß es nicht, weil es nichts mit Logik zu tun hat. Die Person stand da und ich spürte eine tiefe Verbindung. Ich nahm nicht mehr den Raum um uns wahr und nicht die Anwesenheit der weiteren Person. Ich hatte sie mitgenommen auf meine Strickleiter, ihr Zutritt auf meine Insel gewährt.

Ich ahnte nicht was geschehen würde. So gar nicht.

Da war plötzlich ein Mensch, der meine Welt sehen durfte. Jemand, der meine Tränen erahnte und dessen Hand ich berühren konnte, ohne die Sorge, sie wieder loslassen zu müssen. Meine Fassade bröselte und wurde durchlässiger. Emotionen ließen sich hier und da weniger steuern. Und aus Angst vor emotionaler Überflutung wurde die Hoffnung auf Fühlen dürfen und lebendig sein dürfen.

Bis zu diesem Moment als ich fühlte, dass es vorbei ist. Als ich ahnte, dass unsere Zeit endet ohne dass ich ohne diesen Menschen in der Welt sein könnte.

Es gipfelte in einer Krise aus der ich nie wieder dorthin zurückkam wo ich vorher war.

Also war ziemlich klar, dass niemand mehr eine Einladung auf meine Insel bekommen sollte. Ich sollte nie mehr riskieren, dass ein Mensch mich so abstürzen lassen kann. Aber ich ahnte auch nicht wirklich wie sehr es nötig war, dass genau das passierte.

Was folgte war eine Odyssee an Meinungen und Erläuterungen von diversen Menschen. Fachlich kompetente Aussagen und laienhafte Ratschläge. Stempel hier und in Schubladen einsortiert da. Verstehen konnte mich nicht einer dieser Menschen.

Ich war schwierig, passte in kein Konzept und nichts was sie kannten. Übertherapiert, aussichtslos, nicht behandelbar. Aussortiert.

Mein Leben war nur noch beherrscht von 24 Stunden täglicher Angst. Sie durchzog jedes Denken und Fühlen. Ich war nichts als Angst. Riesige, lähmende Angst. Ohne Hoffnung auf Linderung. Egal wie mein Körper reagierte, es stellte die Ärzte vor nicht erklärbare Symptome. Also alles psychosomatisch……… ach je, wenn ich daran zurückdenke, muss ich echt den Kopf schütteln. Ja, sie haben mich alleingelassen, die Hilfe verweigert, weil sie selbst es nicht verstanden. Und nein, es war nicht psychosomatisch.

Es war vielleicht einfach Glück und sicherlich war es sowas wie Vorbestimmung. In meinem Leben gab es irgendwie immer auch Menschen, die fähig waren mehr als meine Fassade zu sehen. Menschen, die etwas von dem erspüren konnten, was hinter dieser starren Maske ist. Menschen, die mich nicht aufgegeben haben, sondern mir versucht haben Raum zu schaffen in dem ich meinen Weg gehen könnte. Und so bin ich ihn gegangen.

Mit zig Kurven und Umwegen und ja, ich habe auch so manche Schleife gedreht. Aber letztendlich habe ich es immer auf meine Weise gemacht. Selbstbestimmt, das was ging und was ich in diesem Moment konnte und wollte. Und ganz klar, weil es Menschen gab, die mich darin unterstützt haben. Menschen, die wollten, dass ich es schaffe.

Und wenn ich nicht durch irgendeinen Zufall an dieses eine Buch geraten wäre, wer weiß schon wie lange ich noch mit mir gekämpft hätte. Aber nun, das Buch landete in meinen Händen und mit ihm war wieder Autismus in mir aufgeploppt. Gefühlt mit riesigen, fetten Buchstaben wie eine Neonreklame in meinem Gedankenwirrwarr im Kopf blinkte es unaufhörlich auf. Was wenn es keine Zufälle sind, dass ich den Jungen in dem Buch so gut verstehe? Was wenn es nicht nur ein bisschen Ähnlichkeiten sind? Was wenn dieser Selbsttest nicht schlecht ist, sondern dieses eindeutige Ergebnis wahr ist?

Es ließ mich nicht mehr los, bis ich mich auf den Weg machte, mich in einer speziellen Sprechstunde eines Neuro-psychiatrischen-Zentrums zur Diagnostik anzumelden.

Es war eine schrecklich stressige Zeit. Auch rückblickend. Soviel Angst vor der Klarheit und der Veränderungen die sie bringen würde. Und doch so viel Hoffnung, endlich das fehlende Puzzleteil zu finden.

Wie ist das rückblickend gewesen? Fluch oder Segen?

Es war ein Horror in der Therapie! Es war das schlimmste was in dieser Beziehung geschehen konnte. Ein Gezerre in Richtung Trauma und ein Kampf darum, dass der Autismus gesehen wird.

Es war eine Zeit in der ich mich selbst neu zusammensetzen und finden musste. Meine Identität aus all den Splittern sich zusammenfügen konnte. Ich mich anders erkennen und verstehen lernen konnte. Zu mir stehen. Zu dem wie ich bin. Mich selbst analysieren, um zu erfahren, warum ich dieses oder jenes tue.

Verstehen, warum meine Finger unruhig kneten oder die Hand nach oben greifen will. Bemerken wie die Fersen sich vom Boden heben und die Füße auf die Zehenspitzen wollen, ohne dagegen zu kämpfen, nur damit andere es nicht sehen. Erkennen, dass ich okay bin wie ich bin.

Es war nicht ich als Mensch, der so abgelehnt und verachtet wurde und wird.

Die Menschen verstehen meine Andersartigkeit nicht.

Wer Autismus hört, denkt an Rainman oder heute an Greta Thunberg. Es ist nicht MEIN Autismus. Denn der ist eigentlich nie bei zwei Menschen gleich. Ich bin ich, mit eigenen Stärken und Schwächen und ganz eigenen Vorlieben und ganz eigenen Abneigungen.

Auf den Punkt gebracht wurde mir bereits als kleines Kind beigebracht, dass niemand den Autismus sehen, hören, fühlen, bemerken darf. Der ist tabu, der ist verboten und falsch. Der hat nicht zu sein.

Und weil er nicht von mir zu trennen ist, verstand ich immer, dass ICH falsch und verboten bin.

Und die meisten Menschen auf die ich treffe denken leider genau so. Die schauen mich an und erkennen keinen Unterschied, also hat da auch keiner zu sein.

Wie gerne würde ich dann sagen, dass sie mal die Folie vor den Augen wegnehmen sollten, um erkennen zu können, dass mein Gehirn nicht fähig ist in selber Weise zu funktionieren wie das ihrige. Meine Wahrnehmung wird immer davon geprägt sein, dass Ereignisse schnell traumatisch erlebt werden. Ich werde immer vielschichtiger wahrnehmen als die Mehrheit der Menschen und ich werde immer nach eigenen Worten suchen müssen, um meine Gedanken- und Gefühlswelt zu verbalisieren. Und es wird nie reichen, um einen neurotypischen Menschen wirklich fühlen zu lassen wie es sich anfühlt, auf meiner Insel zu leben.

Aber wenigstens verstecke ich nicht mehr, dass es diese Insel gibt.

Ich verstecke mein Sein nicht mehr hinter einer scheinbar normalen Fassade der Angepasstheit.

Ach und wer sich fragt, natürlich habe ich wieder jemanden auf die Insel mitgenommen. Zum Glück. Denn sonst hätte ich ja mein Herz für den Menschen verschlossen, für den dort schon immer ein Platz gewartet hat.

Und ich bereue nicht einen einzigen Tag, mich für die Autismus-Diagnostik entschieden zu haben.

So weiß ich wenigstens, warum ich mit meinem Auto spreche und es liebevoll streichle, wenn wir uns lange nicht gesehen haben……. Aber das ist eine andere Geschichte.

Alltags-Wahnsinn

SocialMedia-Re-Traumatisierung unter dem Decknamen Helfer


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Ich erinnere mich schon mit leichtem Ziehen im Bauch an die Zeit, als SocialMedia noch eher in Form von Foren bestand. Eine Zeit in der ich hilfesuchend nach jedem sich mir bietenden Strohhalm griff, immer in der Hoffnung sowas wie eine Erlösung von diesem schrecklichen Überlebenskampf zu finden, in dem ich mich befand. Abseits von Therapie und professionellen Helfern hoffte ich auf Menschen die verstehen und vielleicht irgendwelche umsetzbaren Tipps parat haben. Erfahrungswerte die ganz vielleicht auch für mich machbar sein könnten.

Schon damals machte ich die Erfahrung, dass sie wie die Hyänen über mich herfielen. Eine Mischung aus Menschen die traumatisiert waren wie ich und denen die sich auf die Fahnen schrieben, selbst geheilt zu sein und nun müssten andere es genauso hinkriegen wie sie. Sie ballerten mir Sätze um die Ohren mit denen ich schlicht nichts anfangen konnte. Sowas wie „Du musst dein inneres Kind annehmen“ oder „Du musst vergeben“. Klingt nett, aber war schlicht nicht umsetzbar.

Was gleich war, waren diese merkwürdigen Kämpfe unter Betroffenen, bei denen es darum ging, wer für sich das schlimmste Leid deklarieren darf. Diese Kämpfe erlebte ich auch auf allen anderen Kanälen und erlebe sie bis heute, wenn ich mal wieder irgendeinen Kommentarstrang unter einem Blogbeitrag lese, bei dem es um Trauma geht oder kurzzeitig in einer dieser Gruppen Mitglied bin. Kurzzeitig, denn lange bin ich da irgendwie nicht mehr. Zumindest aktuell nicht mehr.

Nicht mehr seit ich meine eigene Facebook-Gruppe aufgelöst habe und jeder Versuch, eine neue Gruppe zu installieren bisher daran scheiterte, dass schlicht keine Aktivität entsteht.

Aber ich kenne dennoch Gruppen zu diversen Themen. Und eines eint sie alle. Das System in dem es Admins, Moderatoren und Mitglieder gibt. Hierarchie wie es sie auf den meisten Arbeitsstellen auch gibt. Allerdings mit dem Unterschied, dass hier weder Administrator noch Moderator irgendwelche besonderen Kenntnisse oder Fähigkeiten benötigen, um diese Position auszufüllen. Niemand hinterfragt, ob sie geeignet sind. Einzig sie selbst entscheiden. Auch in Familien gibt es diese Hierarchie. Inklusive dessen, dass die Oberhäupter absolute Macht haben. So nun auch selbige Struktur in SocialMedia-Gruppen.

Was sind das für Menschen und wie agieren sie?

Mit Macht über andere.

Da wird eine tolle Gruppe installiert, mit dem Wunsch, dass dort Menschen einen guten Ort finden, die mit den Folgen aus Traumatisierung in ein eigenes Leben finden wollen. Menschen die Leid erfahren haben durch meist sehr übergriffige Menschen, die Regeln aufstellten, die gewöhnlich nur zu ihrem eigenen Nutzen waren. Undurchsichtige Regeln zumeist, die viel Spielraum für Interpretation ließen, nur um das Opfer jederzeit abstrafen zu können.

Nun bin ich bedingt durch mein autistisch geprägtes Gehirn so veranlagt, dass ich Strukturen immer hinterfrage und analysiere. Ich gleiche ab mit dem was mir bekannt vorkommt. Insbesondere, wenn ich spüre wie meine traumatisierten Anteile unruhig werden. Sie werden das ja nicht, wenn da nichts an Trauma erinnert. Das tut es in diesen Gruppen aber.

Das tut es, weil SocialMedia scheint als wenn es die ganze Welt umfasst. Dort einem Shitstorm ausgesetzt fühlt es sich an als wenn die ganze Welt nun darum weiß und jeder einen hasst. Jede dort erlebte Demütigung verstärkt das Gefühl, von den Menschen abgelehnt zu werden. Man wagt es noch weniger, Kontakte zu knüpfen, weil man fürchtete, es würde einem in der realen Welt genauso ergehen. Und so ganz real würde sich das dann ja noch viel schlimmer anfühlen. Also lieber zurückziehen und für sich bleiben.

Doch das ist nicht mal die schlimmste Ähnlichkeit.

Nein, es sind die Regeln und Vorgehensweisen der Admins. Dieses Konstrukt der Macht. Regeln die wenig konkret sind, immer Raum lassen nach Belieben ausgelegt zu werden, nur um das Mitglied jederzeit und ohne Erklärung auszuschließen. Und damit man sich auch nicht im Nachhinein erklären muss, wird es direkt blockiert. Und das alles als sogenannter Helfer in einer Gruppe für Menschen mit DIS und anderen komplexen Traumafolgen.

Das ist aus meiner Sicht re-traumatisierendes Verhalten.

Und es zeigt mir ein ums andere Mal, dass diese Gruppen nicht sicher sind. Nicht sicher im Hinblick darauf, dass man nie weiß ob sich hinter Profilen nicht Täter verbergen. Aber auch, weil sich auf diesen Positionen derer die Entscheidungsmacht haben oft diejenigen befinden, die Macht ausnutzen, um sich über Mitglieder zu erheben. Scheißegal wie es denen geht, die sind doch nur Namen, keine echten Menschen. Da macht man sich doch frei von, dass die im realen Leben dann vielleicht leiden. Abgehakt, erledigt, weitermachen. Dass der zuhause sitzt und sich gedemütigt fühlt, re-traumatisiert ist, weil isoliert von der Gruppe und den vorherigen Kontakten, tangiert den Admin nicht.

Und dann heißt es doch immer wieder so schön, wer dort schreibt muss auch damit umgehen können, dass Gegenwind kommt. Sowas habe ich auch hier auf meinem Blog schon erlebt. Und ganz ehrlich, die Leute blockiere ich für weitere Kommentare. Nicht, weil ich deren Meinung nicht lesen will, sondern weil ich auf meinem Blog auch dann schreiben können möchte, wenn ich nicht belastbar genug bin, um mich gegen Angriffe zu wehren. Solchen Angriffen ist man schlicht nicht immer gewachsen und schon gar nicht wenn man noch am Anfang steht und sehr schnell getriggert ist.

Da braucht man Schutz und Admins, die genau diese Schutzbedürftigkeit im Blick haben und nicht die bestärken, die draufhauen.

Und überhaupt ist es der helle Wahnsinn, wenn dann wild auf die eingewirkt wird, die eh schon völlig drüber sind, weil sie getriggert wurden und dadurch alles nur noch durch die Traumabrille wahrnehmen. Wie schlimm, wenn das dann der Admin selbst ist und in diesem Zustand mal eben entscheiden kann, jeden rauszukicken, der gerade anderer Meinung zu sein scheint.

Und ganz besonders gruselig wird es für mich, wenn es sowas wie ein Anhimmeln eines Admins oder einer bestimmten Person gibt. Erinnert mich doch sehr an die Gruppierung in der ich als Kind schwerstens traumatisiert wurde. Auch dort wurde ein Mensch angebetet, der für die wenigsten dort ein Gesicht hatte. Es war ein Name eines Mannes, der irgendwo irgendwann diese Gruppe oder gar eine ihr übergeordneten Gruppen gegründet hatte. Auch diese Ähnlichkeit findet im SocialMedia statt. Der Admin ohne Gesicht und realen Background, über den nichts gewusst wird als das was er dort schreibt. Nicht bekannt wo der lebt und wie der lebt. Hat sich selbst auf den Posten gesetzt, um sich anbeten zu lassen als der Große, der Tolle, der sich um alles kümmert.

Da dröhnt der Verdacht des Narzissmus mir durch den Kopf.

Und dann sammle ich doch lieber all meine gezeigten Splitter wieder ein. Schäme mich in Grund und Boden für meine Offenheit und jeden mitgeteilten Gedanken. Schließe die Tür hinter mir und ziehe mich in den sicheren Ort meiner verschlossenen Wohnung zurück.

Re-traumatisiert von der Übergriffigkeit eines Täters, der mich öffentlich beschämt und weggeworfen hat.

Nur weil meine Worte durch die Traumabrille gelesen wurden oder schlicht im Kleinsten der Verdacht aufgekommen sein könnte, dass ich „den Guru“ nicht verehre.

Ich hoffe einfach, dass andere Betroffene gut auf sich achten. Denn dann klingen die Worte einer lieben Freundin in mir nach. Sie sagte: „Du kannst nicht die ganze Welt retten. Deshalb konzentriere dich erstmal darauf, dich zu retten.“

Ich bin nicht gut darin, nicht alle beschützen zu wollen.

Alltags-Wahnsinn · Therapieerfahrungen

Agentur Traumazeitwelt


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Wortlos. Tonlos.

So war das, als ich ein Kind war. Etwa wie der Gesichtsausdruck des Kindes auf dem Bild, was von einer App erstellt wurde, um ängstliche Traurigkeit darzustellen. Trifft es das? Ich weiß es nicht. Denn ich kann sehr schwer Emotionen in Gesichtern erkennen. Für mich ist es ein Pokerface ohne jeden Ausdruck. Würden dort Tränen sichtbar sein, würde ich mutmaßen, dass es wohl um Angst oder Traurigkeit gehen wird.

„Lach doch mal“ und dann habe ich mühsam versucht meinen Mund zu einem Lächeln zu verziehen, während der Rest ausdruckslos blieb. Nur bedienen was verlangt und erwartet wird. Anpassungsleistung.

2,5 Jahre sind inzwischen vergangen, seit ich der Ärztin gegenübersaß, die mich zum ersten Mal sah und nicht verstehen konnte, warum zuvor niemand den Autismus bei mir bemerkt hat. Ich würde gerne behaupten, dass ich so gut angepasst war, dass man ihn nicht bemerken konnte. Doch das stimmt nicht. Anpassung hätte bedeutet, dass ich mehr getan hätte als immer nur zu lächeln. Ich fiel aus dem Rahmen, ich passte nicht.

Ich passte nicht in die Familie in der ich aufwuchs. Nicht in die Schule. Nicht zu den Nachbarskindern und auch nicht in die Familien aus dem sozialen Umfeld meiner Eltern. Ich war überall unpassend und falsch.

Später in Therapien erfolgte nichts anderes als eine beständige Wiederholung vom Falschsein. Und eine permanente Wiederholung von so tun als wäre ich passend. Mein Kopf versuchte aufzuschnappen wie die anderen sich verhielten und es ihnen gleichzutun. Er versuchte herauszufinden was erwartet wird und ich war bemüht genau das zu bedienen.

Ja klar, um keinen Ärger zu bekommen, um akzeptiert zu sein, um Anrecht zu haben und Berechtigung.

Nur geholfen hat all das leider nicht.

Es hat einzig bewirkt, dass ich meine Seele mehr und mehr zersplittert habe. Weg von dem was an mir nicht passt. Den Alien in mir wegsperren, ihn ausmerzen durch so tun als sei ich genau wie all die anderen.

Smalltalk führen, nach dem Befinden fragen, über das Wetter reden, Belanglosigkeiten austauschen. Und dabei mehr und mehr an Kraft verlieren, weil es viel zu sehr anstrengt. Mich fragen, warum nur strengt es offenbar all diese Leute nicht an. Und keine Antworten erhalten. Daraus den Schluss ziehen, dass etwas mit mir falsch sein muss, ich falsch empfinde, wenn es mich so erschöpft was allen anderen doch offensichtlich Kraft gibt. Ein ums andere Mal wieder einen Splitter meiner Seele dissoziiert. Einen für jede Leistung die verlangt wurde. Springen durch all die Schablonen, um die passende abzurufen. Auf Stichworte. Trigger. Gesten.

Fast 50 Jahre andauerndes Arrangement in der Firma „angepasstest Leben schaffen“, bis ich den Vertrag mit der DIS anzweifelte und ihn kündigte. Bis ich realisierte, dass mein Leben aufgebaut war auf Grundlagen, die nicht mein eigenes Leben sind. Es sind nicht meine Maßstäbe, nicht das was ich bin und sein will. Es ist das Leben eines Schauspielers, der immer nur bemüht war seine Rolle zur Zufriedenheit anderer zu spielen und sich selbst dabei eigentlich weder kannte noch finden konnte.

Ich habe den Vertrag gekündigt mit der Traumazeitagentur. Dieser Knebelvertrag, der mich verpflichtete Regeln zu erfüllen, die Menschen aufgestellt haben, die nur ein Ziel verfolgten. Nämlich mich und meinen Körper zu benutzen, um ihre eigenen Unzulänglichkeiten, rauszulassen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und sich an mir zu sättigen. Deren Ziel war es ausschließlich, mich zu benutzen wie man einen Gegenstand benutzt. Meine Seele war dabei unwichtig. Die hatte mitzuspielen. Die hatte zu funktionieren.

Immer schön nach deren Regeln. Keine Grenzen setzen, nicht Nein sagen, nicht weinen, nichts ausplaudern. Runterschlucken, Klappe halten und immer schön freundlich lächeln. Keine Wut, keine Tränen, keine Angst zeigen. Alles schlucken, wegschieben, ausblenden. Mich anpassen. Immer wieder. An jede neue Szene, an jeden Täter und jede Situation. Auch dann noch als die Täter nicht mehr aktiv Teil meines Alltags waren. Ihre Regeln galten immer. In jedem Splitter meiner Seele, der dazu diente, sich an Traumaerleben anzupassen.

Da kann man nicht den Vertrag kündigen und einfach eben in der Agentur „Ich-Sein“ neu beginnen. So funktioniert das nicht. Die Splitter sind doch da. Die haben doch nichts anderes gelernt als all diese ollen, blöden Täterregeln. All den Mist, der nur den anderen diente.

Aber da kam die Autismusdiagnose. Das Feststellen, wie unrecht sie hatten in all den vielen Kliniken und Therapien, wo sie geschimpft haben und mich abgestempelt als hoffnungslos, übertherapiert, zu schwer traumatisiert.

Ihre Methoden waren schlicht nicht abgestimmt auf das was mein Gehirn verwerten und daraus lernen kann. Es gab nur sehr wenige Erfahrungen bei denen sogenannte Fachleute fähig waren mich zu sehen und etwas von dem was hinter dieser Fassade der Anpassung zu entdecken war.

Sie hatten mich gelehrt, dass all die Menschen, die mich gequält haben durch seelische Grausamkeiten, körperliche Folter, sexuelle Übergriffe, emotionalen Sadismus, berechtigt waren dies zu tun, weil ich schlicht falsch bin. Weil ich falsch bin und man mich umerziehen muss, damit ich passe.

Sie waren nicht besser. Nur anders. Perfider, weil sie sich hinter dem Decknamen Therapeut, Arzt, Helfer versteckten.

Immer wenn ich dachte, einer sei anders, dieser eine Mensch würde mich sehen und mir helfen, wirklich ich selbst zu werden und zu sein. Mir das Licht halten, während ich nach den unzähligen Splittern meiner Seele suche, um nur keinen zu übersehen. Denn ich wäre nicht ganz, es würde auch nur ein einziger Splitter fehlen. Es war vergebliche Hoffnung. Es unterschied sich nicht ein Einziger wirklich von den anderen. Auch nicht die, bei denen ich sehr lange blieb. Meine Verzweiflung war da nur größer und gleichzeitig der Wunsch danach, endlich einen Menschen gefunden zu haben, bei dem es anders werden kann.

Doch am Ende ging es bei egal wem doch immer nur um Anpassung an aufgestellte Regeln. Freundlich lächeln und die Regeln einhalten. Regeln wie „Kein Körperkontakt“, obwohl meine Seele daran verdurstet. Oder „die Stunde wird pünktlich beendet“, auch dann wenn gerade alles emotional so überflutet ist, dass ich es kaum noch die Treppe nach unten schaffe. „Keine Suizidgedanken, weil du keinen Grund hast“, ……….. egal wie ich mich fühle, egal was ich denke, egal wie sich in meinem Brustkorb der alte Schrei den Weg bahnt, gehört zu werden.

Sie zücken nur ihre Stempel und verurteilen mich.

Ganz gleich ob als Autistin oder Mensch mit DIS.

Ich bleibe das Ergebnis von jahrzehntelanger komplexer Traumatisierung und die Welt erwartet, dass ich nichts davon zeige. Ich habe mich anzupassen und anscheinend normal zu sein, ohne eine Ahnung, was Normal eigentlich sein soll. Und wo doch mein Gehirn gar nicht dieser Norm entspricht und sie nicht erreichen kann.

Oh, und ich vergaß zu erwähnen, dass man als Aussteiger auch in der Traumwelt nicht mehr willkommen ist. Denn AussteigerInnen scheinen den anderen zu gefährlich. Bedeutet es doch, dass man selbst zu versagen scheint……… und sie sind eben doch auch nur „normal“ und müssen die niedertrampeln, die etwas schaffen, woran sie selbst glauben zu scheitern.

Ist mir egal. Die Agentur „Ich-Sein“ bietet mir 365 Tage pro Jahr volles Recht auf Autonomie und absolut freie Zeiteinteilung. Ich arbeite so viel ich kann und mag. Darf mir Auszeiten nehmen wie ich sie brauche und auch mal alles in die Tonne treten, wenn sich etwas als blöd herausstellt. Ganz ohne dafür Ärger zu bekommen oder hinterfragt zu werden. Sie bietet den Rahmen in dem jeder Splitter meiner Seele seinen Platz finden darf und sich dort in der Weise einrichten kann, wie es sich richtig anfühlt. Und das alles mit der Zeit die es braucht.

Ich denke hier mag ich nicht kündigen.

Alle anderen Agenturen sind einfach nichts mehr für mich.

Und den kleinen Menschen auf dem Bild, den mag ich an die Hand nehmen und ihnen wissen lassen, dass er es nicht alleine schaffen muss.

Das Leben sollte kein Kampf gegen sich und andere sein, sondern eine Chance auf etwas ganz Eigenes.

Alltags-Wahnsinn

Cyberworld – Die Welt mit (traumatischen) Folgen


da sich bei mir das Gestern genauso anfühlt wie der eine Tag vor 30 Jahren, erinnere ich auch sehr lebendig wie es war, als ich Ende der 90er in meiner ersten ganz eigenen Alleinewohnung lebte. Der erste richtige Zugang zum Internet dank einem ausgemusterten PC auf den man mit unzähligen Disketten Windows 95 gespielt hatte. Endlich war mir die Möglichkeit gegeben, in Foren mit anderen Menschen zu kommunizieren. Mit Menschen, die mir ähnlich sein könnten.

Damals meldete ich mich selbstverständlich mit dem Namen an, den ich mir als multiples System gegeben hatte. Und es dauerte nicht lange bis ein anderes multiples System in diesem Forum auftauchte und mich angriff, was mir einfiele, ihnen ihren Namen geklaut zu haben…………

Von Autismus hatte damals niemand eine Idee. Nicht ich und auch niemand aus meinem nahen Umfeld.

Diese Anschuldigung hatte auf mich eine traumatisierende Wirkung.

Das Forum war ein unsicherer Ort.

Andere traumatisierte Menschen wurden zu einer potentiellen Gefahr für mich.

Ich ging meinen Weg allein. Keine Verbindung mit anderen Betroffenen. Kein Betroffenen-Netzwerk. Und dadurch auch keine Enttäuschungen, Beschuldigungen und dergleichen?

Weit gefehlt.

Ich war und bin der auserkorene Feind.

Weil ich als Autistin nicht lüge und nicht beschönige. Weil ich nicht schöne Worte spreche um mich beliebt zu machen. Weil ich die Dinge beim Namen nenne und die Tatsachen offen ausbreite. Sie unter die Nase reibe. Ungeschönt und ohne Schnörkelchen.

Ich bin der Feind, weil ich nicht angepasst sage was die anderen gerne hören wollen.

Weil ich schlich den Spagat zwischen der Wahrheit und dem was gehört werden will nicht ertrage und die Lüge verabscheue.

Ich bin schlicht der Feind, weil ich es anders mache als die Masse. Weil ich anders bin, anders denke, anders empfinde, anders erlebe und mich anders ausdrücke.

Selbst da wo ich anfangs gemocht bin, werde ich gehasst, wenn der Schmerz der Wahrheit auf der Seele brennt.

Die Welt des Internets ist der Ort an dem es mich immer wieder zutiefst traumatisiert was meine Kontaktaufnahme zu anderen Menschen betrifft. Dort mache ich wieder und wieder die Erfahrung, dass ich niedergetrampelt, gemobbt, beleidigt und gedemütigt werde.

Und dann übertrage ich es auf die Menschen die hier in der Stadt leben. Die Menschen, denen ich beim Einkaufen begegne, die mir im Auto auf der Straße entgegenkommen oder vor mir fahren. Die Menschen, die gehetzt am Samstag durch die Einkaufsmeilen eilen.

In jedem von ihnen sehe ich potentiell den Menschen, der mir erst kurz zuvor im Internet schrieb, dass ich „gestört sei und zum Psychiater gehöre“ oder den, der mir unterstellte „doch nie wirklich traumatisiert worden zu sein, weil ich ja gar nicht wüsste was das bedeutet“.

Ich sehe in jedem von ihnen den oder die Menschen, die mich demütigen, niedertrampeln, beleidigen, zerstören wollen.

Die Welt ist mir ein gefährlicher Ort, weil die Menschen es sind, die in der Welt leben.

Weil ich die Cyberworld nicht als unabhängig vom Reallife sehen kann.

Sehe ich jemand im Forum als Avatar, bleibt er mir der Avatar auch in der realen Welt.

Während ich gleichzeitig fürchte, dass mir der liebste Freund im realen Leben zum schlimmsten Feind im Internet wird. Versteckt hinter der Maske eines Avatars, durch die er alles kundtun kann, was er sich sonst nicht wagt zu sagen.

Die geliebte Cyberworld mit all ihren tollen Möglichkeiten.

Ich bin dem Menschen dankbar, der mir damals untersagte, meinen eigenen Systemnamen nutzen zu dürfen.

Ohne diesen Menschen hätte ich mich vielleicht mit anderen Betroffenen vernetzt. Ich hätte vielleicht die Erfahrung gemacht, dass Betroffene echte Freunde sein können, auch wenn ich sie in der Welt des Internets kennenlerne.

Doch ziemlich wahrscheinlich wäre ich heute nicht da wo ich inzwischen in meinem inneren Wachstum bin.

Denn so toll dieser Austausch auch sein mag, er hat seine tiefe Schattenseite.

Als kürzlich die Reportage im TV lief, die ich ja gar nicht sehen wollte, weil ich wusste, dass sie mich nur aufregen würde. Da habe ich dann doch mal reingeschaut nachdem ich bei den wenigen zwei Bloggern, die ich noch häufiger lese, dazu kontroverse Beiträge gelesen habe.

Im Anschluss habe ich all die Kommentare gelesen und mich gewagt, meine Sicht darauf zu schildern. Ich habe es mir verkniffen, in eine Diskussion einzusteigen, obwohl ich direkt angegriffen wurde.

Ich mag es kurz und direkt auf den Punkt bringen:

Menschen mit DIS erfahren keinen wirklichen inneren Wachstum im Kontakt mit anderen Viele-Menschen.

Eine gewagte Behauptung, die die einen nickend bestätigen wollen und die anderen vor Wut schäumend niedertrampeln wollen.

Menschen, die ihre Identität zersplittern mussten, um seelisch überleben zu können, führen einen inneren Überlebenskampf. Alleine das bedeutet schon, dass es unerträglich wäre, zu erleben wie der befreundete Viele-Mensch sich innerlich wieder zusammenfügt. Es würde Gefahr bedeuten in der Wahrnehmung eines multiplen Systems. So wie es überhaupt Gefahr bedeutet, wenn von sowas wie Integration gesprochen wird.

So habe ich es erlebt als ich meine Therapie vor fast 30 Jahren begann und so erlebe ich es, wenn ich hier im Internet beschimpft werde von denen, die in einer früheren Phase der inneren Auseinandersetzung sind.

Ich bin die Gefahr, die dann bekämpft werden muss.

Schließen sich mehrere Multis zusammen, weil es so schön ist, gemeinsam verbunden zu sein, halten sie sich gemeinsam in dieser Blase des „so wie es ist, ist es richtig und daran darf auch nicht gerüttelt werden“. Es ist ganz ähnlich wie Abhängige die sich zusammentun. Will einer aussteigen halten ihn die anderen fest.

Wenn es irgendeinen Sinn hätte, würde ich wohl all die Multis in der Welt die Wahrheit darüber wissen lassen wollen, warum sie Viele sind, welchen Zweck das erfüllt und weshalb es wichtig ist, die dissoziativen Barrieren aufzuweichen. (Und auch wie das gehen kann.)

Die Wahrheit ist, dass nichts passiert als dass ich dann angefeindet und niedergemacht werde bis ich den Mund halte.

Ich bin die Gefahr, weil ich ausspreche was nicht gewusst werden will.

Meine Worte sind gefährlich, weil sie sagen was nicht ausgesprochen werden darf, weil es so viel angenehmer ist an die schlimmen bösen Menschen zu glauben, die das Selbst zerstört haben. Es fühlt sich so viel kraftvoller an, wenn man Wut und Hass auf jene fühlen kann, die man schuldig erklärt. Und noch mehr, wenn da andere sind, die mit einem schimpfen.

Es fühlt sich viel besser an als das Schuldgefühl in der eigenen Seele, die tiefe Traurigkeit der kindlichen Hilflosigkeit und all der Schmerz darüber was erlebt wurde und wo es keinen Trost und kein Verstehen gab.

Es ist leichter das Anders abzulehnen und zu verstoßen. Es niederzutrampeln und zu demütigen bis es schweigt und alles runterschluckt was nicht gehört werden will.

Das gilt für den Umgang mit anderen Menschen genauso wie für die Identitätssplitter in der eigenen Seele.

Ich bin dankbar um jeden Teil meiner Seele. Besonders um jene Anteile, die so anders sind. Weil es einen Menschen gab, der mir geholfen hat, das Anders verstehen und annehmen zu lernen.

Trauma und deren Folgen können bis zu einem gewissen Grad heilen.

Autismus bleibt. Auch dann wenn gute Therapie die Stärken fördert.

Alltags-Wahnsinn

TRIGGER


es gibt immer wieder Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich zurückziehe aus dem Kontakt mit der Welt. Zeiten in denen ich mich nicht beliebigen Menschen öffentlich mitteilen mag und in denen andere Menschen nur sehr gezielt Teil meines Er-Lebens sein dürfen.

Und dann sammeln sich wieder Themen in mir, die ihren Ausdruck suchen und es baut sich eine Art innerer Druck auf, Worte finden und aufschreiben zu wollen. Mal in einer Mail an einen vertrauten Menschen und dann doch auch mal öffentlich.

Vor einer Weile hatte ich mich mal in einem Kommentar auf einem anderen Blog zu einem aktuellen Thema geäußert. Eine Bloggerin, die ich bis dahin für jemanden hielt, der für mich okay ist. Für mich okay. Was nicht bedeutet, dass Menschen, die für mich nicht okay sind allgemein schlechte Menschen wären. Es bedeutet lediglich, dass ich eigenverantwortlich schaue, welche Kontakte mir gut tun und welche mich runterziehen und mir schaden.

Womit ich auch schon voll im Thema bin.

Trigger.

Darum soll es gehen.

Dazu möchte ich etwas schreiben.

Trigger bedeutet erstmal nichts anderes als Auslöser. So die wörtliche Übersetzung.

Psychologisch gesehen wird es im umgangssprachlichen Gebrauch unter Betroffenen von Trauma verwendet als Ausdruck dafür, dass etwas Erinnerungen an traumatisches Erleben auslöst. Ganz gleich in welcher Weise diese sich zeigen.

Im autistischen Zusammenhang spricht man hingegen allgemein von Trigger wenn es um Auslöser für emotionale, visuelle oder sonstige Überreizungen geht.

So ein Trigger kann generell jedes Wort, jede Handlung, jede Mimik, eigentlich alles sein. Denn so individuell wie Menschen sind so individuell ist es auch, worauf sie reagieren.

Denn der Laie mag meinen (und das tun die meisten auch), dass ein traumatisierter Mensch durch das Sprechen über Gewalt getriggert wird. Doch real war das für mich nie ein Trigger, der mich aus der Bahn geworfen hätte.

Ich versuche mal mit Worten ein Bild zu zeigen.

So ein Erlebnis wie z.B. der Wildunfall, den ich vor vielen Jahren hatte.

Da war das Erleben des Unfalls selbst.

Der Aufprall.

Der Regen.

Die Dunkelheit.

Der Wald.

Die Menschen.

Die vielen Autos.

Der Lärm.

Die Menschen mit denen ich telefonieren musste.

Alles für sich potentielle Trigger.

Und ja, ich habe bis heute ein Problem im Dunkeln zu fahren und noch mehr, wenn es regnet. Das hatte ich aber auch vorher schon. Einfach weil ich sehr blendempfindlich bin, ist das für mich schwierig. Ich sehe dann nicht mehr gut und bin schnell überreizt. Und in einem derart überreizten Zustand kann ich nicht mehr aufmerksam fahren.

Ich habe auch ein Problem, wenn ich im Wald bin. Auch das hatte ich bereits vorher.

Menschen sind für mich ebenso schon immer schwierig gewesen. Besonders fremde Menschen und wenn ich dann auch noch mit denen telefonieren muss.

Unvorhergesehen Ereignisse sind von jeher ein riesiges Problem gewesen.

Und Lärm ohnehin, genauso wie das Licht von Scheinwerfern in der Dunkelheit.

Ich habe das für mich differenziert und somit haben diese möglichen Trigger nicht mehr die Macht, mich zu lähmen.

Ich fahre ja dennoch auch mal im Dunkeln mit dem Auto und auch bei Regen. Es strengt enorm an, aber manchmal geht es nicht anders.

Wenn ich die Anspannung spüre und die Lähmung, erinnere ich mich daran, dass mich auch damals keine Schuld traf. Ich hätte nichts anders oder besser machen können. Es war schlicht Schicksal.

Aber mich daran zu erinnern, dass es so war, hilft mir, um dem Schrecken die Macht zu nehmen.

Das bezeichne ich als eigenverantwortliches Handeln.

Ich sorge in dieser Situation für mich und mein Wohlergehen, indem ich mich selbst beruhige.

Nun, wenn so ein möglicher Wildunfall oder ein anderes Ereignis sich in traumatischer Weise im Gehirn abspeichert, dann zieht es über die Zeit Kreise die immer größer werden.

Zu Beginn ist es möglicherweise nur die Angst im Dunkeln mit dem Auto diese Stelle passieren zu müssen. Doch dabei bleibt es nicht.

Angst breitet sich gewöhnlich aus, wenn sie nicht angeschaut wird.

Sie stellt Verbindungen her. Da ist dann auch DER Wald gefährlich und irgendwann generell Wälder. So wie generell Regen gefährlich eingestuft werden kann. Oder das Lied was gerade im Radio lief, an das man sich gar nicht mehr bewusst erinnert.

Angst zieht eine Schleife nach der anderen.

Und jede sorgt für Vermeidung und damit noch mehr Angst.

Ein bisschen sowas passiert bei mir, wenn es um Kontakt zu Menschen geht.

Aber wirklich nur ein bisschen.

Denn eigentlich ist es ganz anders.

Menschen haben mir sehr viel schlimmes angetan. Ich müsste sie eigentlich hassen, tue es aber nicht. Ich hätte jeden Grund, sie zu meiden. Aber auch das mache ich nur zeitweise und selbst dann nicht alle.

Nein, Menschen im Internet sind ein viel größeres Problem, als die im realen Leben.

Aber vielleicht schreibe ich dazu einen extra Beitrag.

Menschen verletzen mit Worten. Absichtlich, unabsichtlich, gewollt und ungewollt. Sie tun es ohne sich dessen bewusst zu sein oder auch gezielt, um einem anderen Leid zuzufügen.

Das ist die eine Seite.

Die andere Seite sind jene, die permanent und überall nach Triggerwarnungen schreien und verlangen, dass alle Welt sie vor dem schützt, was in ihnen die Angst hochschießen lässt.

Auch die verletzen.

Weil sie anderen den Mund verbieten. Weil sie ihnen vorschreiben was sie sprechen, schreiben, tun dürfen.

Dabei liegt es doch in ihrer eigenen Verantwortlichkeit, sich vor dem Zuviel in einem Kontakt zu schützen.

Aber………. Wenn man das noch nicht gut kann?

Dann ist es ratsam, keine Texte zu lesen, die möglicherweise triggern. Und das gilt auch für die, bei denen nicht explizit davor gewarnt wird.

Denn auch die können immer Trigger enthalten, die nur in der eigenen Verknüpfung der Angst mit dem Trauma eine Gefahr empfinden lassen.

Sich vor Überflutungen von Reizen oder auch Erinnerungen zu schützen, ist selbstfürsorglich.

Allen aufzuerlegen, alles zu meiden, was bei einem selbst Angst auslösen könnte, ist eine gesteigerte Art der Vermeidung, bei der die Angst bereits den Kreis erreicht hat, in dem auch andere Menschen kontrolliert werden sollen, damit keine Angst angetriggert wird.

Ich mag es wie immer, gerne direkt benennen.

Es ist eine Art von Gewalt gegen diese anderen Menschen, die um ihre Ausdrucksfreiheit gebracht werden. Es ist, als würde man sie einsperren, sich nur noch so verhalten oder verbal äußern zu dürfen, wie es einem selbst sicher scheint. Der Mensch soll kontrolliert werden.

Und im Internet gerne dann auch alle.

Wahllos jeder, der auch nur im entferntesten etwas äußert, was erinnern könnte.

Und weil es ja nicht reicht, wenn es nur einen allein betrifft, wird dann schnell daraus gemacht, dass es ja viele betreffen würde und deshalb man ja im Recht sei……..

Es ist Gewalt, die auch nicht gerechtfertigt ist, wenn man sich zur Rückenstärkung die nicht existierenden vermeintlichen „Vielen anderen“ herbeiholt.

Es zeigt nur eines.

Wie groß die Angst vor der eigenen Angst ist.

Die Angst zu erkennen was zu mir gehört.

Die Angst zu erkennen was geschehen ist und ertragen zu müssen, damit weiterzuleben.

Angst ist ein Scheinriese, der nur an Schrecken und Macht verliert, wenn man auf ihn zugeht.

Je weiter man sich jedoch entfernt (durch Ablenkung, Vermeidung, Flucht in Dissoziation) umso größer wird der Scheinriese Angst erscheinen.

Und wenn es Tippelschritte sind, oder ein ab und an verstohlener Blick durch die Finger vor den Augen.

Hinschauen.

Sich nähern.

Sich selbst schützen und gleichzeitig bei sich bleiben. Auch bei der Angst.

Es sind nicht die anderen Menschen, die Worte schlimm machen.

Es ist allein die eigene Angst, die sie zur Gefahr erklärt.

Heute war es der Begriff OEG ………. was ja eigentlich ein Gesetz ist, was Opfern von Gewalt helfen soll.

Nun dürfen diejenigen, die Leistungen bekommen, es nicht mehr öffentlich aussprechen, weil es ein Trigger sei………….

Ja, welche Kreise doch so manche Angst zieht. Und welche Auswirkungen und Rückschlüsse dadurch entstehen.

Da wird die eigentliche Hilfe zur Bedrohung und zu einer solchen (empfundenen) Gefahr, dass alle niedergetrampelt werden müssen, die sich nicht fügen wollen……..

Und ich fühle mich mal wieder wie der Alien auf der Erde. 👽🛸

Alltags-Wahnsinn

Erschöpfung


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Hallo ihr Lieben,

heute ist mir mal danach, ein paar Worte zu schreiben.

Inzwischen hat sich mein Tagesrhythmus verändert und es gelingt mir doch wenigstens relativ zeitig am Morgen aufzustehen. Was nicht immer bedeutet, dass ich dann auch munter in den Tag starte.
Gestern z.B. war es erst wieder so, dass ich zwar früh aufgestanden war, aber dann dennoch bis Mittag im Schlafzeug verbracht habe und erst nach 13 Uhr unter der Dusche stand und in meinen Tagesrhythmus kam. Aber dann war er eben da.

Ich soll mich kümmern, Dinge zu regeln. Hilfe zu installieren.
Einen Pflegegrad beantragen. Änderungen im Schwerbehindertenausweis beantragen.
Doch das alles ist viel komplizierter als gedacht. Und am liebsten würde ich es einfach lassen.
Und dann stehe ich wieder in der Küche und fühle den brennenden Schmerz in meinen Füßen. Und ich sehe all das was zu machen ist um mich herum und weiß einfach, dass ich es nicht schaffe.

Nein, das versteht kaum jemand.

„Du wohnst doch alleine. Das kann doch gar nicht so viel sein.“
„Andere gehen voll arbeiten und müssen das alles nebenher noch machen.“
„Du wirkst gar nicht erschöpft.“

Nein, ich wirke nicht erschöpft.
Ich wirke nicht müde.
Ich wirke nicht als hätte ich starke Schmerzen.

Denn alles was ich kann, ist Worte zu sprechen. Zumindest kann ich das meist.
Aber die Worte werden nicht so verstanden wie ich sie sage.
Menschen deuten nicht anhand von gesprochenen Worten.
Sie deuten anhand eines Zusammenspiels aus vielem, was den Worten die Bedeutung gibt.
Bei mir fehlt fast die komplette Mimik.
Es mangelt oft an passender Betonung.
Und ich befinde mich meist auf einer Sachebene, während so ziemlich alle Menschen in meinem Umfeld auf der Beziehungsebene kommunizieren.
Ich spreche von mir und mein Gegenüber hört, dass ich von ihm/ihr* spreche.

Erschöpfung verbinden die meisten Menschen mit Müdigkeit.

Ich erlebe Erschöpfung als reine Energielosigkeit.

Und ich habe gelernt, nicht erschöpft sein zu dürfen.
Also funktioniere ich weiter.
Immer darum bemüht, dass mir niemand etwas anmerkt.
Gleichzeitig jedoch brenne ich mehr und mehr aus.
Eine Erschöpfung zeigt sich darin, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann. Sie zeigt sich darin, dass ich am Morgen erwache und nicht mehr in den Tag kommen mag. Und sie zeigt sich auch darin, dass ich keine Ruhe mehr finde und jegliches Gespür für Bedürfnisse verloren geht.
Ohne dieses Gespür für eigene Bedürfnisse esse ich viel zu viel oder zu wenig. Ich trinke durchweg viel zu wenig. Nehme nicht wahr, wann ich müde bin oder erkenne die Anzeichen schlicht nicht als Signale, den Tag zu beenden.
Ein Grund mehr, warum ich einen geregelten Tagesablauf brauche. Einen bei dem die Uhrzeit mir anzeigt was ich zu tun habe. Denn das ist alles, woran ich mich orientieren kann.

Gestern stellte ich erstaunt fest, dass ich vor Jahren offensichtlich in einem stabileren seelischen Zustand war. Mit Erstaunen, weil ich damals davon ausging, dass es mir schlecht geht. Und das ging es mir auch zu dieser Zeit. Aber dennoch funktionierte die Struktur in meinem Alltag und das hielt mich.
Ich hatte einen festen Tagesablauf. Ich hatte meine geliebte Hündin um mich. Auch wenn sie zu der Zeit schon todkrank war.
Es gab vieles was damals auch schwierig war.
Und dennoch, ich stand zur immer selben Zeit auf und begann den Tag mit den immer selben Abläufen. Der ganze Tag strukturierte sich nach immer wiederkehrenden Abläufen. Immer orientiert an der Uhrzeit. Und daran was meine Partnerin vorgab. Denn das hat mir den Halt gegeben, um weniger eigene Energie zu verlieren. So habe ich es geschafft, durch die Tage zu kommen und meinen Kram sortiert zu halten.

Das war mir nun schon seit bald sieben Jahren nicht mehr möglich, insbesondere in den letzten knapp drei Jahren.
Denn genau so lange ist es her, dass ich den Bedarf an Anpassung erhöht hatte und alle Signale der Erschöpfung und Überforderung zum Anlass genommen hatte, noch besser funktionieren zu müssen.

Wir hatten uns getrennt und ich war alleine in die Wohnung gezogen. Die Unterstützung p, die ich hatte war schlicht weit unter dem was ich bräuchte und so ist das bis heute.
Vor knapp drei Jahren hatte entschieden, die Weiterbildung zu beginnen.
Und ohne Frage, fachlich war das alles kein Problem und wäre es auch nie geworden.
Wäre da nur nicht der notwendige Kontakt zu anderen Menschen gewesen.
Menschen für die ich wie als Kind die Aussätzige war. Ich war falsch. Weil ich nicht nach ihren Regeln funktionierte.
Weil ich schlicht Autistin bin und zum einen niemand darum wusste und zum anderen, und das empfinde ich als deutlich gravierender, niemand gewillt gewesen wäre, damit umzugehen.

Denn, ich saß in der Übungsgruppe zusammen mit der Mutter einer autistischen Tochter. Doch selbst sie erkannte die Ähnlichkeiten nicht. Auch sie beteiligte sich am Mobbing der anderen. Ich mag mir nicht überlegen, wie es ihrer Tochter mit ihr ergehen mag, wenn sie auch mit ihr so umgeht und sie zuhause einem Mobbing aussetzt. Denn Mobbing ist kein Zufall.
Auch nicht das Verhalten all der Dozenten, die nicht eingriffen, sondern zusahen, wie die anderen sich gegen mich verbündeten.

Bis ich geflüchtet bin.

Doch da war es längst viel zu spät.
Mein Körper war inzwischen schon so krank, dass es nicht mehr einfach zu stoppen war. Und seelisch hatte ich erheblich einen mitbekommen.

Menschen sind mir eine Gefahr.
Sie verurteilen mich.
Sie beleidigen mich.
Sie beschimpfen mich für das was anders mit mir ist.
Ich bin ihnen lästig.

Weil ich die Welt anders wahrnehme.
Weil mein Kopf anders denkt und mein Herz anders fühlt.
Weil ich Dinge im Dahinter wahrnehme, die ihrem Blick entgehen.
Weil ich viel zu ehrlich bin.
Ehrlicher als sie es ertragen.

Als ich meine erste Traumatherapie begonnen habe, verlangte meine Therapeutin, dass ich bereit bin, die reale Welt zu erleben und mich von meiner Welt zu distanzieren.
Sie hatte keine Ahnung, dass meine Welt das ist, was ich brauche, um die reale Welt überhaupt aushalten zu können. Ohne meine Welt überflutet mich all das was zum normalen Leben der meisten Menschen gehört.
Denn meine Welt, das ist der Ort an dem ich Energie tanke.
Das ist der Ausgleich zu dem Zuviel in der realen Welt.

Es ist der Ort an dem ich mich sicher fühle.

Die Menschen haben ihre eigene Vorstellung hineininterpretiert in das was ich nicht näher zu beschreiben vermochte. Sie haben ihre Worte benutzt, um sich ein Bild zu machen. Doch weder ihr Bild noch ihre Worte passten.
Denn einen solchen Ort kann man nicht in neurotypischer Weise benennen und verstehen.

Meine Thera hat die Vorstellung von einem einsamen, kalten Ort an dem es keine Geborgenheit gibt. Weil zu so einem schönen inneren Ort doch etwas gehört, was Wärme spendet und es wohlig sein läßt. Eben geborgen.

Aber meine Welt, das ist gar kein innerer Ort an den ich mich zurückziehe.
Das ist keine Phantasie und keine Ausgestaltung.

Ich verschließe mich der Außenwelt und ziehe mich in mich zurück.
Ich schotte mich ab.
Und das tue ich immer dann, wenn es zu viel an Kontakt zu Menschen war, die kein Verständnis von autistischen Strukturen haben.
Immer dann, wenn sie mich mit all ihren überzeugten Ansprüchen überrollen und mich hineinpressen wollen in ein „so hast du zu sein, sonst bist du falsch“.

In meine Welt zieht es mich, wenn ich keine Energie mehr habe.
Wenn ich komplett leer bin.

Dann verschwinde ich in meinem iPad.
Ich designe Räume in Design Home.
Suche Zahlenpaare in Number Match.
Lasse mich einfangen von der so anderen Welt in Mundus.
Suche Google ab nach all dem was mir in den Sinn kommt.
Entdecke Gegenstände, die ich kaufen könnte.
Schaue nach wieder neuen Puzzeln, weil die 50 noch nicht reichen auch nicht die weiteren 30, die in meinem Keller sind.
Weil puzzeln das ist worin ich Energie tanke.
Weil das neben dem iPad der Ort ist in den ich abtauche und Energie schöpfe.
Weil es für mich kein Spiel und keine bloße Beschäftigung ist.

Ich nehme die Unterlage und den Kasten mit den Teilen und für die nächsten Stunden ist alles was im Außen ist abgeschaltet. Mein Gehirn fügt die Teile ineinander, während alles an Gedanken sich sortieren kann.

So ist das, wenn ich mich aus der Welt zurückziehe.
Dann wird es leise. Es wird still.
Und ich erhole mich von all dem Zuviel in der Welt der Menschen.

Ich habe daran gerade sehr großen Bedarf.
Ich habe viel zu lange versucht, den Rückzug zu beschränken, nur um normal zu werden.

Normal werden konnte ich aber nie.
Das wird schlicht kein autistischer Mensch.
Und das sollte auch keinem auferlegt werden.

Ich wünsche euch nun einen schönen Freitag und eine gute kommende Zeit.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Outing


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Hallo ihr Lieben,

wieder ist eine Woche vergangen.
Mir ist bewusster geworden, wie sehr ich durch den Rhythmus des täglichen Schreibens in der Vergangenheit mehr und mehr unter Druck geraten war. Es war zu einer Verpflichtung geworden. So wie ich alles was mir Verantwortung auferlegt zur Pflicht mache und diese meine erfüllen zu müssen, weil ich eben niemanden enttäuschen möchte. Und vor allem, um auf keinen Fall einen Fehler zu machen.

Natürlich, ich habe euch, die ihr mir in euren Kommentaren immer wieder geschrieben habt, dass doch niemand perfekt ist und Fehler dazugehören und auch nicht schlimm sind und all das, gut im Kopf.
Dennoch ändert es nichts daran, dass ein Fehler eine empfundene Katastrophe ist, die mich in Gefühlszustände bringt, die mich überfordern, weil sie mich innerlich überfluten und ich kaum fähig bin, mich dann selbst zu beruhigen.

Genau aus diesem Grund bin ich was Verantwortlichkeiten angeht, dann so extrem pflichtbewusst und ziemlich zwanghaft.

Aber Zwang ist eben immer Druck, ganz gleich ob ihn andere ausüben oder ich selbst.

Und wenn ein bestimmtes Fühlen einer Katastrophe gleichkommt, dann ist es klar, dass das um jeden Preis vermieden werden will.

Dabei geht es dann nicht darum, ob real für einen anderen mein empfundenes Fehlverhalten auch als Fehler empfunden und verstanden wird. Es ist vollkommen egal. Und genau das mag wohl der Unterschied zu jemandem sein, der „nur“ traumatisiert ist, aber keine autistischen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstrukturen hat.

Denn für eine Autistin (und ich mag das in dieser weiblichen Form betonen, denn bei männlichen Betroffen verhält es sich anders) ist die Anpassung an die Normalität das meist unausgesprochene absolute Wunschziel.
Man will sein wie die anderen und dafür verbiegt man sich zu etwas was dann nichts mehr mit einem selbst zu tun hat.
Inklusive dessen, dass man entsprechendes Katastrophenfühlen vor den anderen versucht zu verbergen, weil auch das ja falsch und unangebracht sein würde. Eben weil es fehlinterpretiert wird als Dramatisierung.

Nun, wenn dann wie leider viel zu oft bei weiblichen Vertretern des Autismus, die Diagnose erst in höherem Erwachsenenalter gestellt wird, beginnt sich in diesem Menschen etwas umzusortieren.

Es wird bewusster wie die Abläufe sind. Man beginnt sich selbst anders zu erkennen. Sich selbst in dem was man tut.

Verhalte ich mich angepasst?
Quatsch, ich doch nicht. Ich bin doch sowas von authentisch. Ich spreche immer die Wahrheit aus und stoße damit vor den Kopf, ohne mir dabei Gedanken zu machen.
So in etwa nehmen mich die meisten Menschen wahr.

Tatsache ist, dass mein eigenes Verhalten mir erst jetzt wirklich bewusster wird, seit ich weiß, dass ich Asperger-Autistin bin.
Erst jetzt fange ich an, ich selbst zu werden und zu mir und meinem Sein zu stehen.

Denn nein, es ist keineswegs so, dass ein autistischer Mensch grundsätzlich den Autismus wie ein Aushängeschild vor sich trägt und es jedem auf die Nase bindet.
Auch wenn es durchaus bei manchen so wirkt und es auch diese Autisten gibt, die so auftreten.
Denn ja, es ist ein Spektrum, bei dem die Ausprägung sehr unterschiedlich sein kann und auch oft ist.
Aber es gibt vor allem eben bei den betroffenen Frauen einen überdurchschnittlich starken Hang zur Anpassung. Und das bedeutet eben, alles zu tun, nicht autistisch aufzutreten. Den Autismus sozusagen zu verleugnen.

So hielt ich es bisher.
Unabhängig davon, dass ich erst seit wenigen Monaten die gesicherte Diagnose habe.

Ich gab mein Bestes in zwischenmenschlichen Situationen „normal“ zu wirken. Also auf keinen Fall autistisch. Und damit meine ich alles, was zum Autismus dazugehören kann.
Kein pausenloses Reden von meinem Spezialinteresse.
Andere anschauen wenn ich mit ihnen sprach.
Interesse am anderen zeigen indem ich nach relevanten Alltagsprobleme fragte oder auch schlicht bemüht war, Smalltalk zu führen, den ich eben real nicht mag und als unsinnig empfinde.
Ich trat auf als jemand, der keine Beschränkung erkennen lassen wollte.
So hatte ich es gelernt.

Gestern hatte ich einen Arzttermin. Einen, den ich hasse. Einen, den ich nicht will aber leider muss.
Nun, gestern fing der Tag damit an, dass ich innerlich Gespräche übte wie sie verlaufen könnten, würde ich mich nicht erniedrigen lassen, sondern zu mir stehen und mich behaupten.

Und so kam es wie es kommen musste. Wie es überfällig war.

Ich nahm mir vor, den Autismus nicht zu verstecken. Zu beherzigen, was meine Ergotherapeutin gesagt hat und darauf hinzuweisen, dass ich Autistin bin.

Wie das beim Arzt gelaufen ist, mag ich hier nicht thematisieren. Dafür ist es zu früh und auch viel zu schmerzlich was das in mir ausgelöst hat. Das ist eher erstmal was für das vertrauliche Gespräch mit meinen Bezugspersonen.

Es geht mir um eine andere Erfahrung.

Und zwar, ich kam dort hin und es hieß, da sei kein Termin für mich eingetragen.
Auf meinem Terminzettel zuhause steht dieser Termin jedoch eindeutig. 3.2.22 um 14 Uhr. Ich hatte also den Weg von einer guten Stunde Fahrt über die Autobahn und durch die Stadt auf mich genommen, war dadurch schon ziemlich gestresst und sollte dann dort abgewiesen werden, weil sie offensichtlich die Terminvergabe nicht gescheit organisiert bekommen. Ich das durchaus schon mehrfach auch bei anderen Patienten dort mitbekommen.
In diesem Zusammenhang konnte ich nicht mehr anders als darauf hinzuweisen, dass ich Autistin bin und es mich enorm stresst, wenn das so läuft.
Es war also ausgesprochen.

Später traf ich auf diese Person wieder, als mir noch Blut abgenommen werden sollte.

Ich erinnere gut, wie ich gewöhnlich gelernt habe, mich in dieser Situation eines Gespräches zu verhalten. Anschauen, lächeln, freundliche Zustimmung zeigen, Interesse am Smalltalk zeigen…….

Ich habe mit ihr geredet.
Wenig Smalltalk. Nur Themen, die ganz nah an meinem Leben sind.
Und ich habe sie dabei nicht angesehen.

Es war eines der ersten Gespräche mit einer mir fremden Person in dem ich mich sicher und wenig unwohl gefühlt habe.

Das ist eben der Unterschied, wenn ich offen zu mir stehe und mein Gegenüber wirklich meine Information als solche aufgenommen hat.

Nun, es fällt mir dennoch schwer. Auch vor allem zu differenzieren wann der passende Moment ist, es zu sagen und wie es dann am besten gesagt wird.

Es ist ja eben nicht das selbe wie sich als homosexuell zu outen.
Denn damit hatte ich irgendwie nie ein wirkliches Problem.
Zumindest nicht, nachdem ich mich da aus dem Korsett der Heterowelt befreit hatte.

Vielleicht wird es zunehmend auch besser gelingen, mich aus der Umklammerung der neurotypischen Welt freizumachen.
Und vielleicht ist dann auch das Outing als Autistin weniger schwierig und mehr normal.

So ihr Lieben, es wird sicher wieder länger dauern, bis ich schreibe. Es ist momentan so. Ich brauche andere Strukturen, um wieder mehr ins Leben zu kommen.
Weniger schreiben, mehr Zeit mit dem was mich erfüllt und hilft zu mir zu kommen und bei mir zu sein.

Vielleicht hat jemand das Bedürfnis, dennoch von mir zu lesen.
Jeder ist frei darin, mich anzuschreiben und ich weiß, dass ich da auch gerne antworte. Das hindert mich weniger am Aufbau neuer Strukturen, als das morgendliche Formulieren eines Beitrags.

Ich wünsche euch nun einen schönen Freitag und kommt später gut ins Wochenende.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Ist das jetzt regressiv???


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Hallo ihr Lieben,

leider bin ich noch immer nicht wirklich wieder aufgetaucht. Ich fühle mich nach wie vor ausgebrannt und vom Alltag mehr und mehr überfordert.

Dennoch, ich mag mich heute mal melden.
Und zwar mit einem Thema, was gerade sehr deutlich bei mir wird.

Es gibt für mich so bestimmte Begriffe, die eigentlich eine gewöhnliche Bedeutung haben, aber in meiner Wahrnehmung sehr negativ besetzt sind.
Also sie wurden von jemandem oder auch mehreren in einer Weise benutzt, die in mir ein ungutes Gefühl erzeugt haben und mir vermittelt haben, dass es nichts gutes ist.

So ein Begriff ist z. B. Skills. Was eigentlich nichts anderes als Fähigkeit bedeutet. Dennoch wurde es oft von Helfern in einer Weise verwendet, dass bei mir der Eindruck entstand, gemaßregelt zu werden. Es wurde zu einer Art Schimpfwort mit dem man mich zur Ordnung anhalten konnte.
Noch heute zieht sich mir der Magen zusammen, wenn eine Person das Wort ausspricht.

Ein anderes Wort ist „agieren“. Ein Begriff, der von meiner ersten Therapeutin sehr häufig benutzt wurde und zwar in vorwurfsvoller Weise. Ich habe daraus verstanden, dass es falsch ist, zu agieren. Agieren habe ich eingeordnet als manipulatives Verhalten, was meinen Gegenüber zu einer bestimmten Reaktion bringen soll.

Nun aber der dritte Begriff in der Runde, der mir seit ein paar Tagen sehr im Kopf ist.
Das Wort ist „regressiv“.
Regressives Verhalten bedeutet soviel wie, sich zurückentwickeln. Regression wurde sozusagen in der Therapie gefürchtet und als falsch angesehen.
Ein kindliches Verhalten wieder annehmen wurde als Zeichen gedeutet, dass etwas falsch läuft.

Und was aber, wenn nur so manches von denen nicht gut verstanden wurde, deren Job es war, mir therapeutisch oder sozialpädagogisch zu helfen?
Und dann durch ihre Aussagen haben sie in mich hineingebrannt was ich darf und was nicht, ja, welchen Bedürfnissen ich folgen sollte und welche ich unterdrücken muss.
Und dann habe ich versucht, erwachsen zu werden. Zu werden was sie in mir sehen wollen. Mich zu verhalten wie sie es für angemessen befinden.

Bis ich anfing zu verstehen, dass ich so niemals ein gutes Leben leben kann.
Denn das hier ist nicht mein Leben.

Kürzlich habe ich mir zwei neue Handpuppen bestellt. Als Gratiszugabe, durfte ich mir aus drei kleinen Fingerpuppen eine auswählen. Zur Auswahl gab es ein Zebra, eine Kuh und ein Schwein.
Aus meinem Herzen heraus wählte ich das Schwein. In Erinnerung daran, dass ich als Kind Schweine besonders liebte.

Nun, die Bestellung kam und die Handpuppen sind toll.
Doch besonders angetan hat es mir das Schwein. Was bereits auf den Namen Elsa getauft wurde und seit dem mein stetiger Begleiter ist.

Mir hatte das Schwein gefehlt.

Es hatte gefehlt, um eine Erinnerungslücke zu schließen.

Um mich zu erinnern wie sich für mich Geborgenheit und Leben anfühlte, wenn ich als kleines Kind inmitten der Ferkel gehockt habe und mich habe ablecken lassen. Ohne jede Angst und jedes Ekelgefühl. Ich fühlte mich dort geborgen und wohlig. Diese Ferkel waren mir Freunde.
Und um mich zu erinnern, dass ich jede Nacht mit einem Kissen in Form eines rosa Schweines schlief.

Dieses Kissen habe ich als Teenager einem Freund geliehen, den ich für vertrauenswürdig hielt.
Ich hatte mich wie so oft, auch in ihm getäuscht. Er hatte es benutzt, um sich lustig zu machen. „Das blöde Schwein“. Ich weiß nicht, ob er es in eine Mülltonne geworfen hat oder zerstört, bepinkelt oder was auch immer.
Ich bekam es nicht wieder.
Und dieser Verlust hat ein Loch in mein Herz gerissen.
Ein Loch, was nie mehr heilgewachsen ist. Auch nicht zu sowas wie eine Narbe geworden wäre.

Denn dieses Kissen, das war mein wichtigster Lebensbegleiter, den ich um mich brauchte, um mich sicher in der Welt zu fühlen. Wenn ich es am Abend in meine Arme schließen konnte, konnte ich mit einem sicheren Gefühl in den Schlaf kommen.

Nun, Elsa war im Paket und ein Blick auf sie brachte nach und nach den alten Verlustschmerz hervor. Die nicht zu verarbeitende Trauer. Und das Vermissen dieses guten Gefühls was ich als Kind hatte.

Und dann kämpfte ich mit mir allein den Kampf gegen dieses doofe Wort „regressiv“.

Es ist doch regressiv, wenn ich nun wieder das Schwein bei mir haben mag. Es ist doch unreif und nicht erwachsen. Das darf doch nicht…………
Und dieser mitfühlende Blick meiner Physiotherapeutin, die mich offenbar für ein Kind hält, wenn ich Elsa bei mir brauche.
Weil sie offensichtlich etwas da reindeutet, was ganz anders ist.

Und dann habe ich mich im Internet auf die Suche nach einem Kissen in Schweineform gemacht. Ein Kissen welches dem möglichst nah kommt, was ich als Kind hatte. Einen Ersatz, der für mich annehmbar sein könnte.
Und wenn er noch so teuer sein würde und es vielleicht auch gar nicht so möglich ist, wie ich es mir vorstelle. Aber bitte wieder mein altes Kissen. Wenigstens sowas ähnliches. Vielleicht auch dazu passend, dass der Körper heute schon groß gewachsen ist.

Und ich war erfolgreich.

Und bin dabei sogar über mich hinausgewachsen und habe dort per Chat gefragt, ob man eine andere Füllung in das Kissen machen kann. Denn eigentlich wird es mit einer Getreidefüllung verkauft.
Aber ich konnte es anders bekommen.

Gestern kam das Paket bei mir an.
In mir findet sich eine Ruhe ein, die ich lange nicht mehr kannte.
Ich spüre, wie es sich langsam Steinchen um Steinchen wieder anders sortiert in meinem Inneren.
Es vibriert und zittert in mir.
Auf heilsame Weise.

Und so habe ich jetzt nach fast 34 Jahren endlich wieder eine Nacht in sicherem Schlaf gehabt. Mein Schwein fest im Arm und am Morgen ganz wie früher mit dem Kopf darauf erwacht. Die alten Bewegungsabläufe, als wären sie nie weg gewesen.

Und dann geistert die Frage im Kopf herum………

Ist das nun regressiv?

Und ich weiß, vor Jahren hätten die damaligen Helfer es genau so eingeordnet.

Heute versuche ich das aus meinem Kopf wegzuschieben.
Es geht mir gut.
Ich fühle mich sicherer und wohler in der Welt.

Und nur das ist es was zählt.

Ganz egal wie andere es bezeichnen mögen.

Ich bin einfach auf dem Weg, wieder ich selbst zu werden.
Damit ich endlich gut leben kann.

Ich wünsche euch jetzt erstmal einen schönen Tag.
Heute ist Freitag.
Habt ein schönes Wochenende, sollten wir uns nicht lesen.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Abgetaucht


https://pixabay.com/de/photos/humboldt-pinguin-pinguin-vogel-tier-6905568/

Hallo ihr Lieben,

ein bisschen sehe ich mich gerade in dem Pinguin, nur, dass ich noch nicht wirklich das Gefühl habe, wieder an der Wasseroberfläche zu schwimmen. Zumindest noch nicht von ausreichender Dauer, um mich wieder energiegeladen genug zu fühlen, um mehr zu tun als notwendig ist.

Um mich herum regiert das Chaos und das muss sich erst mal wieder lichten, damit ich mich insgesamt wieder entspannter fühlen kann.

Immerhin habe ich nun durch die Schreibpause geschafft, endlich ein ausführliches Schreiben an die Dame vom Landesamt zu verfassen und sogar abzuschicken.
Denn sowas zu schreiben ist nicht gerade eine Leichtigkeit für mich. Auch wenn vielleicht so mancher treffend feststellen mag, dass ich doch aber sehr gut Sachverhalte in Worte zu bringen vermag.
Nur zwischenmenschlich ist das so eine Sache, bei der ich nicht immer eine angemessene Ausdrucksweise finde. Besonders dann nicht, wenn ich Wut in mir fühle, weil dieser Mensch meine Grenzen überschritten hat oder mich schlicht überreizt.

In so einem Fall wird meine Wortwahl nicht selten schroff beleidigend.
Und das ganz ohne dass ich ein Gespür dafür habe wie das auf einen anderen Menschen wirken wird.

Also brauche ich Abstand und innere Ruhe, um dann einen solchen Text zu formulieren. Und damit nicht genug, muss ich ihn zur Sicherheit auch noch mal wenigstens mit jemandem durchgehen, ehe er abgeschickt wird.

Und auch dieses Durchgehen geht eben nicht mit jedem.
Denn es ist nicht so, dass ich nun gerade das bin was man als kritikfähig oder frustrationstolerant bezeichnen würde.

Ist die Kritik zu heftig oder wird sie nicht ganz klar benannt, haut es mich um und sorgt dafür, dass ich mich in Frage stelle und den ganzen geschriebenen Text lösche und auch nichts wieder schreiben mag. Ganz klar mit der Überzeugung, dass ich das sowieso nicht kann und zu blöd für sowas bin.

Also nutzt es nichts, jemanden zu bitten, mir Rückmeldung zu geben, ob ich das so lassen kann. Sondern es braucht einen Menschen, der einfühlsam genug ist, mich nicht mit Kritik zu überfrachten. Und vor allem braucht es jemanden, dem ich vertraue und zu dem ich eine gute Bindung habe.

Beides sind Hürden die nur die wenigsten Menschen bei mir nehmen konnten.

Die meisten scheitern an wenigstens einem der Punkte. In der Regel daran, dass ich nicht vertraue. Dass ich denke, der andere kann das gar nicht wirklich beurteilen. Der weiß das eh nicht besser als ich und würde es selbst so machen, dass es für mich gar nicht mehr passt.

Ja, ja, es nutzt nämlich nicht, jemanden zu Rate zu ziehen, der mich nicht sein läßt und nicht die Dinge in meiner Weise machen lässt. Auch dann nicht wenn dieser Jemand von sich selbst behauptet, andere ganz sie selbst sein zu lassen.
Da auf mein Gefühl zu hören und mir selbst zu glauben, ist nicht immer leicht.

Also, es braucht viel Zeit und viel Energie, solche Angelegenheiten anzugehen.

Entsprechend positiv überrascht bin ich doch davon, wie toll ich das gemeinsam mit meinem Bezugsmenschen geschafft habe. Und dafür wie ich derzeit drauf bin sogar noch ziemlich schnell.

Nun, inzwischen ist der Brief auf dem Weg und ich kann das erstmal als abgeschlossen wegpacken. Zumindest bis die Dame das nächste Ding raushaut. Aber in meinem Kopf habe ich ja bereits Plan B, C, D,…..

Und nun habe ich hier noch vier volle Schränke im Wohnzimmer, die ausgeräumt, inseriert oder in den Keller gebracht werden müssen. Und ich habe bei meiner Freundin die neuen Möbel zwischengelagert, die noch zu mir gebracht, aufgebaut und eingeräumt werden müssen.

Wenn das erledigt ist, dann hoffe ich, dass ich auch wieder mehr zur Ruhe komme und die Anspannung langsam runtergehen wird.

Ich brauche einfach wieder irgendwie mehr meiner Strukturen in meiner Wohnung. Ordnung bei der ich finde was ich brauche und nicht alles suchen muss.

So, das ist hier momentan so der Stand.
Ich bin also noch eher ein tauchender Pinguin, der nur ab und an mal Luft holt.

Wenn ich wieder entspannter für längere Zeit an der Oberfläche treiben kann, dann habe ich sicherlich auch wieder mehr Raum und Zeit, um hier zu schreiben.

Bis dahin brauche ich viel Zeit, mich um mich zu kümmern und meine Energie aufzuwenden, dass wirklich Notwendige zu schaffen.

Nun wünsche ich euch einfach eine gute Zeit und verabschiede mich bis zum nächsten Mal.
Ach ja, heute ist Freitag. Und ich wünsche euch natürlich, dass ihr einen schönen Tag und ein erholsames Wochenende habt. Und dass ihr alle gesund bleibt.

❄️🌈💜💕💜🌈❄️

Alltags-Wahnsinn

Wie ich bin


https://pixabay.com/de/photos/tier-die-schafe-s%c3%a4ugetier-spezies-6815784/

Hallo ihr Lieben,

hat von euch jemand diesen Film gesehen?
„Oskar, das Schlitzohr und Fanny Supergirl“ https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2Zlcm5zZWhmaWxtZSBpbSBlcnN0ZW4vMTU3ZGFiNmEtYWEzOS00YTkwLTkzNTQtMjg3YjdhZjk2ODlm/

Ich habe ihn mir gestern angeschaut, nachdem ich mehrfach gelesen hatte, dass er sehr gut sein soll. Ein Film über Autismus. Mit Didi Hallerforden in einer Hauptrolle. Und der soll dann wirklich gut sein und nicht albern und überzogen?
Ich hatte ihn wegen meiner bisherigen Erfahrungen mit solchen Filmen nicht geschaut.
Nun, gestern habe ich es nachgeholt.

Und ich saß auf der Couch und habe geweint.

Nein, er war nicht wirklich tragisch. Er wurde gut verpackt serviert mit viel Spaß für den der nicht involviert ist in den Themen.
Und an der einen und anderen Stelle mag sich mancher gar empören, dass es so aber nun auch nicht wirklich sei.

Ich saß da, mit einem fetten Kloß in meinem Hals und die Tränen liefen über meine Wangen.

Ein Teil meiner Geschichte.

Ausgegrenzt.
Verspottet.
Verarscht und benutzt, damit andere sich an der „Dummheit“ belustigen können.

Nur sah man mir optisch nicht an, dass ich anders bin.
Ich unterschied mich in meiner Kleidung nicht von den anderen.
Nicht, weil ich es nicht gewollt hätte, sondern weil meine Mutter es nicht gewollt hat.

Als Teenager fing ich an, mich mehr zu kleiden wie ich wollte.

Ich schlief auch lange in Jeans und Sweatshirt.
Ich schob das auf den sexuellen Missbrauch. Aber ich glaube, mit dem hatte es weniger zu tun als ich dachte.
Ich mochte schlicht den Frotteestoff der Schlafanzüge nicht auf der Haut haben.
Später schlief ich im T-Shirt und einer Jogginghose.

Ich mag bis heute bestimmte Stoffe nicht auf der Haut haben.
Als Teenager besaß ich ein rosafarbenes Sweatshirt von Esprit. Es war das erste und einzige Teil in dieser Farbe, was ich in meiner Kindheit besessen habe.
Dieses Sweatshirt habe ich nicht angezogen, weil ich die rauhe Innenseite auf meiner Haut nicht ertrug. Einzig als Ersatz für eine Jacke habe ich es manchmal benutzt.

Genau dieses Sweatshirt hatte ich dabei als ich zum ersten und einzigen Mal die Zwillingsschwester meines Vaters besuchen fuhr.
Es war am Abend recht kühl und es brauchte etwas langärmliges, wollte ich noch unterwegs sein.
Als sie sah, wie mich der Stoff auf der Haut quälte, fragte sie, ob ich denn nicht einfach mal versuchen will, es auf links zu ziehen und dann mit dem glatten Stoff nach innen zu tragen.
Welch grandiose Idee. 😍
Ich liebe meine Tante Hilde dafür noch immer.

Meine Mutter allerdings war wenig begeistert, als ich so zurück nach Hause kam. Und schon gar nicht davon, dass ich fortan gehäuft sowas machte.
Was sollen denn die Leute denken?

Ja, die Leute sollten auf jeden Fall denken, dass ich normal bin.
Das war ihr sehr wichtig.
Damit sie nicht über mich spotten und nicht über sie und die Familie.

Heute würde ich ihr zu gerne sagen: „Ach Mama, sie habe ohnehin über mich gespottet. Ganz gleich wie ich angezogen war. Sie haben gespürt und erlebt, dass ich nicht war wie die anderen. Sie haben erlebt wie meine Mimik nicht passte und ich wörtlich nahm was sie sagten. Sie hatten ihren Spaß daran, dass ich ihre Scherze nicht erkannte. Ich war für sie dumm.“

Und meine Mutter sagte täglich zu meinem Verhalten: „Nun streng dich mal mehr an! Du bist doch nicht dumm!“

Und ich hörte nur, dass ich dumm bin, wenn ich etwas nicht so kann wie die anderen.
Menschen die das nicht können, sind dumm.
Ich kann es nicht. Ich bin dumm.

Heute liebe ich bunte Farben. Vor allem an meinen Füßen.
Und ich ertrage noch immer kein Frottee.

Ich bin nicht bemüht, mich zu kleiden wie es anderen gefällt.
Ich mag nur tragen womit ich mich gut fühle.

Und ich mochte schon immer Kleidung, die sich weich anfühlt und wenig auf der Haut spürbar ist. Und Farben, die weich und angenehm in den Augen sind. Deshalb mag ich auch rot nicht. Und Gelb auch eher, wenn es in Richtung orange geht oder blass/pastell ist.
Und am meisten gemocht habe ich schon immer alles was im Batikstil ist.
Ich habe mir als Teenager mal eine Jeans so aufgepeppt. Und die habe ich dann mit Stolz getragen.
Meiner Mutter war es zu der Zeit bereits egal. Das war schon die Phase wo wir täglich heftige verbale Auseinandersetzungen hatten, weil ich ihr zu schwierig wurde.
Weil ich einfach nicht zurecht kam mit all dem was ich selbst entscheiden sollte und wie ich zu funktionieren hatte.

Ich sitze auf meinem Bett, mit der Kapuze auf dem Kopf.
Jogginghose an.
Ich habe das vorhin angezogen, weil ein Paket kam.
Nun sitze ich so da und schreibe.
Wenn es hier in der Wohnung nicht so warm wäre, würde ich solche Kleidung noch immer zum Schlafen bevorzugen.
Denn als ich Kind war, wurde das Kinderzimmer nur dann beheizt, wenn es wirklich sehr kalt war.
Auch das ein Grund, warum ich in Kleidung schlafen mochte.

Heute ist ein Tag an dem ich die Kapuze aufhaben mag.
Ich fühle mich so geschützt.
Ich fühle mich etwas mehr abgeschottet von allem.

Die Welt ist einfach zu viel.

Und dennoch, ich wünsche jedem, der mich liest einen angenehmen und entspannten Tag. Entspannung ist so wichtig, wenn um uns herum alles unter Druck gebracht wird. Wenn die Angst sich ausbreitet.
Ich wünsche euch, dass ihr gut bei euch sein könnt.

Es ist Samstag.
Es ist Wochenende.
Habt einen guten Tag.

❄️🌈💜💕💜🌈❄️