Alltags-Wahnsinn

SocialMedia-Re-Traumatisierung unter dem Decknamen Helfer


#wonderapp

Ich erinnere mich schon mit leichtem Ziehen im Bauch an die Zeit, als SocialMedia noch eher in Form von Foren bestand. Eine Zeit in der ich hilfesuchend nach jedem sich mir bietenden Strohhalm griff, immer in der Hoffnung sowas wie eine Erlösung von diesem schrecklichen Überlebenskampf zu finden, in dem ich mich befand. Abseits von Therapie und professionellen Helfern hoffte ich auf Menschen die verstehen und vielleicht irgendwelche umsetzbaren Tipps parat haben. Erfahrungswerte die ganz vielleicht auch für mich machbar sein könnten.

Schon damals machte ich die Erfahrung, dass sie wie die Hyänen über mich herfielen. Eine Mischung aus Menschen die traumatisiert waren wie ich und denen die sich auf die Fahnen schrieben, selbst geheilt zu sein und nun müssten andere es genauso hinkriegen wie sie. Sie ballerten mir Sätze um die Ohren mit denen ich schlicht nichts anfangen konnte. Sowas wie „Du musst dein inneres Kind annehmen“ oder „Du musst vergeben“. Klingt nett, aber war schlicht nicht umsetzbar.

Was gleich war, waren diese merkwürdigen Kämpfe unter Betroffenen, bei denen es darum ging, wer für sich das schlimmste Leid deklarieren darf. Diese Kämpfe erlebte ich auch auf allen anderen Kanälen und erlebe sie bis heute, wenn ich mal wieder irgendeinen Kommentarstrang unter einem Blogbeitrag lese, bei dem es um Trauma geht oder kurzzeitig in einer dieser Gruppen Mitglied bin. Kurzzeitig, denn lange bin ich da irgendwie nicht mehr. Zumindest aktuell nicht mehr.

Nicht mehr seit ich meine eigene Facebook-Gruppe aufgelöst habe und jeder Versuch, eine neue Gruppe zu installieren bisher daran scheiterte, dass schlicht keine Aktivität entsteht.

Aber ich kenne dennoch Gruppen zu diversen Themen. Und eines eint sie alle. Das System in dem es Admins, Moderatoren und Mitglieder gibt. Hierarchie wie es sie auf den meisten Arbeitsstellen auch gibt. Allerdings mit dem Unterschied, dass hier weder Administrator noch Moderator irgendwelche besonderen Kenntnisse oder Fähigkeiten benötigen, um diese Position auszufüllen. Niemand hinterfragt, ob sie geeignet sind. Einzig sie selbst entscheiden. Auch in Familien gibt es diese Hierarchie. Inklusive dessen, dass die Oberhäupter absolute Macht haben. So nun auch selbige Struktur in SocialMedia-Gruppen.

Was sind das für Menschen und wie agieren sie?

Mit Macht über andere.

Da wird eine tolle Gruppe installiert, mit dem Wunsch, dass dort Menschen einen guten Ort finden, die mit den Folgen aus Traumatisierung in ein eigenes Leben finden wollen. Menschen die Leid erfahren haben durch meist sehr übergriffige Menschen, die Regeln aufstellten, die gewöhnlich nur zu ihrem eigenen Nutzen waren. Undurchsichtige Regeln zumeist, die viel Spielraum für Interpretation ließen, nur um das Opfer jederzeit abstrafen zu können.

Nun bin ich bedingt durch mein autistisch geprägtes Gehirn so veranlagt, dass ich Strukturen immer hinterfrage und analysiere. Ich gleiche ab mit dem was mir bekannt vorkommt. Insbesondere, wenn ich spüre wie meine traumatisierten Anteile unruhig werden. Sie werden das ja nicht, wenn da nichts an Trauma erinnert. Das tut es in diesen Gruppen aber.

Das tut es, weil SocialMedia scheint als wenn es die ganze Welt umfasst. Dort einem Shitstorm ausgesetzt fühlt es sich an als wenn die ganze Welt nun darum weiß und jeder einen hasst. Jede dort erlebte Demütigung verstärkt das Gefühl, von den Menschen abgelehnt zu werden. Man wagt es noch weniger, Kontakte zu knüpfen, weil man fürchtete, es würde einem in der realen Welt genauso ergehen. Und so ganz real würde sich das dann ja noch viel schlimmer anfühlen. Also lieber zurückziehen und für sich bleiben.

Doch das ist nicht mal die schlimmste Ähnlichkeit.

Nein, es sind die Regeln und Vorgehensweisen der Admins. Dieses Konstrukt der Macht. Regeln die wenig konkret sind, immer Raum lassen nach Belieben ausgelegt zu werden, nur um das Mitglied jederzeit und ohne Erklärung auszuschließen. Und damit man sich auch nicht im Nachhinein erklären muss, wird es direkt blockiert. Und das alles als sogenannter Helfer in einer Gruppe für Menschen mit DIS und anderen komplexen Traumafolgen.

Das ist aus meiner Sicht re-traumatisierendes Verhalten.

Und es zeigt mir ein ums andere Mal, dass diese Gruppen nicht sicher sind. Nicht sicher im Hinblick darauf, dass man nie weiß ob sich hinter Profilen nicht Täter verbergen. Aber auch, weil sich auf diesen Positionen derer die Entscheidungsmacht haben oft diejenigen befinden, die Macht ausnutzen, um sich über Mitglieder zu erheben. Scheißegal wie es denen geht, die sind doch nur Namen, keine echten Menschen. Da macht man sich doch frei von, dass die im realen Leben dann vielleicht leiden. Abgehakt, erledigt, weitermachen. Dass der zuhause sitzt und sich gedemütigt fühlt, re-traumatisiert ist, weil isoliert von der Gruppe und den vorherigen Kontakten, tangiert den Admin nicht.

Und dann heißt es doch immer wieder so schön, wer dort schreibt muss auch damit umgehen können, dass Gegenwind kommt. Sowas habe ich auch hier auf meinem Blog schon erlebt. Und ganz ehrlich, die Leute blockiere ich für weitere Kommentare. Nicht, weil ich deren Meinung nicht lesen will, sondern weil ich auf meinem Blog auch dann schreiben können möchte, wenn ich nicht belastbar genug bin, um mich gegen Angriffe zu wehren. Solchen Angriffen ist man schlicht nicht immer gewachsen und schon gar nicht wenn man noch am Anfang steht und sehr schnell getriggert ist.

Da braucht man Schutz und Admins, die genau diese Schutzbedürftigkeit im Blick haben und nicht die bestärken, die draufhauen.

Und überhaupt ist es der helle Wahnsinn, wenn dann wild auf die eingewirkt wird, die eh schon völlig drüber sind, weil sie getriggert wurden und dadurch alles nur noch durch die Traumabrille wahrnehmen. Wie schlimm, wenn das dann der Admin selbst ist und in diesem Zustand mal eben entscheiden kann, jeden rauszukicken, der gerade anderer Meinung zu sein scheint.

Und ganz besonders gruselig wird es für mich, wenn es sowas wie ein Anhimmeln eines Admins oder einer bestimmten Person gibt. Erinnert mich doch sehr an die Gruppierung in der ich als Kind schwerstens traumatisiert wurde. Auch dort wurde ein Mensch angebetet, der für die wenigsten dort ein Gesicht hatte. Es war ein Name eines Mannes, der irgendwo irgendwann diese Gruppe oder gar eine ihr übergeordneten Gruppen gegründet hatte. Auch diese Ähnlichkeit findet im SocialMedia statt. Der Admin ohne Gesicht und realen Background, über den nichts gewusst wird als das was er dort schreibt. Nicht bekannt wo der lebt und wie der lebt. Hat sich selbst auf den Posten gesetzt, um sich anbeten zu lassen als der Große, der Tolle, der sich um alles kümmert.

Da dröhnt der Verdacht des Narzissmus mir durch den Kopf.

Und dann sammle ich doch lieber all meine gezeigten Splitter wieder ein. Schäme mich in Grund und Boden für meine Offenheit und jeden mitgeteilten Gedanken. Schließe die Tür hinter mir und ziehe mich in den sicheren Ort meiner verschlossenen Wohnung zurück.

Re-traumatisiert von der Übergriffigkeit eines Täters, der mich öffentlich beschämt und weggeworfen hat.

Nur weil meine Worte durch die Traumabrille gelesen wurden oder schlicht im Kleinsten der Verdacht aufgekommen sein könnte, dass ich „den Guru“ nicht verehre.

Ich hoffe einfach, dass andere Betroffene gut auf sich achten. Denn dann klingen die Worte einer lieben Freundin in mir nach. Sie sagte: „Du kannst nicht die ganze Welt retten. Deshalb konzentriere dich erstmal darauf, dich zu retten.“

Ich bin nicht gut darin, nicht alle beschützen zu wollen.

Alltags-Wahnsinn

Abschiedsschmerz


Hallo ihr Lieben,

es war nicht wirklich mein Plan, heute Morgen noch hier zu schreiben. Ich wollte bis kurz vor 6 Uhr schlafen und dann duschen, an den Strand, sofern das Wetter passt, und anschließend etwas essen und die letzten Sachen einpacken, ehe das Auto dann beladen wird.
Aber nun liege ich seit einer Stunde wach im Bett.
Draußen sieht es stockfinster aus. Mein Kopf ist voll Gedanken und mein Herz vom Abschied schwer.

Eigentlich habe ich mich immer auch auf zuhause gefreut. Auf die Vertrautheit dessen was ich dort habe. Auf den Lieblingsmensch, den ich in jedem Urlaub schrecklich vermisst habe.

Diesmal tut der Abschied weh.

Diesmal würde ich am liebsten bleiben.

Ich mag nicht zurück in diese Unfreiheit. Mag nicht in all das hinein was mich erwartet.

Vielleicht auch, weil noch nicht gesackt ist, dass es nun Bestätigung bekommen hat, dass ich im autistischen Spektrum liege.
Weil ich keine wirkliche Aussicht auf fachliche Unterstützung habe.

Weil all das was in den vergangenen Wochen und Monaten mit dem Lieblingsmenschen war, nur Kummer hinterlassen hat.
Da ist wie ein kilometerbreiter Graben zwischen mir und ihr. Ein Graben über den das Verständnis scheinbar nicht mehr möglich ist.
Keine liebevolle Berührung, die Verstehen viel unwichtiger sein lassen würde, weil ich spüren könnte, dass da Liebe ist.

Ich fühle mich nicht mehr geliebt, gewollt, gewünscht.
Nur einsam ungewollt.

Als gestern ein „Pling“ vom Smartphone des einzigen Menschen ertönte, der mich ganz privat und freiwillig um sich zu wünschen scheint, spürte ich ihn wieder, diesen tiefen Schnitt in meiner Seele………..

Im Gegensatz zu mir ist sie dazugehörig, im Kontakt, von anderen gewünscht und gewollt. Es gibt Menschen, die an ihrem Leben und Erleben teilhaben.

Etwas was ich mein ganzes Leben schon vermisse.

Wie entsteht das, dass ein Mensch sich für einen anderen interessiert?
Wie wächst diese Verbundenheit und diese innere Nähe?
Wie fühlt sich die an?

Und dann gehe ich wieder gedanklich zurück zu dem Spaziergang gestern am Strand. Wie wir schweigend über Kilometer gegangen sind. Jede für sich allein.
Wie sie eine Fliege entdeckt hat, die auf dem Rücken liegend am feuchten Sand klebte.
Ich nahm einen Stein und ließ sie draufklettern. Sie bewegte sich und fiel wieder in den nassen Sand und strampelte auf dem Rücken liegend um ihr Leben.
Erneut bot ich ihr den Stein an. Sie krabbelte drauf und blieb dort. Als wenn sie nun wüsste, dass ich ihr Retter bin. Ich suchte Wege durch den Matsch, bis ich den Stein sicher in der Nähe der Dünen ablegen konnte. Dort würde sie ihre Flügel trocknen lassen und vom Sand befreien können. Und sich ganz in Ruhe wieder berappeln und Kraft tanken können.
Und ich höre wie dieser Mensch neben mir sagte, dass ich aufpassen solle, nicht dass das noch eine Stechfliege ist……. als wenn sie dann kein Leben verdient hätte.
Für die Fliege war ich der Retter. Für sie habe ich den Unterschied gemacht.
Denn mir war es egal, ob sie einen Stachel hätte haben können oder einen todbringenden Virus. Ich habe ihre Not gesehen und ihr geholfen. Und das so, dass ich mich nicht in unnötige Gefahr gebracht habe.

Weil ich nicht danach frage, ob jemand es wert ist.
Weil ich nicht hinterfrage, ob der andere mir gefährlich werden könnte.

Ich sehe die Not und mag tun was ich tun kann.

Bei Menschen scheint das leider nicht zu reichen.

Vielleicht mag ich gerade deshalb lieber hier bleiben.
Hier, wo ich allein mit dem Meer und der ganzen Natur sein kann.

Mir graut es schon vor den vollen Straßen, sobald wir in Grenznähe kommen.
Vor all den Menschen, die Gesetze und Bußgelder brauchen, um den notwendigen Abstand zu Fremden zu halten. Mir graut vor all der gedrängten Nähe zu denen, die fragen, ob ich ihnen gefährlich sein könnte, anstatt sich selbst achtsam zu schützen.
Ich mag das Leben dort nicht wirklich.

Für mich ist es nun Zeit, ins Bad zu gehen.

Ich wünsche euch einen schönen Samstag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Smalltalk


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Hallo ihr Lieben,

„Draußen ist heute Waschküchenwetter………“…………

Kann ich Smalltalk?

Was ist das?

Ich frage Siri, lande bei Wikipedia und kann doch nicht wirklich etwas mit den Erklärungen anfangen.

Also, Gespräche übers Wetter halte ich für ziemlich sinnlos, wenn es nicht im Hintergrund um etwas ganz anderes geht. Ich spreche übers Wetter, wenn ich mich frage was ich anziehen sollte. Oder wenn der Regen meiner Stimmung entspricht oder ich die Wolken vermisse, in denen ich gerne Figuren entdecke.
Aber nur übers Wetter……..?

Dann fühlt es sich in mir nach zwei Sätzen an als würde ich auf einem alten, ausgekauten Kaugummi herumkauen müssen, das nach nichts mehr schmeckt und einfach nur ekelhaft zäh ist.

Ich kann also durchaus Smalltalk, aber ich mag ihn nicht. Schon gar nicht wenn er mehr als zwei Sätze beinhaltet. Und ich verstehe auch nicht, warum Menschen diese Art Gespräch als angenehm empfinden.

Wozu braucht man das? Als Einstieg?

Okay, wenn ich mich im Therapieraum hingesetzt habe, mühe ich mich, ein Gespräch zu beginnen. Zumal wenn sich keines ergibt. Denn oft entsteht das Gespräch bedingt durch irgendwas. Ein Tisch, der verrückt wurde. Etwas was beim Gehen zum Raum war. Etwas was ich sozusagen von der Fahrt mit reinbringe. Etwas was mir an meiner Therapeutin auffällt.
Und oft reagiere ich auf den Blick, der mir entgegengeworfen wird mit der Nachfrage: „Was denn?“

Auch das ist wohl eine Möglichkeit, in Kontakt zu kommen.

Aber es ist schlicht nicht meins.
Weder ein Handschlag zur Begrüßung noch eine flüchtige Umarmung und schon gar nicht die häufige Einstiegsfrage nach dem Befinden.

Ich frage meist nach dem Befinden des anderen, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich es mitbekomme, wie es gerade ist.
Denn ich bemerke meist nicht, wie es einem anderen Menschen geht.
Und wenn es dann irgendwann deutlich wird, dass der andere erschöpft ist, angeschlagen, traurig, dann tut es mir unendlich leid, es nicht mitgekriegt zu haben und die ganze Zeit nur mein Ding abgespult zu haben.
Also versuche ich es durch Frage im Vorfeld herauszufinden.
Was natürlich nicht immer gelingt.
Denn anderen geht es ja auch manchmal so, dass sie gar nicht wissen wie es ihnen geht oder sie halten es nicht für relevant.

Und dann gibt es da noch die, die schlicht schon direkt hinterfragen aus welchem Grund denn wohl die Frage gestellt wird. Und um mich abzufangen, direkt nachfragen, was denn los sei.
Wie das endet, mögt ihr euch vielleicht denken.
Nach zwei Stunden reden bemerke ich ein unterdrücktes Gähnen meines Gegenüber und mag im Erdboden versinken, weil ich nicht mitbekommen habe wie sehr ich Energie koste oder mein Gesprächspartner möglicherweise schon zu Beginn erschöpft war oder ich ihn schlicht langweile. Die Wahrheit ist, dass ich es nicht weiß.

Finden Menschen sowas durch Smalltalk heraus?
Oder füllt der nur Gesprächslücken?

Oder ist das sowas wie meine Verzögerungstänzchen, wenn ich mich verabschieden sollte aber eigentlich das Gefühl habe, noch nicht gehen zu können?
Aber eigentlich rede ich dann nicht Belangloses.
Nicht mal wenn ich meinen Nachbarn im Treppenhaus treffe.

Kann es sein, dass ich deshalb auch in diversen Internetforen und -gruppen immer wieder zum Angriffspunkt werde?
Schlicht, weil die anderen an der Oberfläche belanglos im Kontakt sein wollen und ich gleich in die Tiefe springe und da auch bleiben will?
In einer Tiefe die die anderen weder kennen noch erreichen wollen?

Ach je…….
Ich hasse diese merkwürdigen Regeln des Miteinander.
Auch das man nie so richtig weiß wann man sprechen sollte und wann nicht.
Insbesondere am Telefon, wenn man den anderen ja auch nicht sieht und nicht die Atmosphäre spüren kann.
Oder wenn dann nur eine knappe Antwort kommt und ich gar nicht weiß, wie die gemeint sein wird.
Weil ich nicht erkenne, ob der andere etwas ernst meint oder es nur so betont.

Oh weh…….. und dann denke ich wieder an den Therapietermin heute. Blöder doofer Montagstermin, der mich jede Woche so arg stresst. Ich hasse diesen Termin. Nein, nicht den Termin wirklich. Aber das Betreten der Praxis.
Nicht nur, dass der Warteraum dann ziemlich gefüllt ist und ich nicht weiß ob ich ihn betreten darf oder nicht.
Nein, er ist zu voll und ich durch die Blicke der anderen gezwungen zu grüßen.
Und es ist gefühlt als würde jeder Blick auf meiner Haut brennen. Und ich würde am liebsten eine Tarnkappe haben und da unsichtbar durchgehen.

Denn am Ende des Termins, wenn ich dann wieder nach Hause fahre, nehme ich diesen Stress noch immer mit und mag ihn irgendwie wegmachen. Was regelmäßig darin endet, dass ich viel zu viel ungesunden Kram esse. Sowas wie Schoki oder Chips. Was ich eben eigentlich gar nicht sollte.
Na ja und den Rest des Tages verbringe ich dann auf der Couch beim Spielen am iPad oder beim Filme schauen. Weil keine Kraft mehr für irgendwas da ist.

So ist das immer an diesen blöden Montagen.

Na ja, nächste Woche fällt er dann aus und drauf die Woche auch.
Aber heute ist er noch mal so wie immer.
Und eine Tarnkappe habe ich leider nicht zur Hand, um mich darunter zu verstecken.
Und auch kein zweites Ich, was Smalltalk beherrschen würde.

Also, versuchen wir den Tag hinzubekommen.
Ach ja, erstmal Duschen und Porridge essen.
Und dann mal schauen, ob ich es noch vor dem Termin schaffe, das Autismus-Institut zu kontaktieren. Denn das hatte die Ärztin dringend angeraten. Und eigentlich soll ich mir auch einen Facharzt hier in der Stadt suchen. Was sich aber sehr schwierig zu gestalten scheint.

Nun ja, ich schaue mal was kommt, wenn ich den ersten Schritt geschafft habe.

Euch wünsche ich einen guten Start in die Woche, einen angenehmen Montag.

🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

„Ist morgen wieder ein normaler Freitag?“


Zoo Rostock 26. August 2021

Hallo ihr Lieben,

als gestern realisiert wurde, dass Donnerstag ist, tauchte die Frage eines offensichtlich traurigen Innenkindes auf, ob denn nun morgen endlich wieder ein normaler Freitag sei.

Nun ja, es ist Freitag.
Normal ist er nicht.
Aber normal ist er auch in einer Woche nicht.
Und normal……….
Wird er das überhaupt jemals wieder werden?

Ich kann sie in mir fühlen diese unendliche Sehnsucht, dieses Gefühl, es nicht auch noch einen einzigen Tag geduldig ertragen zu wollen.
Bitte endlich wieder Normalität.
Endlich wieder was immer verlässlich da war.

Gestern waren wir für einen kurzen Besuch im Zoo.
Nicht sehr lange und auch nicht wirklich in Ruhe.
Aber wenigstens einen Moment in der Tropenhalle bei meinen geliebten Orangs.

Niah und LinTang beim Toben zugeschaut. Wieder mal festgestellt, dass nicht mehr erkennbar scheint, dass sie nicht gleichaltrig sind. Überhaupt erkenne ich nicht wer da wer von den beiden Kleinen ist. Nicht anhand ihrer Optik.

Niah Zoo Rostock 26.08.2021

Aber als sie ausgetobt hatten und beide sich entfernten, saß eines der Kinder allein mit einem Spielzeug beschäftigt am Boden, während das andere hochgeklettert war und eben genau das tat, was es braucht.
Immer mal wieder.
So von Zeit zu Zeit.

LinTang und Sabas Zoo Rostock 26.08.2021

Und damit wusste ich genau wer wer ist.
LinTang war zu ihrem Papa gegangen.
Sich vergewissern, dass er noch da ist.
Einen Happen bei ihm essen.
Mit ihm kommunizieren.
Um dann wieder spielen zu gehen.

Eine Weile später, als LinTang längst mit einem Spielzeug weiter entfernt beschäftigt war, war zu sehen, wie auch Niah zu ihrer Mama ging.

Mein Herz geht immer wieder auf, wenn ich LinTang und Sabas zusammen sehe.
Wenn ich erlebe, wie sie still in Kontakt sind.
Wie die Kleine in ihm diese Bindung findet, die sie so dringend braucht, um sicher durchs Leben gehen zu können.

Diese zuverlässige Garantie, dass er da ist.
Sich immer wieder vergewissern können, ohne weggestoßen zu werden.
Ohne lästig zu sein.

Die Kleine in mir weint.

Es fühlt sich leer an.
Die fehlende Normalität.
Die Routine, die wenigstens noch einen winzigen Hauch von Normalität erhalten hat.
Diese Routine, die zu Beginn der Pandemie das war woran wir uns geklammert haben, um uns überhaupt noch zu wagen, die Wohnung zu verlassen.

Termine zu bestimmter Zeit an den immer selben Wochentagen.
Wenigstens das blieb normal.
Auch dann noch als alles in den Lockdown ging und die Straßen gespenstisch leer wurden.
Als wir uns kaum noch trauten einen Fuß nach draußen zu setzen, waren es diese Termine, die halfen, irgendwie weiterzumachen und durchzuhalten.

Aber was ist schon normal?

Normal, so wie es war, ich fürchte, das kommt nicht wieder.
Auch in diesen Terminen nicht.

Normal das hieß eigentlich, dass wir jederzeit innerhalb der Begegnung soviel an Nähe herstellen können, wie gebraucht wird, um uns sicher genug zu fühlen.

So wie LinTang, die selbst regulieren kann, ob sie viele Meter entfernt alleine spielt, ob sie sich auf den selben Platz setzt an dem sich Sabas aufhält. Sie kann selbst regulieren wie viel an Nähe sie braucht. Ob es nur eine entfernte Nähe braucht, Blickkontakt, doch Berührung oder gar ein intensives Kuscheln.

So in etwa war das lange Zeit auch in unseren Begegnungen.
Dann kam Corona und die Behörden entschieden darüber, was erlaubt ist.

Und sie haben es bis heute nicht wieder verändert.

Nein, heute ist kein normaler Freitag.
Heute ist ein Freitag an dem nicht mal die Routine des Termins da ist.
Und auch nächste Woche wird es kein normaler Freitag.
Denn auch dann wird dieser Termin alles andere sein als das was wir wirklich brauchen.

Auch dann wird die Kleine in mir innerlich weinen, weil sie nicht hingehen und fühlen darf, dass die Nähe noch immer gut tut. Sie darf nicht überprüfen, ob dieser Mensch noch immer riecht wie vor 1,5 Jahren. Sie darf nicht die Wärme spüren, die sie wissen läßt, dass alles okay ist.
Nur dasitzen, auf drei Meter Entfernung und sich gut konzentrieren, um wenigstens die Worte der vertrauten Stimme hören und ihre Bedeutung verstehen zu können. Die Brille, die wir immer abgenommen haben, um uns Tränen erlauben zu können und den Kleinen den Raum zu lassen, bleibt nun auf, um wenigstens das vertraute Gesicht noch mit viel Entfernung sehen zu können.

Und zum Abschied streckt sich unsere Hand ins Leere aus.
Werden Tränen geschluckt und Sehnsucht fließt ins Nichts.

Ich fürchte, das wird nie mehr wieder zurückgenommen werden.
Ganz gleich wie viele Menschen sich impfen lassen und wie viel an Zeit vergeht.

Und manchmal wünsche ich mir, die Zeit zurückzudrehen und mich nie getraut zu haben, zu fühlen wie sich sichere Bindung anfühlen kann.

Wenigstens würde dann heute der Verlust nicht so sehr schmerzen.

Ich fühle, dass ich es nicht mehr ertrage, keine körperliche Nähe zu spüren.

Ohne diese Nähe ist es schlimmer als zu Kindertagen, wo Nähe allzuoft Gewalt war.

Es fühlt sich an als würden wir an Sehnsucht ersticken.

Weil all das einfach nicht normal ist.
Weil Menschen Berührung brauchen.
Weil Menschen Nähe brauchen.

💧💧💧💧

Ich wünsche euch allen einen angenehmen Freitag und kommt später dann gut ins Wochenende.
🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Real Life


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Hallo und guten Morgen ihr Lieben

„Hör‘ auf zu jammern und krieg dein Leben gefälligst auf die Reihe!“

Weil Menschen so mit anderen Menschen umgehen, fühle ich mich unwohl in dieser Welt.

Die selben Menschen, die sich für total entspannt und tolerant halten und dann über andere urteilen, sie verurteilen, ihnen sagen wie sie zu leben, zu denken, zu fühlen haben.

Diese Doppelmoral, die erahnen lässt, wie wenig sicher das Gezeigte mit dem Gesagten übereinstimmt.

Kennt ihr das, wenn ihr verurteilt werdet, weil ihr labil seid?
Wenn ihr angegangen werdet, weil ihr emotional leicht aus dem Gleichgewicht geratet?
Wenn euch schlechte Laune unterstellt wird, da wo ihr eigentlich innerlich am Boden liegt und keinen Halt mehr fühlt?
Wenn ihr an allen Enden nur noch kämpft, um wenigstens die Nasenspitze noch über Wasser zu halten?

Eigentlich halt so Zeiten, in denen ich mich abschotten mag. Wohnungstür schließen, Telefon und Klingel aus. Nichts mehr hören und sehen von der Welt.

Wäre da nur nicht……….

Ja, wäre da nur nicht der Umstand, dass ich als Kind zu früh und zu oft einsam und alleingelassen war.

Denn genau das führt dazu, dass ich mich dann bestraft und schuldig fühle und es mir immer schlechter geht.

Eigentlich brauche ich dann sowas wie einen Freund um mich.

Jemand, der mich auch dann mag, wenn ich gerade in mir ertrinke.
Jemand, der mich festhält und nicht untergehen lässt.
Jemand, bei dem ich Ruhe finde, um wieder in mir ruhig zu werden.

Jemand, dem ich in die Augen sehen kann.

Und zwar wirklich in die Augen.
Und nicht dazwischen, darunter, darüber oder hindurch.
Jemand bei dem ich jede Facette in den Augen erkennen kann.
Wo das Auge so interessant ist, dass ich nicht wegschauen mag.

Jemand, dessen Nähe mir Schutz und Sicherheit ist.
Jemand mit dem ich mich geborgen fühle wie sonst nie in dieser Welt.

Es hat in meinem ganzen Leben nur drei Menschen gegeben, dessen Augen ich so sehr kannte.
In deren Nähe ich ausruhen konnte, weil ich sicher war.

Zwei von ihnen haben mich ent-täuscht.
Was sie zeigten war nicht was sie dachten und nicht wie sie handelten.
Und ich fiel sehr tief.

Nun, mancher mag meinen, ich müsse da selbst toleranter sein und nicht alles so eng sehen.

Vielleicht sollte ich das.
Nur Vertrauen geht nicht über den Verstand und ein Sicherheitsgefühl basiert nicht unbedingt auf „was gut gemeint ist“.

Ein verängstigtes Kind lernt, nicht mehr zu vertrauen.
Es lernt, dass die Hand die hält auch die Hand sein kann, die schlägt und wegstößt.
Es lernt, dass der Mund, der von Liebe spricht, der selbe Mund sein kann, der verspottet.

Und dennoch bleibt der Wunsch, dass da wenigstens dieser eine Mensch im Leben ist, dem ich vertrauen darf ………….

……
und vor allem vertrauen kann.

Denn eigentlich bedeutet das real Life für mich ein Überlebenskampf bei dem ich allein auf einem Minenfeld unterwegs bin. Ausgestattet mit Hilfsmitteln, die ich lange erprobt und optioniert habe.

Und wenn mir die Minen um die Ohren ballern, renne ich los.

Ohne noch den Menschen zu sehen, dessen Augen ich in jeder Facette kenne.

Ich renne blind los.
Panisch suchend nach dem Ausgang.

Dem Ausgang aus diesem realen Leben, was eben gar nicht so real ist, wie es scheint.

Denn die Masse dessen was mich losrennen lässt, sind Explosionen die hervorgerufen werden durch Begegnungen in der virtuellen Welt und durch Medien, die Nachrichten einseitig verbreiten, um Angst zu schüren.

Es ist einfach kein guter Ort für jemanden wie mich.

Nicht nur in Krisen nicht.

Aber leider der einzige Ort an dem ich in Kontakt gehen kann ohne zu nah zu sein.

Ich wünsche jedem, der mich lesen mag einen angenehmen Samstag.
🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Blicke


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Hallo und guten Morgen ihr Lieben,

es ist schon sehr lange her, als ich auf einem Bahnsteig in der Provinz stand und auf den Zug wartete, in dem meine Freundin sitzen würde. Wir hatten uns verabredet, gemeinsam ein Stück zu fahren, bis sie umsteigen würde, um nach Hause zu fahren und ich weiter zum Termin bei meiner Therapeutin.
An diesem Tag kam alles irgendwie anders.

Weil ich im Wartehäuschen auf einen jungen Mann traf, der meine Augen als schön befand und es mir in einem harmlos klingenden Satz sagte. Vor meine Füße auf den Asphalt des Bahnsteins spuckte er die Buchstaben, die langsam bohrend in mir die Facetten splittern ließen.
Als sie zerfielen war ich bereits viele Kilometer weit weg.

Ein harmloser Satz und sie hätten damit bewirken können, was immer sie wollten.
Wäre es nicht eine Fahrt mit meiner Freundin gewesen.
Hätte sie nicht gemerkt, dass etwas so ganz und gar nicht in Ordnung ist.
Und hätte ich nicht zeitnah bei meiner Therapeutin vor der Tür stehen können.
Hätte sie nicht die Facetten aufgefangen, ehe sie sich zu dem sortieren konnten, was ihr Plan war.

Vielleicht hätte sie nicht wenige Tage später Drohungen erhalten.

Und möglicherweise hätte ich dieser Gegend noch lange nicht den Rücken gekehrt.

Als ich beschreiben sollte, wie es sich in mir anfühlt, ganz zu Beginn, als ich gerade erst einen Namen für das erhielt wie ich mein Sein erlebte. So zersplittert, so wenig eins, so viele Einzelteile, die ich besser nicht sehen wollte.
Damals, da malte ich Bilder mit unzähligen Augen.
Jede der Stimmen in mir ein Augenpaar.
Jede ein Blick, der nicht gesehen werden wollte.

Menschenaugen.
Menschenblicke.

Sie durchdrangen mich.
Forderten mich auf, sie anzusehen.

Ich schaute durch sie hindurch.
Lernte, den Blick dabei nicht abzuwenden.

Sie waren nicht die, die mich lehrten, dass Blicke gefährlich sind.

Wer war es nur, dessen Blick solche Angst gemacht hat, dass ich dabei zerbrach?
Wessen Blick drang so tief in mich ein, dass ich für immer Angst bekam?
Wer stand dort vor meinem Gesicht und starrte in mich hinein?
Viel zu nah und viel zu viel?

So sehr, dass ich noch heute die Schritte laufe die ich damals noch gar nicht laufen konnte.
Nur weg von den Blicken, die mich bedrohen……..

…………..

Ich wünsche euch einen angenehmen und entspannten Dienstag.🌈💜💕💜🌈

Alltags-Wahnsinn

Bedrohungsgefühl


Mit einem Stapel ausgedruckter Zeilen eines lang zurückliegenden Austauschs per Mail sitze ich im Wohnzimmer. Ich überfliege die Seiten. Lese sie quer. Auf der Suche nach Bestätigung für meine Erinnerung.
Denn vielleicht bilde ich mir nur alles ein. So wie ich mir eingebildet hatte, andere Schuhe gesehen zu haben, als M. offensichtlich wirklich getragen hat………
Vielleicht bilde ich mir nur ein, dass es eine Bedrohung gab.

In mir läuft es Amok.
Fluchtrennen.
Ich lese.

Es ist eine ganz kurze Mail von wenigen Zeilen. Schnell geschrieben. Und dennoch spüre ich beim Lesen wie es sich in mir zerbrechend anfühlt. Wie es in mir bröselt und ich mich haltlos fallend fühle.

Gerade vier Wochen hatten wir zueinander Kontakt.
Vier Wochen in denen du eingedrungen bist in mein Leben.
Eingedrungen bist in meine Anonymität des Bloggens.
Mich konfrontiert hast mit Wissen darum, wo ich meine Therapie mache und in welcher Gegend ich lebe.

Ich lese mein Erstaunen über all das, was du in meinem Blog erkannt hast und lese meine Freude über eine gewisse Verbundenheit.

Vier Wochen……………

Ich lese wie du versucht hast, meine zarte Bindung zu zerstören, weil du sie vermisst hast.
Wie du eingedrungen bist in meine einzigartige Verbindung zu diesem Menschen, der wie kein anderer in meinem Herzen lebt.

Bis zu dieser Mail, als du danach fragtest, ob sie dich wohl stützend halten würde.

Und dann lese ich weiter.
Und ich lese mit zwei „Augen“.
Das eine liest was dort steht.
Während das andere mit dem Wissen von heute liest.

Zwei Monate später enden die Mails. Zumindest die, die sich noch in meinem Postfach befinden.
Der Kontakt zerschellte als du mich überrannt hast mit deinen Ideen, die ich sofort und auf der Stelle mit dir umsetzen sollte.
Als ich zaghaft versucht habe meine Grenze zu ziehen und wie gewohnt überrannt wurde.

Heute, sieben Jahre später, erschlägt mich das Fluchtrennen in mir.
Dieses Bedrohungsgefühl.
Die Wucht mit der ich mich ins Unsichtbare zurückziehen will.

Ich lese diese Mails und mit all meinem Wissen von heute lese ich: „Vielleicht gibt’s ja die Möglichkeit, dass M. uns „stützend“ in den Arm nimmt?!“

Und ich fühle das Bröseln in mir als würden Lemminge über die Klippe fallen.

In der nächsten Mail folgt von mir die Frage, was genau damit gemeint ist.
Ich habe funktioniert.
Ich habe einfach nur weiter funktioniert.
So wie ich es als Kind gelernt habe.
Einfach so tun als wenn alles normal ist.
Mir nicht anmerken lassen.

Sie war eingedrungen in meine winzig kleine, sichere Welt.
Um sie für sich zu haben.

Heute erinnere ich eine Gegebenheit, die sehr lange zurückliegt. Vielleicht war ich damals 8 oder zehn Jahre alt. Meine Großcousine kam zu mir auf Ferienbesuch. Sie kam, um alles zu nehmen was zu meiner „Welt“ gehörte.
Meine engste Freundin wurde zu ihrer und sie schlossen mich aus.
Meine Mutter übersäte meinen Körper mit Hämatomen, weil ich mich weigerte, ihr auch noch meine Filzstifte zum Malen zu geben.
Ich hatte still hinzunehmen, dass sie kam und mir alles nahm was mir wichtig war. Und mich jeden Tag spüren ließ, wie uninteressant und blöd ich bin.
Ich hatte still zu halten und alles runterzuschlucken. Ich hatte zu ertragen und meine Klappe zu halten.

Ich halte diese Mails in den Händen.
Es ist ein anderer Mensch, der nichts mit meiner Großcousine zu tun hat.

Aber ein Mensch, der in meine kleine Welt eingedrungen ist, um sie zu zerstören.

Und ich will panisch aus meiner Welt flüchten.

Noch heute will ich das, wenn ich lese wie sie sich in ihr ausbreitet.

Lieber haue ich ab als zuzusehen, während mein Herz zermatscht.

Weil ich eben noch immer uninteressant und blöd bin.

Weil ich noch immer tatenlos zusehe……………

Weil ich noch immer die Wucht der Gürtelschläge auf meinem nackten Körper spüre.

Ich ziehe mich in mich zurück.
Der einzige Ort den mir niemand nehmen kann.

über uns · Kontakt

Klare Worte


Manchmal bedarf es klarer und deutlicher Worte, um sich abzugrenzen, verstanden zu werden. Manchmal auch einfach um einen Standpunkt zu einer Sache deutlich zu machen.

Heute brauchen wir mal klare Worte. Und ich hoffe, dass die Menschen an die sie gerichtet sind diese auch einmal eindeutig verstehen. Alle anderen bitte ich darum, sich den Schuh nicht anzuziehen, denn er passt nicht und er sähe ganz schäbig bei Euch aus, weil ihr einen viel hübscheren verdient habt.

Also, in letzter Zeit haben sich in unserem Postfach zweifelhafte Anfragen gehäuft. Solche, in denen uns im Bezug auf unseren Blog angeboten wird ein Buch zu schreiben, in denen wir gebeten werden unsere Geschichte öffentlich zu machen.

Es mag sein, dass die eine oder andere dieser Anfragen ernstgemeinte Angebote sind. Wir wissen es nicht, denn wir haben sie einfach versucht zu ignorieren. Denn da gibt es so viele Fakten, die gegen diese aus unserer Sicht absurde Idee sprechen.
Wir stecken nicht unsere ganze Energie da rein, uns vor Übergriffen zu schützen, ein neues, freies Leben aufzubauen, um uns wieder von anderen benutzen zu lassen. Und ganz sicher haben wir nicht einen neuen Namen angenommen und unseren Wohnort so oft gewechselt, um nun mit unserer Geschichte ganz offiziell an die Öffentlichkeit zu gehen. So nach dem Motto: „Trallala hier sind wir“. Nein, das werden wir nicht tun.

Wen unsere Geschichte und das was wir wie erleben interessiert, der kann hier in unserem Blog vieles darüber erfahren und gerne dürfen wir auch per Mail kontaktiert werden. Aber wem gegenüber wir unsere Anonymität aufgeben, möchten wir schon ganz gerne sorgfältig auswählen.

Aber es gibt noch eine andere Sache, die hier hohe Wellen schlägt. Diejenigen unter Euch, die ein Problem mit Themen wie G’tt und ähnlichem haben, sollte vielleicht besser jetzt hier nicht weiterlesen. Es könnte ziemlich heftig werden. Denn ich möchte hier wirklich mal was klarstellen, damit begriffen wird.

Vor ein paar Tagen bekamen wir eine Mail, die sich auf unseren Blog bezog. Um nicht gleich böse Absicht zu unterstellen, behaupte ich mal, dass der Schreiber in guter Absicht den Kontakt aufgenommen hat. Man hatte unseren Blog zufällig entdeckt und jetzt sozusagen die ach so perfekte Lösung, weil sie einem selbst ja so gut geholfen hat. Aber man selbst habe ja auch keine so schlimmen Erfahrungen.

Kurz und knapp auf den Punkt gebracht wollte man uns nahelegen, zum Glauben zu finden, dann würde auch alles gut werden.

Entschuldigt meine Wortwahl, aber ich könnte echt kotzen.

Gesetzt der Fall der Schreiber möchte uns nicht in eine dubiose Glaubensgemeinschaft einbinden oder wurde gar auf uns angesetzt, sollen doch solche Menschen einfach ihren Weg gehen und uns unseren Weg gehen lassen.
Ich weiß nicht, was manche Menschen sich dabei denken, anderen ihren Weg als den besten und wirkungsvollsten aufdrängen zu müssen.

Was unsere Beziehung zum Glauben betrifft, so ist sie natürlich so unterschiedlich wie wir immer in vielem sehr unterschiedliche Meinung haben. Und sicherlich gibt es viele, die das Thema triggert und es gibt einige, die darauf verständlicherweise mit Wut reagieren.
Wütend macht mich diese Mail. Wütend macht es mich, weil ich den Eindruck habe, bewusst getriggert worden zu sein. Und dennoch gibt es auch Anteile, die denken, dass es nur eine naive Menschenseele war, die hilflos helfen wollte.

Okay, uns muss niemand bekehren. Wir waren als Kind an fast jedem zweiten Sonntag im Kindergottesdienst. Wir wurden getauft und konfirmiert. Wir reden jeden Anhänger der ZJ an die Wand, lassen uns nicht von irgendeinem Menschen in irgendeiner Weise über Gott belehren. Bereits als 13-jährige habe ich mich mit dem Pastor darüber auseinandergesetzt, ob es Gott so wie ihn die Kirche darstellt überhaupt geben kann.
Für mich gibt es ihn so nicht. Aus meiner Sicht ist die Kirche einer der reichsten „Vereine“. Und die sind darauf angewiesen, dass die Menschen kommen, weil sie sonst ihre vielen Immobilien gar nicht unterhalten könnten. Die Bibel wird x-beliebig von jedem so ausgelegt wie er sie versteht. Und es gibt Menschen, die diesen Glauben brauchen, um einen Halt zu spüren.

Es gibt Menschen, die brauchen eine Kirche, um sich Gott nah zu fühlen, Sowie es Menschen gibt, die ein Grab brauchen um einen Ort zu haben, an dem sie um jemanden trauern können.

Ich brauche all das nicht. Ich habe meinen eigenen Glauben, ganz tief in mir drin. Ich glaube nicht daran, dass es ein Wesen gibt was allmächtig unser Leben lenkt. Denn das wäre schlimm, wenn Gott darüber entschieden hätte, dass so vielen Menschen Gewalt angetan wird. Ich höre oft von Betroffenen, dass sie nicht an Gott glauben können, weil, warum hätte er dann zugelassen, dass ihnen so schreckliches angetan wurde.

Wenn ich nicht meinen eigenen Glauben entwickelt hätte, dann hätte ich vielleicht manchen Tag nicht so überlebt wie ich es geschafft habe.

Für mich ist Gott eine Kraft, die wirkt, etwas was man nicht sehen und riechen kann. Etwas was man nur mit dem Herzen sehen kann. Manche nenne es auch Intuition.

So, genug dazu geschrieben.
Nein, wir werden kein Buch schreiben.
Und nein, wir brauchen auch niemanden, der uns bekehren will.

Und bevor noch irgendwelche komischen Anfragen kommen,
ich brauche auch niemanden, der mir zeigen möchte, dass ich gar nicht lesbisch bin,
auch brauche ich keine Möchte-gern-Therapeuten die so tolle Methoden haben, mit denen man ach so schnell gesund wird.
Und auch sonstige seltsame Angebote könnten einfach mal unterbleiben.

Weder bin ich krank, wie viele immer gerne behaupten, noch bin ich jemand, den man in die richtige Spur bringen müsste.
DIS ist keine Krankheit sondern eine Überlebensstrategie.
Und meinen Weg gehe ich sehr zielstrebig in dem Tempo was für mich stimmt und mit den Menschen an meiner Seite, die zu mir passen.

So, Dampf abgelassen.

Und bitte jetzt nicht denken, dass ich keine Kommentare bekommen möchte. Ich liebe es Kommentare von Euch zu lesen. Bitte auf keinen Fall damit aufhören.

Ich mag nur nicht diese hilflosen Hilfsversuche von Menschen, die keine Ahnung davon haben, was wirkliche Probleme sind. Vielleicht kann das manch einem von diesen Leuten ein kleines bisschen die Augen öffnen.
Ich bin um jede Frage dankbar und um jedes Nachfragen um verstehen zu können. Aber ich hasse es wenn andere Menschen meinen zu wissen was für mich richtig ist und was ich brauche.

Kontakt

Wer uns per Mail kontaktieren möchte kann das gerne unter folgender Mailadresse tun:

vieleineinerhuelle@email.de

Vielleicht sollte der Betreff sinnvollerweise auf den Blog bezogen sein, damit die Mail nicht versehentlich im Spam landet.

Gerne könnt ihr auch hier direkt über das Kontaktformular schreiben.